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Die VTA Gruppe ist weltweit führend in der Abwasserreinigung. Mithilfe modernster Nanotechnologie bietet das Unternehmen von Gründer und Geschäftsführer Ulrich Kubinger innovative und massgeschneiderte Lösungen für Kläranlagen und Industrieunternehmen an. Doch Kubinger ist noch nicht am Ende seiner Reise angelangt: Dieses Jahr begann der Bau eines neuen Forschungscampus – denn der Oberösterreicher möchte sein Wissen nun teilen.
Fährt man auf der Landstrasse durch Oberösterreich in der Nähe Rottenbachs, sieht man Kühe und Schafe auf der Weide grasen, und so kommt der Blick auf ein riesiges Gebäude samt Springbrunnen auf dem Parkplatz davor überraschend. Hinter den Wasserspielen stehen drei Buchstaben in glänzendem Metall: VTA.
Im Inneren des Hauptquartiers fallen sofort die zahlreichen Gemälde auf, viele von ihnen bilden christliche Motive ab. Wir werden von Ing. Mag. Dr. h. c. Ulrich Kubinger begrüsst, dem Gründer und Geschäftsführer der VTA Gruppe. Er führt uns in sein Büro, in dem ein langer Tisch steht. Kubinger setzt sich an den Kopf des Tischs; hinter ihm hängen zahlreiche Auszeichnungen verschiedener wissenschaftlicher Akademien.
Das ist der Raum, aus dem heraus der Unternehmer seine Firma leitet. 400 Angestellte zählt die VTA, sie reinigt täglich Wasser für 250 Millionen Menschen in 65 Ländern. In Österreich konnte die Gruppe in 30 Jahren einen Marktanteil von rund 60 % gewinnen, so Kubinger.
Die Produkte der VTA kommen vor allem in Kläranlagen zum Einsatz und machen diese mithilfe moderner Nanotechnologie, die von Kubinger entwickelt wurde, energieeffizienter und ihre Prozesse umweltfreundlicher. „Wasser für die Welt“ lautet das Motto der Gruppe, die hier in Rottenbach ihren Hauptstandort hat.
Dass sauberes Wasser wichtig für Mensch und Natur ist, liegt auf der Hand, doch nur wenigen ist das Ausmass bekannt, in dem unser Wasser verschmutzt wird. Einer Studie von Wissenschaftlern der Med-Uni Wien zufolge nimmt der Mensch im Schnitt fünf Gramm Plastik pro Woche zu sich. Das entspricht etwa der Menge einer Kreditkarte.
Die Gesundheitsfolgen werden noch untersucht, doch es gibt Anzeichen dafür, dass das Mikroplastik in unserem Körper unter anderem die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Krebs zu erkranken. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass Menschen, die täglich 1,5 bis zwei Liter Wasser aus Plastikflaschen trinken, alleine dadurch 90.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich nehmen. Doch selbst wenn Menschen ausschliesslich Leitungswasser trinken, können sie die Menge der Partikel nur auf 40.000 reduzieren.
Wie also möchte die VTA diese Gesundheitsrisiken minimieren? Was plant Kubingers Unternehmen für die Zukunft des Standorts in Oberösterreich? Und was bedeutet „flüssige Intelligenz“, für die das Unternehmen steht?
Kubinger wuchs in einem Haushalt mit vier Geschwistern auf. In seiner Kindheit hatte seine Familie keinen Zugang zu fliessendem Wasser, die Kinder mussten es in Kübeln nach Hause tragen. „Dadurch habe ich eine ganz andere Beziehung zu Wasser, ich habe besonderen Respekt davor“, so der Oberösterreicher.
Bereits mit sechs Jahren baute Kubinger erste Wasserfilter aus Watte und Klopapier. „Da bemerkte ich: Man kann schmutziges Wasser durch Filterung sauber machen. Das hat mich von Anfang an fasziniert“, erzählt der Unternehmer. Bald experimentierte der junge Kubinger auch mit Leim und Tonerde und flockte damit zum ersten Mal Wasser (so heisst es, wenn kleinere Partikel im Wasser zu grösseren Flocken vereint werden). Seine Faszination führte dazu, dass Kubinger in Österreich und Deutschland Chemie studierte. Doch ihm war klar, dass er nicht nur in der Forschung arbeiten, sondern auch unternehmerisch tätig werden wollte. Deswegen gründete er 1992 ein Ein-Mann-Unternehmen – mit dem Ziel, Wasser den gebührenden Respekt zu bieten und die Abwasserreinigung in Kläranlagen mit selbst entwickelten biologischen Produkten zu revolutionieren. Der Grundstein für die VTA Gruppe war gelegt.
Kubinger expandierte sein Unternehmen rasant. Bereits nach zwei Jahren gründete er die VTA Deutschland, 1995 und 1997 folgten Tochterunternehmen in Tschechien und in der Schweiz. Wie so eine rasche Expansion möglich war? „Ich konnte Wasser auf eine völlig neue Art und Weise säubern, indem ich die Koagulation (das Herauslösen feiner Partikel aus dem Abwasser; Anm.) und die Flokkulation (das Zusammenführen der Partikel zu grösseren Flocken; Anm.) kombiniert habe“, erklärt Kubinger. „Das war in dieser Zeit nicht bekannt – und so konnte ich als Umweltpionier meine ersten Erfolge erzielen.“ Dabei stiess er bei jedem Schritt auf Widerstand der etablierten Player, die ihre Marktanteile verteidigten. „Aber die Effekte meiner vorwiegend biologischen Systemprodukte waren und sind bis heute überzeugend“, bestätigt der Chemiker, weshalb er sich gegenüber den grösseren Unternehmen durchsetzen konnte.
Kubingers Ziel war dabei von Anfang an, den Lebenskreislauf des Wassers zu schliessen. „Eine Kläranlage sollte nicht der Mistkübel der chemischen Industrie sein. Vielmehr müssen wir bioverträgliche Produkte einsetzen, damit das Wasser auf umweltfreundliche Weise gesäubert werden kann – denn eine Kläranlage ist der letzte Filter zwischen Mensch und Umwelt, und gleichzeitig der erste. Der Wasserkreislauf schliesst sich nur, wenn man auch das Abwasser mitdenkt“, erklärt Kubinger. Heute basieren die meisten Verfahren der VTA auf modernster Nanotechnologie, an der täglich in den VTA-Laboren geforscht wird.
Diese Technologie ist dafür verantwortlich, dass nicht nur die gesetzlich geforderten Grenzwerte eingehalten werden können, sondern darüber hinaus CO2 und Energie gespart werden können, Keime und Viren sowie Medikamentenrückstände und Mikroplastik effizient aus dem Wasser entfernt werden können und dabei unsere Gewässer wirtschaftlich und nachhaltig entlastet werden. Somit ist ein optimierter und wartungsarmer Anlagenbetrieb gewährleistet.
Die Systemprodukte aus der eigenen Forschung und Entwicklung sind in der Lage, in geringsten Mengen das Abwasser zu reinigen. So können bis zu 30 % der Kosten einer durchschnittlichen Kläranlage eingespart werden, sagt Kubinger, denn: „Je schlechter die Flocke, umso mehr Energie braucht die Anlage.“
Dass kostengünstige Abwasserreinigung relevant ist, bestätigen die Zahlen: Kläranlagen sind regelrechte Stromfresser, sie brauchen im Schnitt 20 % des Stroms im kommunalen Bereich. Damit liegen sie vor Krankenhäusern und Schulen.
Neben ihren Produkten für Kommunen bietet die VTA auch Komplettlösungen für Industrieunternehmen an, die bei der Produktion Wasser verunreinigen. Auch hier verfolgt die Gruppe rund um Kubinger einen innovativen Ansatz – denn, so Kubinger, „Dreck ist nicht gleich Dreck. Jedes Abwasser ist unterschiedlich.“ Kunden der VTA können ihre Wasserproben schicken, die im Labor in Oberösterreich analysiert werden. Im Anschluss bietet die VTA ein massgeschneidertes Produkt, das für das Abwasser der jeweiligen Industriefirma eingesetzt werden kann. „Flüssige Intelligenz“ nennt Kubinger das Prinzip deshalb, da sich das Produkt an den jeweiligen Bedarf anpasst. Auch hier gilt: Der Einsatz ist bei der Erstverwendung kostenintensiver, durch die gesteigerte Energieeffizienz können aber insgesamt Kosten gespart werden.
Gemeinden wie Nickelsdorf oder die Stadt Kitzbühel vertrauen auf das Rundum-sorglos-Paket der VTA. Hier finden jährlich das „Nova Rock“-Musikfestival bzw. die Hahnenkamm-Rennen statt; Events, bei denen sich die Population der Gemeinden schlagartig um Tausende Menschen erhöht und die somit für eine erhöhte Belastung der Kläranlagen sorgen. „Wir werden nicht zusehen, wie die Kläranlagen mit dieser riesigen Menge an Menschen belastet werden und der Dreck in der Natur endet“, so Kubinger. „Entspricht das unserer Philosophie? Nein! Unsere Philosophie lautet: Sich Tag für Tag für eine saubere Umwelt einsetzen.“
Anstatt eine grössere Kläranlage zu bauen, die die restlichen Wochen im Jahr unter ihrer Kapazität arbeitet, unterstützt das VTA-Team 24/7 die Anlagenbetreiber und passt die Reinigungsverfahren während der Grossveranstaltungen an die Menschenmassen an. In Kitzbühel können dadurch jedes Jahr 370 Tonnen CO2eingespart werden. Rund 15.000 Bäume würde es benötigen, um die gleiche Menge zu speichern.
Ein Unternehmen wie die VTA, das grossen Wert auf Nachhaltigkeit legt, investiert stets in die Zukunft. Am Standort in Rottenbach wurde dieses Jahr mit der Errichtung eines neuen Forschungscampus begonnen, der bereits im Juni 2024 abgeschlossen sein soll. 13.000 Quadratmeter soll das neue Gebäude bieten, der Bau kostet mehrere Millionen Euro. Doch Kubinger scheut die Kosten nicht, er sagt: „Wer Wissen nicht teilt, trägt dazu bei, einen volkswirtschaftlichen Schaden herbeizuführen.“ Deswegen soll am Forschungscampus im Bereich Umwelttechnik geforscht werden, die britische University of Lincoln ist unter anderem schon mit an Bord.
Den Namen – „Alma Mater Europaea“ wird in grossen Lettern über dem Eingang stehen – erklärt Kubinger so: „Alma Mater ist die nährende Mutter, und wir wollen wissbegierigen Menschen Wissen vermitteln. Denn haben wir eigentlich begriffen, dass wir nur auf diesem Planeten überleben können? Wir können nirgendwo anders hin. Deswegen werden wir weiterhin hier in Rottenbach gemeinsam forschen, damit auch kommende Generationen sauberes Wasser und eine saubere Umwelt haben.“
Kubinger selbst ist weiterhin massgeblich an der Forschung seiner Gruppe beteiligt. Über 100 Patente hält der Wissenschaftler bereits, doch seine Begeisterung für das Thema ist immer noch deutlich spürbar. „Er arbeitet jeden Tag mit Herzblut und Leidenschaft“, beschreibt ihn sein Forschungsteam. Kubinger selbst sagt: „Ich finde, Wasser ist ein Menschenrecht. Und für dieses Recht setze ich mich tagtäglich ein.“
Die VTA Gruppe ist weltweit führend in der Abwasserreinigung. Mithilfe modernster Nanotechnologie bietet das Unternehmen von Gründer und Geschäftsführer Ulrich Kubinger innovative und massgeschneiderte Lösungen für Kläranlagen und Industrieunternehmen an. Doch Kubinger ist noch nicht am Ende seiner Reise angelangt: Dieses Jahr begann der Bau eines neuen Forschungscampus – denn der Oberösterreicher möchte sein Wissen nun teilen.
Ulrich Kubinger begann bereits als kleiner Junge, mithilfe von Watte und Klopapier Wasser zu filtern. Später studierte er Chemie in Österreich und Deutschland, bevor er 1992 das Unternehmen gründete, aus dem wenig später die VTA Gruppe wurde. Heute ist das Unternehmen in 65 Ländern aktiv und reinigt täglich das Wasser für 250 Millionen Menschen.
Text: Erik Fleischmann
Fotos: Nathan Murrell