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Stromspeicher-Batterien auf Basis der Redox-Flow-Technologie gelten als schwer. Dennoch setzen Felix Kiefl und sein Team mit ihrem Start-up Voltstorage auf diese Speichertechnologie.
Denn derartige Stromspeicher-Batterien existieren derzeit noch nicht für Haushalte, obwohl sie kostengünstig und langlebig sein sollen. Das Potenzial ist allein in Deutschland riesig, so Kiefl. Stimmt das denn?
Sie haben Mechatronik und Maschinenbau im Bachelor an der Universität Bayreuth studiert. Woher kommt Ihr Interesse für Energieversorgung?
Während des Studiums arbeitete ich viel bei Elektromobilitätsprojekten mit. Im Rahmen einer Hochschulgruppe bauten wir etwa an einem eigenen Elektroauto. Damit nahmen wir an der „Formula Student Germany“ teil, einem Konstruktionswettbewerb, wo Rennteams von Ingenieurs-Universitäten gegeneinander antreten. Da wir keinen Elektrotechnik-Studenten im Team hatten, bin ich in diese Rolle gerutscht. Elektromobilität war zu der Zeit noch ein frischeres Thema als heute. Gleichzeitig haben mich alternative Energien und Energietechnik schon immer interessiert – doch ich dachte mir, dass die Energiebranche zu langsam vorankommt. Nach und nach merkte ich dann, dass man die Elektromobilität nur implementieren und die Kosten etwas drücken muss – doch alle Voraussetzungen sind da. Warum das noch nicht gemacht wird, verstehe ich nicht.
Doch warum dann Energieversorgung und nicht E-Mobilität?
Heute bestimmen wir die kommenden Jahrzehnte. Es ist wichtig, zu verstehen, woher wir den Strom bekommen, der in Elektroautos eingespeist wird, und wie die dahinterstehende Infrastruktur aufgebaut ist. Wenn wir es schaffen wollen, Kohlekraftwerke abzuschalten und in Europa aus der Atomenergie auszusteigen, muss einiges in Richtung Netzausbau passieren. Wir müssen vermehrt Wind- und Solarkraftwerke bauen. Bereits während meines Studiums habe ich potenzielle Geschäftsmodelle zu Batteriespeichern mit Kollegen durchgespielt – aber nie richtig ernsthaft.
Warum kam es dann zur Gründung des Start-ups Voltstorage?
Die zwei Mitgründer (Michael Peiter und Jakob Bitner, Anm.) sind 2016 auf mich zugekommen und haben gefragt, ob ich Heimspeicher auf Basis der Redox-Flow-Technologie entwickeln will. Ich dachte zuerst nur: „Okay – wow!“
Warum das?
Wenn man Elektrotechnik studiert hat, kennt man diese Technologie. Die Grundaussage war stets: Sie funktioniert gut, aber momentan ist sie zu teuer und die Energiedichte zu gering. Ich dachte mir, dass das Projekt interessant ist, da ein Solarheimspeicher ein hochmechanisches Produkt ist – und beschloss, die ersten Batteriezellen als Prototyp für den Heimspeicher zu bauen. Anschliessend gründeten wir und gingen für vier Monate nach China in den HAX-Accelerator (Entwicklungszentrum für Technologie-Start-ups im chinesischen Shenzhen, Anm.), wo wir viel in Fabriken unterwegs waren, Kontakte knüpfen und Know-how sammeln konnten. Ausserdem erhielten wir Risikokapital von der US-amerikanischen VC-Gesellschaft SOSV und vom Smart Energy Innovation Fund des schweizerischen Strom- und Wärmeversorgers Energie 360°. Das waren insgesamt 1,7 Millionen €. Im Februar 2017 sind wir dann in unsere Büros in München eingezogen, Ende des vergangenen Jahres waren wir bereits 20 Mitarbeiter.
Was war die Zielsetzung beim Heimspeicher?
Unsere Idee war von Beginn an, dass diese günstiger und besser sein müssen als alles, was es am Markt gibt. Die Redox-Flow-Technologie hat den Nachteil, dass die entsprechenden Batteriesysteme schwerer sind – und die Energiedichte geringer. Sie haben aber den Vorteil, dass man sie beliebig oft be- und entladen kann, ohne dass sie an Kapazität zu verlieren. Aufgrund des Vanadium-Elektrolyts (besteht grossteils aus Wasser, Anm.) können sie nicht brennen oder explodieren. Sicherheit ist bei Heimspeichern ein grosses Thema. Lithium-Ionen-Batterien funktionieren zwar gut für Anwendungen wie das Handy oder den Computer, halten aber nicht lange genug für einen Heimspeicher. Selbst für Elektroautos sind Lithium-Ionen-Batterien okay, weil man die Batterie tausend Mal be- und entladen kann. Aber für einen Heimspeicher, der im Keller steht und nach zwei Jahren kaputtgeht, ist das zu wenig.
Wie wollen Sie den Preis drücken?
Indem wir eine Batterietechnologie anbieten, wie es sonst kein anderes Unternehmen macht. Die Speicherkapazität beträgt 6,8 Kilowattstunden (kWh, Anm.). Die Frage ist: Warum verwendet niemand diese Technologie? Tesla hat kein Interesse daran, weil das Unternehmen aus dem Lithium-Ionen-Batterie-Umfeld stammt. Die Redox-Flow-Technologie wird bisher bei einzelnen Grossprojekten, etwa bei Industrieanlagen als Speicher für Wind- und Sonnenenergie, verwendet, wobei die Kosten der Installation und des Aufbaus sehr hoch sind. Aber in der Serienproduktion werden sie nicht eingesetzt. Deswegen versuchen wir jetzt, die Technologie in die Serienfertigung zu bringen und so die Kosten zu senken. Eine erste Kleinserie haben wir Anfang des Jahres veröffentlicht, um zu sehen, wie der Markt reagiert. Ebenso sind wir dabei, alle Details mit unseren Zulieferern zu klären. Man muss eine grosse Wertschöpfungskette aufbauen, viele Materialien stammen aus der ganzen Welt und werden extra für uns entwickelt.
Mit welchen Unternehmen kooperiert Voltstorage?
Der Gesamtzusammenbau wird bei einem Auftragsfertiger in München stattfinden. Viele Einzelkomponenten beziehen wir aus China, etwa Kunststoff- oder Aluminiumteile. Die Batteriezellen werden bei uns in einer automatischen Produktionsanlage gefertigt, danach schicken wir sie zum Auftragsfertiger.
Auf welches Kundensegment konzentrieren Sie sich?
Beim Heimspeicher sind es auf jeden Fall die Privathaushalte. Aufgrund der Tatsache, dass in den Tanks die Flüssigkeit getrennt von den Batteriezellen ist, lassen sich auch grössere Heimspeicher bauen – damit kann man das Geschäft entsprechend hochskalieren.
Wie sehen die Marktaussichten aus?
Der Heimspeicher-Markt hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt und ist stark am Wachsen. Es wurden 40.000 Speichersysteme in Deutschland verkauft. Beim Verkauf unserer Kleinserie haben wir ebenfalls gemerkt, dass der Bedarf an alternativen Lösungen gross ist (den Preis und den Absatz verrät Kiefl nicht, Anm.). Generell besteht der Markt aus jenen Haushalten, die bereits über eine Solaranlage verfügen, oder aus Neubauten von Ein- oder Mehrfamilienhäusern. 60 Prozent davon werden mit einem Heimspeicher gebaut – und der Baumarkt ist sowieso am Boomen.
Inwiefern wollen Sie zu einer Energiewende beitragen?
Das ist im weitesten Sinne ein Ziel. Ich denke, dass wir einen entsprechenden Beitrag leisten können. Heimspeicher sind wichtig, aber auch viele andere Dinge. Wenn wir es schaffen, diese Batterietechnologie zur Marktreife zu bringen, ist es ein grosser Schritt, den wir geschafft haben. Und das wird auch funktionieren.
Wie lassen sich die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen, laut dem es gilt, die globale Erderwärmung auf „deutlich unter zwei Grad Celsius“ zu reduzieren?
Das ist sehr länderspezifisch ausgestaltet, insbesondere was die Heimspeicher- und Solarindustrie betrifft. In den südlicheren Ländern Europas, etwa Spanien, ist es politisch weniger gewollt, Energie zu Hause selbst zu produzieren und diese dementsprechend zu verbrauchen – obwohl es dort ein riesiges Potenzial gäbe.
Felix Kiefl ist ein 30 Under 30 Alumni. Mehr über Kiefl lesen.
Dieser Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2018 „30 Unter 30“ erschienen.