Taschen verkaufen, Schulen bauen

10.000 pakistanische Kinder ­will Marco Feelisch mit Georg Wolff in die Schule schicken. Denn ­obwohl sie sich als Vollblutunter­nehmer verstehen, ist das ­grosse Ziel der beiden ­Gründer kein ­monetäres.

10.000 pakistanische Kinder ­wollen sie in die Schule schicken. Denn ­obwohl sie sich als Vollblutunter­nehmer verstehen, ist das ­grosse Ziel der beiden ­Gründer von Buckle & Seam, Georg Wolff (im Bild links) und Marco Feelisch, kein ­monetäres. Viel eher wollen die beiden, deren E-Commerce-­Start-up personalisierte Ledertaschen verschickt, in ­ihrem Produktionsland Pakistan einen nachhaltigen Impact ­erzielen. Feelisch: „Die Schule, die wir in ­Pakistan aufgebaut haben, soll den ­Menschen zeigen, dass man auch ­Gutes tun darf, während man sein Unternehmen hochskaliert.“ Die Idee war ­ursprünglich, eine einzige ­Tasche herzustellen. Feelisch und Wolff merkten aber schnell, dass der „One size fits all“-Ansatz nicht funktioniert, und ermöglichen Kunden nun, ihre Taschen zu personalisieren.

Pakistan ist aber nicht nur Produk­tionsstandort, sondern auch das Land, wo für Wolff und ­Feelisch ­alles begann. Die beiden waren bis vor drei Jahren für die Rocket-Internet-­Tochter Daraz, einen pakistanischen Onlinehändler, in der Hafenstadt ­Karatschi tätig. Das Unternehmen wurde 2018 an den chinesischen Technologiekonzern Alibaba verkauft, damals waren die beiden jedoch ­bereits seit zwei Jahren an einem ­eigenen ­Unternehmen dran. Gemeinsam gründeten sie Buckle & Seam – und wollen dabei durch engen Kontakt den Kunden neben dem Produkt auch die ­Geschichte dahinter näher­bringen. „Dass jemand die ­Tasche einfach kauft, weil er sie auf der ­Strasse sieht, ist eher unwahrscheinlich. Wenn man mit dem Träger aber ins Gespräch kommt, lassen sich ­unsere Werte viel besser vermitteln“, so Wolff.

Der Weg verlief jedoch nicht immer so glatt, wie das heute wirkt. Seine ersten sechs Monate schlief Marco Feelisch auf dem Boden der Wohnung eines Freundes, Wolff meldete das eigene Unternehmen (UG) in der Wohnung seiner Eltern an und verschickte die ersten Pakete von ebendort. Da die kommerzielle Nutzung der Privatwohnung jedoch verboten war, flogen Wolffs Eltern aus jener Wohnung, in der sie seit 25 Jahren gelebt hatten. Die Hürden sind es den beiden jedoch wert: „Es ist ein Teil der Selbstverwirklichung“, so Wolff. Und Feelisch ergänzt: „Wir haben auf dem unter­nehmerischen Weg einfach viel mehr Durchschlagskraft und können den Impact multiplizieren.“

Bisher hat das Berliner Start-up etwa 15.000 Produkte in insgesamt 80 Länder verkauft. Wolff: „Es gibt also mittlerweile weltweit eine Kleinstadt an Buckle-&-Seam-Trägern. Das wollen wir aber natürlich in eine Grossstadt entwickeln.“ Auch die Tatsache, dass 99 % der ­Umsätze über den eigenen Shop geschehen und die Retourenquote mit 2 % im Vergleich zu anderen E-Commerce-­Häusern sehr niedrig ist, heften sich die Gründer stolz auf die Fahnen.

Die Profitabilität ist zwar noch nicht erreicht, „aber absehbar“, wie Wolff sagt. Das grosse Ziel sind aber eben die Kinder: 140 wurden bisher in die von den beiden Gründern angemietete Schule geschickt, die nun ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Um den nächsten Schritt zu ­machen, soll ein Gebäude für bis zu 1.000 Kinder gemietet und er­öffnet werden.

Georg Wolff und Marco Feelisch sind Mitglieder der Forbes DACH 30 Under 30-Liste 2019. Mehr über Wolff und Feelisch lesen.

Der Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2019 „30 Under 30“ erschienen.

Klaus Fiala,
Chefredakteur

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