So könnte die Zukunft des Schweizer Tourismus trotz hoher Kosten aussehen

Die Schweiz bleibt ein gefragtes Reiseziel, doch das hohe Preisniveau belastet die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche. Im Vergleich zu umliegenden Ländern liegen die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Dienstleistungen durchschnittlich etwa 12 % höher.

Das hängt vor allem mit den hohen Löhnen und dem allgemeinen Preisniveau zusammen. Für grosse Hotelketten bietet dies aufgrund ihrer Grösse und vorhandener Strukturen noch Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Skalierung. Kleinere Betriebe dagegen stossen schnell an Grenzen, da sie weniger Ressourcen haben und Kosten nicht so leicht senken können. Hier setzen immer mehr Unternehmen auf Digitalisierung, um Abläufe zu automatisieren und effizienter zu gestalten, was zumindest teilweise Skalierung ermöglicht.

Neue Finanzierungswege und Zukunftschancen
Bei der Finanzierung zeigt sich, dass traditionelle Kredite wegen der gestiegenen Zinsen für viele Betriebe schwieriger zugänglich sind. Deshalb gewinnt Crowdinvesting an Bedeutung. So konnte etwa die Falkensteiner Michaeler Tourism Group seit 2016 mehr als 26 Mio. Euro über Crowdinvesting einsammeln. Auch Start-ups wie MyCamper aus der Schweiz setzen auf diese Form der Kapitalbeschaffung, die zusätzlich zur Finanzierung auch eine Kundenbindung erzeugt. Dennoch bleibt Crowdinvesting für viele noch eine ergänzende Finanzierungsquelle und kein Ersatz für klassische Finanzierungen.

Gleichzeitig investieren institutionelle Anleger verstärkt in den Tourismussektor. Private-Equity-Firmen und Family Offices zeigen sich interessiert, wie die Aktivitäten der Bellevue Group verdeutlichen, die mit einem Private-Equity-Fonds gezielt Wachstumsfinanzierungen für kleine und mittlere Unternehmen in der Branche bereitstellt. Solche Investitionen eröffnen Chancen für grössere Expansionsprojekte und ermöglichen auch Exit-Optionen für Gründer.

Zukunftsträchtige Investmentfelder liegen vor allem in der Digitalisierung und nachhaltigen Infrastruktur. Automatisierte Buchungssysteme, digitale Gästekommunikation und nachhaltige Energie- oder Gebäudetechnologien bieten Effizienzgewinne und helfen, die steigenden Kosten abzufedern. Investitionen in nachhaltige Konzepte sind zudem gefragt, weil immer mehr Gäste Wert auf Umweltfreundlichkeit legen. Diese Bereiche eröffnen neue Märkte, die trotz der allgemeinen Herausforderungen Wachstumspotenzial haben.

Insgesamt steht die Schweizer Tourismusbranche vor der Aufgabe, die Balance zwischen hohen Kosten und Investitionen in Innovationen zu finden. Nur wer Prozesse modernisiert, neue Finanzierungsformen nutzt und nachhaltige Angebote schafft, kann langfristig wettbewerbsfähig bleiben und Skalierungsmöglichkeiten auch für kleinere Betriebe eröffnen.

Foto: Alin Andersen

Forbes Digital

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