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Im Sommer 2022 sang ganz Deutschland ein Lied: „Wildberry Lillet“. Der Hit von Nina Chuba stürmte die Charts, doch die Künstlerin ist kein One Hit Wonder. Im exklusiven Interview mit Forbes spricht die „Under 30“-Listmakerin über Erfolgsdruck, die Entstehung ihres Debütalbums „Glas“ – und ihre Zukunftspläne.
Niemand rechnet damit, dass Nina Chuba ihre Hits in einem unscheinbaren Berliner Innenhof produziert – dem Hof einer Autowerkstatt. Nach einigen Nachfragen finden wir Chubas „Werkstatt“ aber doch, hinter einem versteckten Eingang. Chubas Produzent öffnet die Tür, in einem langen Gang zieren Gold-, Silber- und Platin-Schallplatten die Wände. Schliesslich betreten wir das Studio. Dort stehen grosse braune Ledersofas an der Wand, dazwischen ein kleiner Tisch und im Eck ein riesiger dekorierter Weihnachtsbaum. Wir kommen dem Wunsch des Produzenten, uns „wie zu Hause zu fühlen“, nach.
Kurz darauf betritt auch Nina Katrin Kaiser, besser bekannt als Nina Chuba, das Studio. Chuba stellt sich beim gesamten Team mittels Umarmung als „Nina“ vor. Es ist ein wenig abgehobener Auftritt für eine der erfolgreichsten Musikerinnen Deutschlands in den letzten Jahren. Chubas Song „Wildberry Lillet“ schaffte es im August 2022 in der zweiten Woche nach Veröffentlichung auf Platz eins der deutschen Charts, heute hält der Song bei 140 Millionen Streams auf Spotify (zu Redaktionsschluss). Der Chart-Erfolg brachte mit mehr als 900.000 Verkäufen ausserdem sechsmal Platin. „Bei ‚Wildberry Lillet‘ wurde die Hit-Glocke aber nicht geläutet“, erzählt Chuba lachend und zeigt auf ein orangefarbenes Sirenenlicht auf dem Mischpult ihres Produzenten. „Immer, wenn Michael (Burek, Chubas Produzent, Anm.) meint, wir hätten einen Hit aufgenommen, läutet er die Glocke. Bis jetzt hat er das aber nur bei ‚Mangos mit Chili‘ gemacht“, fügt sie hinzu. Der Song war im Frühjahr 2023 auf Chubas Debütalbum „Glas“ vertreten, welches ebenfalls Platz eins der deutschen und österreichischen Albumcharts erreichte. Lag er bei „Wildberry Lillet“ falsch, hatte Michael Burek bei „Mangos mit Chili“ recht. Und der Erfolg zeigte, dass Chuba kein One Hit Wonder ist. Überhaupt ist die Künstlerin schon seit vielen Jahren in der Unterhaltungsbranche aktiv: Mit acht Jahren spielte sie eine der Hauptrollen in der deutschen TV-Kinderserie „Die Pfefferkörner“. „Es hat sich für mich durch meinen frühen Start in der Fernsehbranche irgendwie immer natürlich angefühlt, vor der Kamera zu stehen“, so Chuba. Als Kinderdarstellerin trat sie nach den „Pfefferkörnern“ auch bei anderen deutschsprachigen Fernsehsendungen auf, etwa „Notruf Hafenkante“ oder „Eine Hand wäscht die andere“.
Dass sich Nina Chuba dann schlussendlich für die Musikindustrie entschied, war Zufall. „Ich wollte früher unbedingt Psychologie studieren oder Regisseurin werden, wurde dann aber überall abgelehnt“, erzählt die Künstlerin. Später wandte sich Chuba auch von der Schauspielerei ab. „Es war komisch, ständig in Castings mit anderen Menschen zu sitzen, die genauso aussehen wie du. Da war der Konkurrenzdruck auch irgendwann zu hoch“, so Chuba. Ob es den in der Musikbranche nicht gebe? „Ja, schon“, antwortet sie. „Aber bei der Musik kann jeder sein Ding machen und ist einzigartig – das finde ich irgendwie schöner.“
Dass ‚Wildberry Lillet‘ ein Hit wird, hätte echt niemand erwartet.
Nina Chuba
Ursprünglich startete Chuba ihre Musikkarriere mit englischsprachigen Liedern. So veröffentlichte sie 2018 ihren ersten Song mit dem Titel „My Time“. „Wenn man auf Englisch singt, kommt man mit viel mehr dahingesagten Sachen davon. Wenn man ‚I love you‘ sagt, klingt das viel besser als ‚Ich liebe dich‘.“ Ein Freund überredete sie dann aber, Musik auf Deutsch zu probieren. Bei einem Songwriting-Camp mit Freunden, Musikern und Produzenten auf Sizilien wurde Chuba zuversichtlich. Viele Lieder ihres Debütalbums „Glas“ entstanden dort. „Bevor ich den Song ‚Tinnitus‘ dort dann das erste Mal vor meinem Team gespielt habe, war ich unter Druck. Und dann habe ich diesen Song gespielt und mir gedacht: ‚Okay, ich mache schon einiges richtig!‘“
Kurz nach ihrem Wechsel zur deutschsprachigen Musik veröffentlichte sie schliesslich „Wildberry Lillet“. Chuba erhielt plötzlich viel mehr Aufmerksamkeit. „Dass ‚Wildberry Lillet‘ ein Hit wird, hätte echt niemand erwartet“, so die Künstlerin. „Im Jahr davor habe ich vor 85 Menschen in Dresden gespielt – am helllichten Tag.“ Heute ist ihre Hallentour im Frühjahr 2024 bereits restlos ausverkauft, darunter auch ihr Konzert in der Berliner Max-Schmeling-Halle, die Platz für bis zu 11.900 Besucher hat. Doch nicht nur die Grösse ihrer Konzerte hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre verändert, auch der Druck ist gestiegen – und damit auch die Angst, zu versagen. „Ich weiss, dass es nicht immer so sein wird wie nach ‚Wildberry Lillet‘. Eine Hype-Welle flacht irgendwann ab. Aber ich glaube, es wäre auch sehr anstrengend, so eine Welle sein ganzes Leben lang zu reiten“, erzählt Chuba. Mittlerweile wird sie auch immer häufiger auf der Strasse erkannt und von Fans angesprochen. Was zu Beginn für die Künstlerin ungewohnt war, ist heute längst Alltag geworden. „Ich fahre sehr gerne mit der Strassenbahn, aber dann immer mit einer Kappe“, erzählt sie lachend.
Hinter ihrem Debütalbum „Glas“ stecken fast zwei Jahre Arbeit, aber der Erfolg spricht für sich. So hat es „Glas“ nicht nur auf Platz eins der deutschen Albumcharts geschafft, sondern auch in die deutschen Hip-Hop-Charts, obwohl sich Chuba selbst gar nicht als Rapperin bezeichnen will: „Ich kann nicht sagen, in welches Genre meine Musik passt. Ich mache mein eigenes Ding.“ Chuba erwähnt, dass ihr auch die Erwähnung all jener wichtig ist, die am Album mitgearbeitet haben. Sie zählt Flo August, Dokii und Michael Burek auf, die ihr beim Schreiben und Produzieren geholfen haben. „Am Anfang war ich ein bisschen lost, aber gemeinsam mit coolen Menschen haben wir es dann geschafft, ein Album zu machen, bei dem es um Gefühle geht, die mich in dieser Zeit sehr beschäftigt haben – also Liebeskummer, Verliebtsein und Lebensfreude.“
Und Chuba arbeitet fleissig weiter, unter anderem an ihrem zweiten Album. So heisst es auch direkt nach unserem Interviewtermin: Arbeiten und Aufnehmen. „Ich muss schauen, wie ich meine jetzige Gefühlswelt aufs Papier bekomme. Die Themen von ‚Glas‘ sind jetzt schon abgefrühstückt.“ Ob das Album aber schon 2024 veröffentlicht wird, lässt sie noch offen: „Das neue Album kommt raus, wenn ich damit zufrieden bin. Ich mache mir keinen Stress.“
Nina Chuba ist eine deutsche Sängerin und Schauspielerin. Bekannt wurde sie vor allem durch das Lied „Wildberry Lillet“, doch schon vor ihrer Musikkarriere war sie als Kinderdarstellerin in der Serie „Die Pfefferkörner“ zu sehen. Ihr Debütalbum „Glas“ erschien im Frühjahr 2023.
Fotos: Valentin Goppel