Wettbewerbs-Verzerrung

Wenn Wettbewerb versagt: die höchsten Kartellstrafen aller Zeiten.

„Businessmen favor free enterprise in general, but are opposed to it when it comes to themselves“, sagt Wirtschafts-Nobelpreisträger Milton Friedman. Unsere Übersicht zeigt einige  der bekanntesten Fälle, in denen Unternehmen den Wettbewerb unterlaufen haben, statt sich ihm zu stellen.

Die zehn höchsten von der EU-Kommission verhängten Kartellstrafen:

Ausgesprochene Kartellstrafen 2017 im globalen Vergleich:

EU vs. Microsoft

Die Europäische Kommission und der von Bill Gates gegründete Softwarekonzern aus Seattle haben ein besonderes Verhältnis – seit 15 Jahren setzt es für Microsoft immer wieder Strafen im dreistelligen Millionenbereich. Mittlerweile summieren sie sich auf deutlich über zwei Mrd. €. Eine (kurze) Chronologie.

Daimler und das Lkw-Kartell

Ausgangssituation:
Rund 14 Jahre sprachen die grössten Lkw-Hersteller Europas ihre Preise untereinander ab. Dabei ging es nicht nur um Verkaufspreise von Lastwagen, sondern auch um Zeitpläne für die Einführung von schadstoffmindernden Technologien, deren Kosten an die Kunden weitergegeben wurden.

Urteil:
Mit einem Bussgeld von über 1 Mrd. € setzte es für Daimler die grösste jemals von der EU-Kommission verhängte Einzelstrafe für ein Unternehmen. Die ebenfalls verwickelten Scania aus Schweden und DAF aus den Niederlanden folgen in dem Ranking auf den Plätzen zwei und drei.

Jahresumsatz 2016:
153,3 Mrd. €

Höhe der Strafe:
1,01 Mrd. €

Aktienkurs 2016:
58,40 €

Aktienkurs heute:
63,16 €

 

Philips und das Bildschirm-Kartell

Ausgangssituation:
Zwischen 1996 und 2006 trafen sich die Hersteller von Fernseh- und PC-Bildschirmen zum Golfspielen – und sprachen bei der Gelegenheit gleich Preise ab und teilten Märkte untereinander auf.

Urteil:
Die EU-Kommission verhängte über die involvierten Unternehmen eine Strafe von 1,4 Mrd. € – damals eine Rekordsumme, die bis heute lediglich von der Strafe für das Lkw-Kartell übertroffen wird. Die grössten Einzelstrafen setzte es für Philips und LG, beteiligt waren unter anderem auch Samsung und Panasonic.

Jahresumsatz 2012:
24,8 Mrd. €

Höhe der Strafe:
705 Mio. €

Aktienkurs 2012:
18,77 €

Aktienkurs heute:
36,96 €

 

Saint-Gobain und das Autoglas-Kartell

Ausgangssituation:
Vier Hersteller von Autoglas trafen sich fünf Jahre lang auf Flughäfen und Hotels, um Preise für Windschutzscheiben, Schiebedächer und Autofenster abzusprechen. Neben Saint-Gobain waren Pilkington aus Grossbritannien, Asahi aus Japan und (gelegentlich) auch Soliver aus Belgien am Kartell beteiligt.

Urteil:
Erstmals verhängte die EU-Kommission 2008 eine Strafe von über 1 Mrd. €. Saint-Gobain traf es mit 715 Mio. € besonders hart – weil der französische Konzern bereits 1986 und 1984 wegen Kartellen belangt worden war.

Jahresumsatz 2008:
43,8 Mrd. €

Höhe der Strafe:
715 Mio. €

Aktienkurs 2008:
26,19 €

Aktienkurs heute:
41,48 €

 

Dieser Artikel ist in unserer Juli-Ausgabe 2018 „Wettbewerb“ erschienen.

Dominik Meisinger

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