Wie Vermögen die Gesellschaft verbinden können

Geld ist gut. Die meisten Menschen, die Geld besitzen, wollen damit Gutes tun. Für sich. Für ihre Familie. Und sehr oft auch für andere. Das weiss ich aus zahllosen Gesprächen mit Unternehmerinnen, Erben, CEOs und Managern. Sie sehen die Probleme, Krisen, Kriege, den Klimawandel – und wollen etwas dagegen unternehmen. Gutes tun, das geht am besten mit Geld. Egal ob in akuten Katastrophenfällen oder zur Bewältigung langfristiger Probleme: Geld zu geben ist fast immer die effizienteste Art des Helfens.

Wenn es weder an Geld noch an Hilfs­bereitschaft mangelt: Wieso sinken dann die Zahl der Spendenden (in Deutschland zuletzt in einem Jahr um 9 %) und das Spendenaufkommen (minus 12 %)? Wieso werden 20 Prozent weniger gemeinnützige Stiftungen gegründet als vor fünf Jahren – und warum sind die Vermögen aller Stiftungen um 30 Mrd. € kleiner, als wenn sie sich proportional zum Privatvermögen entwickelt hätten?

Das Problem sind nicht die, die Geld haben. Das Problem sind die, die Geld wollen. Die NGOs, die Sozial- und Wohlfahrtsverbände, die karitativen Projekte. Sie verfolgen hehre Ziele – aber sie schaffen es nicht, zeitgemässe Angebote für das Geben zu machen. Wir leben nicht mehr im Zeit­alter der Klingelbeutel und Überweisungs­träger. Menschen sind es heute gewohnt, ihr Geld digital zu bewegen und zu investieren. Aber für ein zeitgemässes digitales Angebot zum Geben reicht es nicht, Paypal als Bezahloption anzubieten.

Was wir brauchen, sind einfache, flexible, digitale Angebote ohne Einstiegshürden, überflüssige Kosten und bürokratische Hemmnisse. Angebote, die die mentale Mauer zwischen Geldanlage (Investieren) und finanziellem Engagement mit vermeintlichem „Totalverlust“ (Spenden) einreissen. Die aktives Investieren in Problemlösungen ermöglichen. Strategisch und selbstbestimmt. Genau das tun wir bei Bcause. Bei uns kann man in wenigen Minuten online eine Stiftung gründen oder ins Impact Investing einsteigen. Damit machen wir das Geben so einfach, dass es keinen Grund mehr gibt, nichts zu tun.

„Tax the rich“ ist keine Antwort. Wer jetzt etwas für die Lösung dringender Probleme tun möchte, kann nicht nur nach dem Staat rufen. Der Staat wird die epochalen Herausforderungen unserer Zeit allein nicht bewältigen können. Pri­vates Geld hat eine eigene Rolle zu spielen. Uns helfen daher auch keine Scheindebatten über Vermögenssteuern, die nur wertvolle Zeit kosten. Stattdessen sollten wir den Fakt, dass wir bald eine Erbenwelle haben, anders nutzen.

Lasst uns das beste Geschäft der Wirtschaftsgeschichte machen. Lasst uns existenzielle Probleme jetzt privat finanziert lösen, bevor ihre Nichtbewältigung für uns alle nicht nur kollektiv, sondern auch individuell enorm teuer wird (Stichwort Klimawandel). Das bedeutet nicht, Vermögen aufzugeben, sondern ihnen eine Aufgabe zu geben. Es bedeutet, Geld zu befreien, es rauszuholen aus dem Gefängnis von komplexen Familienstrukturen, Geldverwaltern, Ewigkeitsstiftungen, Tabus, Schuldgefühlen und Unwissenheit.

Damit würden wir unsere Gesellschaft mit ihren Reichen versöhnen, statt weiter zu spalten. Denn reich, das sind im globalen Massstab die meisten von uns.

Felix Oldenburg ist CEO und Gründer von Bcause, einem Fintech, das Stiftungen digitalisieren möchte. Ausserdem ist Oldenburg Mitglied im Beirat der Bundesregierung für Soziale Innovationen und Vorstand von Deutschlands grösster Spendenplattform.

Forbes Contributor

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