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Mehr als 80 Teilnehmer folgten der Einladung zum DORDA x Forbes Event „Wenn Einhörner aussterben – Herausforderungen für Start-ups", am Abend des 26. September. Gründer, Investoren und Branchenexperten diskutierten die Herausforderungen, denen junge Unternehmen heutzutage gegenüberstehen.
Die Ausgangslage für Start-up-Gründer ist heute eine andere als noch vor zehn Jahren. Die goldenen Zeiten des schnellen Wachstums und der üppigen Finanzierung sind vorbei – dementsprechend ist die Unsicherheit in der Szene gross. Die abkühlende Konjunktur und eine zunehmend zurückhaltende Venture Capital-Branche zwingen Gründer dazu, neue Wege zu beschreiten. Lukas Herrmann, Leiter der DORDA Start-up Group, dazu: „Die Zeiten für junge Unternehmen werden immer schwieriger. Die einst klare Formel – Gründung, Finanzierung, Wachstum – stösst an ihre Grenzen und die Zeiten, in denen Investoren bereit waren, jedes noch so riskante Projekt zu finanzieren sind vorbei. Diese neue Realität zwingt Start-ups, aber auch Investoren, zu neuen Strategien.“
Die Folge: Start-ups wachsen langsamer und müssen härter um jede Finanzierungsrunde kämpfen. Gleichzeitig gewinnt Bootstrapping, also der Verzicht auf externes Kapital, an Bedeutung. Gründer legen zunehmend Wert auf Unabhängigkeit und wollen die Kontrolle über ihr Unternehmen behalten.
Mit Gregor Kleibl, Geschäftsführer der digitalen Pfandleihe Cashy, Johannes Mansbart, Co-Gründer & CEO der digitalen Marketing-Agentur Chatarmin und Bernhard Ungerböck, Principal beim Angel-Investors-Netzwerk eQventure am Podium, wurden die neuen Herausforderungen in der Start-up-Landschaft von ihren verschiedenen Facetten aus betrachtet. Und das durchaus kontroversiell. Geleitet
wurde die Diskussion von Forbes-Herausgeberin Heidi Aichinger.
Ausgehend von der Frage wie sich Start-ups in Zukunft finanzieren können, entspann sich sofort eine lebhafte Diskussion. Neben klassischen VC-Finanzierungen wurden alternative Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding und Revenue-based Financing diskutiert. Während Gregor Kleibl die Meinung vertrat, dass bestimmte Start-ups externe Finanzierungen durch Investoren und Business Angels benötigen, war Johannes Mansbart ganz anderer Meinung: „Ein Investment ist doch kein Erfolg”, so der Gründer von Chatarmin als vehementer Befürworter des Bootstrapping. Ein Exit könne doch grundsätzlich nicht das Ziel einer Gründung sein, sagte er. Womit Gregor Kleibl zum Teil auch d’accord ging, allerdings ergänzte, dass jeder Gründer und jede Gründerin bereits im Rahmen der Entwicklung der Geschäftsidee wissen müsse, womit Geld verdient werden soll und je Geschäftsmodell, entsprechend Investments ausgelotet werden müssen. Klar hätte Cashy als Pfandleihe sich zunächst das Geld, das verliehen werden sollte, woanders holen müssen, entgegnete er Mansbart.
Aufs gerate Wohl würde sowieso kein Investor Geld geben, schliff sich Bernhard Ungerböck ins Gespräch ein – heute noch weniger als jemals zuvor. Und eine Verwässerung der eigenen Geschäftsanteile durch die Hereinnahme von VC Investoren – dies wurde ebenfalls heftig diskutiert - sei auch stets relativ zu betrachten. e-Qventure, so sagte er, sehe sich als Netzwerke ehemaliger
Unternehmer hier ohnedies mehr in der Rolle eines Sparring Partners für die Gründer. In jenen Bereichen, wo sein Investoren-Netzwerk unterwegs sei – vornehmlich Tech und Health-Tech – seien Investments oft unabdingbare Notwendigkeit. Die aktuell schwierige Konjunktur sei auch für erfahrende Investoren hart – nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine erschwere etwa den Zugang etwa zu dringend benötigten Ressourcen erheblich. Die Branche müsse sich an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Megafonds werden seltener, dafür gewinnt der Fokus auf nachhaltige Investments an Bedeutung, so Ungerblöck.
Die Diskutanten verblieben letztlich versöhnlich: Gründer müssen lernen, flexibler zu sein und neue Wege zu gehen. Gleichzeitig bietet die aktuelle Situation auch Chancen: Unternehmen, die sich auf ihre Stärken konzentrieren und nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, haben gute Aussichten auf Erfolg. Gleichermassen können finanzstarke Investoren aktuell auf Einkaufstour gehen und antizyklisch Beteiligungen erwerben.
Fotos: Nikolaus Havranek