Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Der Handel – eine Branche, die sich zurzeit besonders durch E-Commerce in ständigem Wandel befindet. Wie sich Händler heute positionieren sollten und welche Veränderungen in der Zukunft eintreten werden, erfasst Tarek Müller, Mitgründer des Modeversandhändlers About You, in diesem Gastkommentar.
Die Zukunft des Handels wird in den kommenden Jahren von drei zentralen Themen geprägt sein: Digitalisierung, Personalisierung und Mobile Devices. Digitalisierung bedeutet in dem Fall einen deutlichen Wechsel vom stationären zum Onlinehandel. Unternehmen müssen sich künftig darauf fokussieren, ihren E-Commerce-Kanal weiter auszubauen – ansonsten werden sie es langfristig schwer haben. Generell steigt der Innovationsdruck im Handel branchenübergreifend und fordert von Unternehmern eine gewisse Offenheit, sich konstant herauszufordern und in der Lage zu sein, sich zu transformieren. Diese Entwicklung wird durch die Coronakrise noch einmal zusätzlich befeuert.
Ausserdem werden sich Onlineshops zukünftig stärker mit dem Thema Personalisierung beschäftigen müssen, da sich das Konsumentenverhalten stetig wandelt. Es gilt, immer besser darin zu werden, die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und daraufhin gezielt individualisierte Empfehlungen auszusprechen. Kunden wollen nicht nur Produkte gezeigt bekommen, sondern personalisierten Inhalt, der als Inspiration dient.
Mobile Devices werden ausserdem von wachsender Bedeutung sein. Bei About You war uns das von Beginn an bewusst. Bei der Gründung 2014 war dies zunächst eine sehr gewagte These: Unter fünf Prozent der Menschen kauften zu diesem Zeitpunkt mit dem Smartphone ein – heute generieren wir darüber 80 % unserer Umsätze. Neue Devices werden zukünftig ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, etwa Voice Commerce oder Chat Commerce. Chat Commerce bedeutet im Detail, eine Bestellung gar nicht mehr über das Frontend zu tätigen, sondern direkt über Whatsapp. Wearables, wie zum Beispiel Smartwatches, sind ein weiteres Device, über das zukünftig Transaktionen von Konsumenten zu erwarten sind. Insgesamt wird es für den Kunden künftig noch einfacher sein, von überall aus noch schneller und unkomplizierter Bestellungen zu tätigen. Weiters wird auch die Auslieferung der Ware deutlich komfortabler.
Tarek Müller
ist erfolgreicher Mehrfachgründer und gründete unter anderem im Alter von 15 Jahren die Netimpact KG, unter deren Dach er mehrere Onlineshops lancierte. Er ist Mitgründer, Gesellschafter und Managing Director des Modeversandhändlers About You – und wurde 2018 in die „Forbes Under 30“-Liste gewählt.
Es wird in Zukunft möglich sein, asynchrone Paketzustellungen zu organisieren – das bedeutet beispielsweise Paketzustellungen in Kofferräume, in Paketbriefkästen oder Ähnliches. Gleichermassen wird auch der Retourenprozess deutlich vereinfacht werden. Ich glaube, es gibt entlang der gesamten Wertschöpfungskette extrem viel Potenzial für Innovation; sowohl in der Frage, wie man bestellt, als auch bei jener, wie man bezahlt und retourniert. Zur Lösung all dieser Herausforderungen spielen Technologie und Daten eine wesentliche Rolle. IT-Abteilungen werden noch relevanter und ihre Rolle in Unternehmen wird weiter verstärkt werden – weg von der reinen Umsetzung von Anforderungen der Fachabteilungen hin zum Gestalter von Prozessen und Strukturen, die durch Fachabteilungen ausgeführt werden.
Insgesamt findet ein fundamentaler Wandel in der Frage, welche Art Unternehmens-DNA ein Händler der Zukunft haben muss, statt. Händler sollten sich künftig als Technologieunternehmen verstehen, um die Transformation zu meistern und online mithalten zu können.
Gastkommentar: Tarek Müller
Illustration: Valentin Berger
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.