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Die strategische Partnerschaft zwischen OpenAI und Microsoft gerät unter Druck. Nach Informationen des Wall Street Journal prüft OpenAI eine kartellrechtliche Beschwerde gegen den US-Technologiekonzern. Anlass sind Differenzen in den Bereichen Rechenkapazität, Verwertungsrechte geistigen Eigentums sowie Fragen zur unternehmensinternen Governance-Struktur.
Microsoft ist seit dem Jahr 2019 mit über 10 Mrd. US-$ an OpenAI beteiligt. Die KI-Modelle des Unternehmens – darunter GPT-4 – laufen auf der Microsoft-Cloud-Infrastruktur und sind Bestandteil kommerzieller Produkte wie Microsoft 365 Copilot, Bing sowie der Azure OpenAI Services. Im Rahmen der Finanzierungsstruktur erhält Microsoft zunächst 75 % der Umsätze, bis die Investition vollständig refinanziert ist. Danach stehen dem Konzern 49 % der Gewinne zu. Daraus ergibt sich ein faktisches Abhängigkeitsverhältnis, auch ohne formale Kontrolle über das Unternehmen.
Ein möglicher Abbruch oder eine tiefgreifende Neuordnung der Kooperation hätte direkte Auswirkungen auf die Erlössituation beider Unternehmen. Microsoft generiert über KI-basierte Anwendungen in seinen Office-Produkten und Cloud-Diensten erhebliche Zusatzumsätze. OpenAI ist auf die Bereitstellung von Rechenressourcen, Infrastruktur und technische Integration durch Microsoft angewiesen. Ein kurzfristiger Wechsel zu einem anderen Anbieter würde zu signifikanten technischen und operativen Umstellungen führen und dürfte mit hohen Kosten verbunden sein.
Hinzu kommen strukturelle Besonderheiten innerhalb von OpenAI. Das Unternehmen ist als Hybridmodell organisiert: Der kommerzielle Bereich unterliegt einem gemeinnützigen Board, das zentrale strategische Entscheidungen trifft. Diese Konstruktion war bereits Ende 2023 Auslöser für einen Führungsstreit, der zur vorübergehenden Abberufung von CEO Sam Altman führte. Die aktuellen Spannungen mit Microsoft sind auch vor diesem Hintergrund zu betrachten.
Langfristig dürften sich die aktuellen Entwicklungen auf die wirtschaftlichen Perspektiven beider Akteure auswirken. Microsoft könnte laut einer Schätzung von Morgan Stanley bis zum Jahr 2026 jährlich über 100 Mrd. US-$ an KI-gestützten Umsätzen erzielen. OpenAI wiederum verfügt ohne stabile Infrastrukturbasis derzeit nicht über die operativen Voraussetzungen, um unabhängig profitabel zu wirtschaften.
Foto: Sora