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Das junge Wiener Start-up Go Urban will den Mobilitätswandel international mitgestalten. Die Gründer Jonathan Gleixner und Bojan Jukic entgegnen der anhaltenden Krise kämpferisch, etwa mit einem Tochterunternehmen in Serbien. Dafür waren eine Umstrukturierung und der Fokus auf neue Dienstleistungen notwendig.
Obwohl die Unternehmenshistorie eine recht junge ist, hat Go Urban bereits einen grundlegenden Wandel hingelegt: 2016 ursprünglich als E-Roller-Vermietung in Wien gestartet, liegt der Fokus der Gründer Bojan Jukic und Jonathan Gleixner nun auf der Technologie hinter der Benutzeroberfläche. Denn als Software-as-a-Service-Anbieter für Shared Mobility weltweit bietet das Unternehmen Verkehrsmittelbetreibern, Städten, Fahrzeugkomponentenherstellern, Konzernen sowie Start-ups für jegliche Fahrzeugtypen diverse Softwaretools an: cloudbasierte Lösungen wie Flotten- bzw. Fuhrparkmanagement, Applikationen für den Verleih von Vehikeln und eine Software für die Instandhaltung von Fahrzeugen.
Go Urban möchte damit den Wandel in der Automobilbranche weiter vorantreiben. Die beiden Gründer sind sich einig, dass es in Zukunft nicht ausschliesslich auf die Art des Antriebs (Elektro, Wasserstoff etc.) ankommt, sondern ebenso auch auf die Effizienz der Nutzung der Fahrzeuge. Bisher wird ihr Service für über 20.000 Fahrzeuge in mehr als 60 Städten auf vier Kontinenten genutzt. Doch das Potenzial ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft: Dem Unternehmen zufolge hat die Branche gerade einmal 1 % des gesamten Mobilitätsmarkts der Zukunft ausgeschöpft. Und McKinsey prognostiziert bis 2030 ein Marktpotenzial von 150 Milliarden US-$ für Mikromobilität (Elektrofahrzeuge für Kurzstrecken im Stadtgebiet) in Europa; weltweit sind es 500 Milliarden US-$. Und auch die grossen Automobilhersteller dieser Welt feilen an ihren Lösungen für die Mobilität der Zukunft – so etwa BMW: Der deutsche Konzern rückt insbesondere die Interkonnektivität in den Fokus und baut stark auf den Zukunftstrend Fleetification, also die Entwicklung von Fahrzeugen im Individualbesitz hin zu Verkehrsmitteln, die von diversen Personen genutzt werden. Ob die beiden Gründer sich davon bedroht sehen? „Keineswegs. Der Unterschied zu uns besteht darin, dass wir mit unseren Tools fahrzeug- beziehungsweise markenunabhängig agieren“, so Jukic. „Wir wollen ein modulares und offenes System bauen, um somit mittelfristig einen Industriestandard zu setzen“, ergänzt Gleixner.
Jonathan Gleixner und Bojan Jukic
...Jonathan Gleixner studierte BWL an der Wirtschaftsuniversität Wien, Bojan Jukic Maschinenbau an der Technischen Universität Wien. 2016 gründeten die beiden gemeinsam mit Michael Lenz die Go Urban e-Mobility GmbH.
Die Idee, ein Mobilitäts-Start-up zu gründen, entstand laut Gleixner aus einem persönlichen Bedarf heraus: Er vermisste Shared-Mobility-Lösungen, wie es sie in Wien für Fahrräder und E-Tretroller schon gab, für Elektromopeds – und erkannte das potenzielle Geschäftsmodell. Jukic und Michael Lenz komplettierten das Gründungsteam, 2016 ging Go Urban an den Markt. Als die Nachfrage nach der eigens entwickelten Software stieg, waren sich die beiden einig: Die Zukunft von Go Urban liegt in der Technologie dahinter. Der dritte Mitgründer, Lenz, verliess zu dem Zeitpunkt das Unternehmen, Jukic und Gleixner teilten sich die Geschäftsführung. Gleixner nimmt dabei die Rolle des COO ein, Jukic die des CTO.
Das Unternehmen befindet sich in einer Branche, die im Zuge der Coronapandemie stark in Mitleidenschaft gezogen wurde – doch trotzdem konnte der Umsatz laut den Gründern verfünffacht und das Team von 15 auf 35 Mitarbeiter vergrössert werden. Zudem wurde kürzlich eine Niederlassung für Zusatzentwicklungen in Serbien eröffnet. Dass sie kürzlich als „Under 30s“ gelistet wurden, sehen die beiden als Honorierung ihrer bisherigen Arbeit. Gleixner lacht: „Uns erreichten auch Zuschriften von Leuten, die nicht vertraut mit der „Under 30“-Kampagne von Forbes sind, wohl aber mit der Forbes-Billionaires-Liste – sie dachten also fälschlicherweise zuerst, dass wir zu den reichsten Österreichern 2020 gehören.“ Dass dies mitunter ein Ziel für die beiden Freunde ist, negieren sie aber nicht.
Text: Chloé Lau
Foto: Marlon Hambrusch
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 1/2–21 zum Thema „Innovation & Forschung“.