Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Als politischer Aktivist hat Akilnathan Logeswaran proeuropäische Initiativen mitgestaltet, digitalisiert die Entwicklungszusammenarbeit in der Subsahara und will mit einer App Menschen zum Wählen animieren.
Als Forbes das Telefoninterview mit Akilnathan Logeswaran beginnt, sitzt dieser gerade in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Seit Oktober 2018 ist der Münchner dort beruflich unterwegs und arbeitet als „Digital Ambassador“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Unter anderem arbeitet er im Bereich digitaler Kompetenzen (digital literacy) in der Entwicklungszusammenarbeit und ermöglicht die digitale Unterstützung zivilgesellschaftlicher Prozesse.
Dabei lag Logeswarans Hauptanliegen bisher auf einem anderen Kontinent: Europa. Der Sohn eines Tamilen und einer Deutschen machte in der Vergangenheit insbesondere als proeuropäischer Aktivist von sich reden. Unter anderem setzte er sich im Rahmen der Münchner Gruppe der euroföderalistischen Bürgerbewegung „Stand up for Europe“ und der Bürgerinitiative „Pulse of Europe“ für ein buntes, föderales und vereintes Europa ein. „In Sachen europäischer Solidarität ist die EU etwas hinterher – besonders aus sozialer und ökonomischer Sicht. Erst wenn wir es schaffen, unsere Kräfte zusammenzufassen – etwa in Form gemeinsamer Wirtschaftscluster – können wir mit Akteuren wie den USA und China mithalten“, so Logeswaran, der BWL und VWL in Augsburg studiert und einen Master an der Wirtschaftsuniversität Wien und in Kalkutta absolviert hat.
Auch wenn der „Forbes 30 Under 30“ des Jahres 2018 noch einige Zeit in Ghana bleiben wird, gilt sein grosses Interesse weiterhin der europäischen Politik – besonders im Hinblick auf die Europawahlen (die Wahlen zum EU-Parlament fanden einen Tag vor Redaktionsschluss statt, Anm.). Denn parallel zu seiner Arbeit in Afrika ist Logeswaran Teil des Teams, das die Smartphone-Anwendung „WahlSwiper“ herausgebracht hat. WahlSwiper soll den Nutzer mit jener Partei „matchen“, die am besten zu ihm passt. Dabei beantwortet der Nutzer eine Reihe an „Ja oder nein“-Fragen, indem er am Touchscreen entweder nach links oder rechts wischt. „Da man sich mit WahlSwiper viel einfacher zur Europawahl informieren kann, hoffen wir, dass die Menschen dadurch zum Wählen animiert werden“, so Logeswaran. WahlSwiper wurde bereits bei drei Wahlen in Europa eingesetzt – zuletzt bei den deutschen Bundestagswahlen 2017. Bisher wurde die App 500.000 Mal heruntergeladen, in Zukunft soll sie in 15 europäischen Ländern erhältlich sein.
Logeswaran beschreibt sich selbst als „überzeugten Sozialdemokraten mit einem grünen Herz“. Wird er also einmal selbst Politiker? Für ihn stelle sich eher die Frage, wann es so weit sei. Einige seiner Visionen für Europa teilt er schon jetzt: Mehr Kompetenzen für die EU-Institutionen bei Themen wie Klimawandel und Migration sowie ein gemeinsames EU-Heer. Die Chancen für „mehr Europa“ stünden mit dem anstehenden Ausscheiden Grossbritanniens aus der EU nun jedenfalls besser, glaubt Logeswaran.
Der Artikel ist in unserer Mai-Ausgabe 2019 „Europa“ erschienen.