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Michael Rogenmoser führt seit 2023 die IAZI AG, den führenden Datenlieferanten und Lösungsanbieter im Schweizer Immobilienmarkt. Sein Ziel: mehr Transparenz – und eine Verdopplung des Geschäfts in fünf bis sechs Jahren.
Michael Rogenmoser sitzt gerne «mittendrin» – statt aus einem grosszügigen Eckbüro im Hochhaus am Quadroplatz in Zürich-Oerlikon zu arbeiten, bevorzugt der CEO der IAZI AG es, Schulter an Schulter mit seinen Mitarbeitern zu sitzen. «Ich will einfach wissen, was alles passiert, was gerade los ist. Das ist so besser möglich», so Rogenmoser. Seit 2023 führt er die IAZI AG, den wohl wichtigsten Datenlieferanten und Lösungsanbieter für den Schweizer Immobilienmarkt. Die Tochter der Swiss Marketplace Group (SMG) beliefert Banken, Versicherungen, institutionelle Investoren (darunter Pensionskassen und Immobilienfonds), Makler, Bewirtschafter, Entwickler oder auch Behörden – wer mit Immobilien zu tun hat, kommt an IAZI nicht vorbei. «Wir sind sehr breit aufgestellt», erzählt Rogenmoser. «Die Bedürfnisse aller Kundengruppen sind unterschiedlich, und das unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig Innovationen für die Zukunft zu garantieren, ist die grösste Herausforderung.»
Für Rogenmoser steht über allem aber eines: Transparenz im Markt zu schaffen. Denn die Daten, die IAZI liefert, helfen der Finanz- und Immobilienbranche, bessere Entscheidungen zu treffen. «Wir haben den grössten Pool an Immobiliendaten in der Schweiz. Das ist das starke Fundament, auf dem die Firma gebaut ist. Darauf aufbauend bieten wir Modelle, Softwarelösungen und Dienstleistungen an – denn Beratung kann nur so gut sein, wie sie auch durch Fakten und Daten gestützt ist», so der CEO.
Während sein Erfolg bis zu einem gewissen Grad die ganze Branche betrifft, setzt sich Rogenmoser auch für das eigene Haus ambitionierte Ziele: Innerhalb von fünf bis sechs Jahren soll das Geschäft verdoppelt werden. In einigen Bereichen, etwa bei den hedonischen Bewertungsmodellen (eine statistische Methode zur Ermittlung des Werts von Gütern), ist IAZI bereits heute Marktführer; hier geht es um eine Stärkung sowie den Ausbau der Position. Über 100 Hypothekarinstitute und mehr als 2.400 weitere Marktteilnehmer setzen IAZI-Modelle ein. «Mehr als eine Million Objekte werden jedes Jahr mit unseren hedonischen Modellen bewertet – voll automatisiert, entweder über API oder Webapplikation», so der CEO. In anderen Bereichen ist jedoch noch Luft nach oben, wie Rogenmoser erzählt. Konkret sieht er Wachstumspotenzial bei institutionellen Investoren, etwa mit Portfoliomanagementlösungen oder zusätzlichen Bewertungsdienstleistungen: «Hier wird unsere Marktposition als deutlich kleiner wahrgenommen, als es effektiv der Fall ist. Aber daran arbeiten wir – mit Erfolg, wie auch die Zahlen der letzten zwölf Monate zeigen.» Auch der ESG-Bereich werde stark an Bedeutung gewinnen, sagt er: «Vor drei, vier Jahren war das kaum ein Thema, heute ist es ein sehr grosses – und wir wachsen hier klar mit.»
Michael Rogenmoser ist kein klassischer Immobilienmann. Er studierte Corporate Finance und Information Management in Bern. Seine Karriere startete er im Investmentbanking der UBS, später ging es in die Beratung, etwa zu PWC oder McKinsey. Nach zwölf Jahren im Banking und in der Beratung wechselte er in den Fintech- bzw. Proptech-Sektor, wo er verschiedene Managementpositionen innehatte, etwa bei Avaloq (Bankensoftware und -dienstleistungen), Moneypark (Hypothekenvermittlung) und Comparis (Vergleichsplattform).
Und jetzt also IAZI: «Ich habe eine Passion für Finanzdienstleistungen, aber auch für Technologie. Bevor ich im Investmentbanking angefangen hatte, programmierte ich selbst über zehn Jahre lang. Das ist für mich ein bisschen ‹back to the roots›. IAZI ist ein etablierter Player mit exzellenter Reputation, guten Softwareprodukten und einer breiten Palette an Dienstleistungen. Hier kann man wirklich Transformation gestalten und Wachstum treiben», sagt Rogenmoser.
Warum aber Immobilien? Was fasziniert ihn an einer Branche, die für manche nur Langeweile bedeutet? «Faszinierend ist die Resilienz des Schweizer Immobilienmarkts. Seit fast 25 Jahren gibt es nur eine Richtung: nach oben – im Gegensatz zu Deutschland oder Grossbritannien, wo es Crashs gab.» Rogenmoser beschreibt, warum der Markt so robust ist: «Immobilieninvestments sind langfristig und sehr stabil. Die Preise steigen, weil die Nachfrage deutlich grösser als das Angebot ist; dies auch, weil es die Schweiz über Jahrzehnte geschafft hat, die Attraktivität im Vergleich zum Ausland hochzuhalten.» Und selbst die Rendite komme wie ein Schweizer Uhrwerk: «Unsere Benchmark-Zahlen sind fast langweilig – mal 2,9, dann 3,1, aber immer um die 3 % Netto-Cashflow-Rendite. Das findet man bei keiner anderen Assetklasse.»
Natürlich bleibt die Branche aber keinesfalls statisch. Künstliche Intelligenz, ESG-Vorgaben, neue Regulierungen – all das spielt in die Zukunft von IAZI hinein: «KI nutzen wir seit vielen Jahren in unseren Modellen; aber wir müssen laufend dranbleiben, um keine neuen Entwicklungen zu verpassen.»
Seine grösste Sorge sei weniger die Technologie als die Datenbasis: «Das grösste Risiko für eine Datenfirma ist, wenn man ausschliesslich auf öffentlichen Daten arbeitet. Darauf kann jeder Modelle bauen. Heute sind viele relevanten Immobiliendaten wie etwa Transaktionspreise oder bezahlte Mieten aber nicht öffentlich – und ich glaube nicht, dass sich das in der Schweiz bald ändern wird.»
Rogenmosers Lebensmotto fusst auf einer Anekdote aus seiner McKinsey-Zeit: «Ein Senior Partner sagte einmal: ‹Als Investmentbanker kommst du zu McKinsey, um zu entspannen.› Und trotzdem habe ich dort noch mehr gearbeitet als vorher. ‹Work hard, party hard› – das war lange mein Motto. Mit fast 50 ist das Party-Element etwas ruhiger, aber ich geniesse weiter das Leben – mit Familie, Freunden oder auch mal ganz still.»
Und woran will er sich messen lassen? «Im B2B-Geschäft ist klar: Wenn Kunden davonlaufen, hat man verloren. Wir wollen zufriedene Kunden, die mehr mit uns machen wollen. Das gelingt nur, wenn wir neue, innovative Lösungen bringen. Dann stimmen auch die Zahlen.
Foto: IAZI AG