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Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Innovation hören? An fliegende Autos? Intelligente Architektur? An revolutionäre Medikamente? Oder an Impfstoffe, die die einzige Möglichkeit sind, eine globale Pandemie vielleicht nicht zu beenden, aber zumindest in Schach zu halten? Vielleicht alles ein bisschen. Der Begriff Innovation ist inzwischen ziemlich abgenutzt. Er definiert und legt fest, obwohl er doch für das genaue Gegenteil stehen soll – nämlich für das andere, alles abseits des bekannten Pfads, für noch nicht Festgelegtes. Innovation ist das Gegenteil von „Das haben wir doch schon immer so gemacht“. In ihrer reinsten Form ist sie Neugier, Instinkt, Einfallsreichtum und Fortschritt.
Innovationsagenturen und Berufs-Visionäre versuchen, Innovation zu dekodieren oder rückzuentwicklen, sodass sie Autobauern oder Lebensmittelkonzernen Anleitungen an die Hand geben können, damit diese von einem Tag auf den anderen innovativ werden. Dabei ist die deutsche Wirtschaft im EU-Vergleich bereits innovationsfreudig: Daten der europäischen Statistikagentur Eurostat und der EU-Studie EU R&D Scoreboard zufolge wurden im Erhebungsjahr 2018 rund 72,1 Mrd. € in Innovationen investiert. Die französische Wirtschaft landete mit 33,9 Mrd. € auf Rang zwei und Grossbritannien mit 28,5 Mrd. € auf Rang drei. Doch während Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) ein wichtiger Wachstumstreiber für Unternehmen und ein Motor für die Volkswirtschaft sind, sind sie nicht immer erfolgreich: In Studien wird der Anteil der gescheiterten Produkteinführungen je nach Branche regelmässig mit 60 bis 90 % beziffert, wobei „Scheitern“ in der Regel bedeutet, dass das Produkt spätestens nach einem Jahr wieder vom Markt verschwunden ist.
Wie geht Innovation also richtig? Wer auf die Innovationen der Vergangenheit zurückblickt, merkt schnell, dass Neues oft aus einem Mangel entsteht – dem Mangel an Tageslicht im Fall von Thomas Edison, dem Mangel an Bildung und der Verbreitung des geschriebenen Wortes im Fall von Johannes Gutenberg. Manchmal ist echte Innovation aber auch nur ein Beiprodukt: Penicillin, das erste Antibiotikum, entdeckte Alexander Fleming im Jahr 1928 ganz zufällig.
Auch in der Krise werden Menschen besonders erfinderisch, denn ihnen bleibt oft nichts anderes übrig. Wenn Menschen alles mobilisieren, um gegen Abhängigkeiten und Unrecht zu kämpfen, dann besteht auch die Chance zu echtem Fortschritt. In Krisen blicken wir über den Tellerrand; in Kriegszeiten werden Probleme sichtbar, die wir in Zeiten des Friedens hingenommen haben.
Innovation wird hingegen immer dann gebremst, wenn der Status quo bequem ist; wenn die Neugierde und der Mut, Fehler zu machen, fehlen. Der grösste Feind der Innovation ist die Halbherzigkeit – dann fehlen der Wille und die Notwendigkeit, das Morgen besser zu machen und aktiv mitzugestalten. Und das ist es übrigens auch, was gutes Unternehmertum ausmacht: Mit vollem Einsatz ein Problem zu identifizieren und so lange daran zu arbeiten, bis es gelöst ist. In der DACH-Region entscheiden sich Unternehmer meist gegen den den gut bezahlten Job, gegen die Pensionsversicherung, um den Status quo infrage zu stellen und nachhaltig zu verändern – um innovativ zu sein. Und wir erzählen ihre Geschichten.
Sophie Schimansky
Deputy Editor-in-Chief