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Im Jahr 2024 erlitt die Österreichische Nationalbank (OeNB) erneut einen schweren Verlust in Höhe von 2,12 Mrd. €. Damit setzte sich die Negativentwicklung fort, nachdem bereits 2023 ein Fehlbetrag von 2,21 Mrd. € verzeichnet worden war.
Doch der Blick auf die Gegenwart – es ist nun März 2025 – lässt Hoffnung aufkeimen. Vize-Gouverneurin Edeltraud Stiftinger erklärte, dass der Tiefpunkt der negativen Geschäftsergebnisse bereits überschritten sei und ab jetzt „es wieder bergauf geht“.
Der Grund für die rückläufigen Verluste der OeNB liegt vor allem in der Abwicklung der Wertpapiere aus den Ankaufsprogrammen der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese Papiere laufen nun aus und werden nicht mehr reinvestiert. Bis 2037 plant die OeNB, ihre Bilanz um rund 90 Prozent abzubauen, was zu einer langfristigen Stabilisierung führen könnte. Die Bilanzsumme der OeNB lag Ende 2024 bei 237 Mrd. €, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 4 Prozent darstellt.
Der Verlust, den die Notenbank im Jahr 2024 verzeichnete, resultierte vor allem aus der Verzinsung ihrer Anleihekäufe und den gestiegenen Zinsen. Sie hatte Wertpapiere zu niedrigen oder negativen Zinsen gekauft, während die Notenbank auf der anderen Seite durch die steigenden Zinsen mehr Zinsen an die Geschäftsbanken zahlen musste. So belief sich das Nettozinsergebnis auf minus 1,9 Mrd. €.
Trotz dieser negativen Ergebnisse konnte sich der Staat über eine enorme Zinsersparnis freuen. Seit 2012 hatte die OeNB aufgrund ihrer „unkonventionellen geldpolitischen Massnahmen“ etwa 51 Mrd. € an Zinsen eingespart. Im Jahr 2024 belief sich die Zinsersparnis auf rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Im März 2025, nach dem Jahresabschluss, wird deutlich, dass die OeNB weiterhin mit den Nachwirkungen ihrer expansiven Geldpolitik aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Die Zinsbelastung war auch 2024 hoch, da die Einlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank im Durchschnitt bei 87 Mrd. € lagen, und die durchschnittliche Verzinsung bei 3,7 Prozent lag. Dies führte dazu, dass die Zinsaufwendungen der OeNB sechsmal höher waren als die Zinserträge aus ihren Anleihekäufen.
Der Verlustvortrag von 2023, der ebenfalls über 2 Mrd. € betrug, hat den gesamten Bilanzverlust für 2024 auf 4,18 Mrd. € erhöht. Dieser Verlust wird in das Jahr 2025 mitgenommen. Dies bedeutet, dass die OeNB in den kommenden Jahren erst wieder Dividenden an die Republik Österreich ausschütten kann, wenn sie diesen Betrag durch Gewinne erwirtschaftet.
Ein positiver Aspekt in dieser schwierigen Situation bleibt jedoch das Vermögen der OeNB. Sie verfügt weiterhin über Goldreserven im Wert von 22,6 Mrd. € (280 Tonnen). Der Wert des Goldes stieg im Jahr 2024 um 39,7 Prozent und stärkt damit die Bilanz der Notenbank.
Für die Zukunft bedeutet dies, dass die OeNB auch weiterhin mit den langfristigen Auswirkungen ihrer geldpolitischen Entscheidungen zu kämpfen hat. Der schrittweise Abbau der Anleihebestände und die stabile Goldreserve könnten jedoch dazu beitragen, die Bilanz der Notenbank zu stabilisieren. Eine Rückkehr zu Dividendenzahlungen an den Staat wird voraussichtlich erst dann möglich sein, wenn die OeNB mindestens 4,18 Mrd. € Gewinn erwirtschaftet. Aber auch wenn die Bilanz der Notenbank 2024 auf deutliche Verluste zurückblickt, gibt es doch erste Anzeichen einer Erholung – wenn auch mit einem langen Atem.
Text: Lidija Jovanovic
Foto: Surinder Pal Singh