Neue Milliarden-Technologien: So sollen Tierversuche bald ersetzt werden ChatGPT fragen

Seit 1937 sind Tierversuche für die Zulassung neuer Medikamente gesetzlich vorgeschrieben. Doch die Ergebnisse sind oft unzuverlässig: Über 90 % aller Wirkstoffe, die Tierversuche bestehen, scheitern später in klinischen Studien am Menschen. Allein das führt zu enormen finanziellen Verlusten – bei durchschnittlichen Entwicklungskosten von über 2 Mrd. US-$ pro Medikament und jährlichen F&E-Ausgaben von rund 300 Mrd. US-$ weltweit.

Neue Technologien wie KI-gestützte Simulationen, automatisierte Zellkulturen und sogenannte Organoide – miniaturisierte menschliche Organe aus Stammzellen – sollen die Abhängigkeit von Tierversuchen verringern. So konnte ein Test mit 27 Wirkstoffen zeigen, dass „Liver-on-a-Chip“-Technologien toxische Nebenwirkungen präziser vorhersagen als Tierversuche. Laut Studie könnten damit jährlich über 3 Mrd. US-$ eingespart werden.

Einige Unternehmen setzen auf vollständig automatisierte Zellkulturplattformen (z. B. Mytos, London; 29 Mio. US-$ Funding), andere auf systemische Tests mit modifizierten Tieren (z. B. Gordian Biotechnology, San Francisco; 170 Mio. US-$ Funding). Weitere Startups wie Vivodyne oder Parallel Bio kombinieren Organoide mit KI-Modellen, um Medikamente vorab realitätsnäher zu prüfen.

Politisch erhält dieser Wandel Rückendeckung durch den FDA Modernization Act 2.0, der 2022 verabschiedet wurde und Tierversuche für die Zulassung neuer Arzneimittel nicht mehr zwingend vorschreibt – sofern alternative Datenquellen wie Organoide oder Computermodelle ausreichende Sicherheit liefern. Auch das NIH hat 2025 neue Programme zur Finanzierung tierversuchsfreier Testverfahren gestartet.

Trotz Fortschritten bleibt der Ersatz von Tierversuchen eine langfristige Aufgabe. Organoide sind derzeit noch auf einzelne Organsysteme beschränkt und liefern keine systemischen Daten über den gesamten Körper. Zudem ist die Lebensdauer begrenzt. Dennoch wächst der Konsens in Wissenschaft, Politik und Industrie: Langfristig sollen effizientere, menschlichere und kostensparendere Methoden den Standard bilden.

Die Frage ist nicht mehr, ob Tierversuche ersetzt werden – sondern wann.

Text: Alex Knapp
Foto: National Cancer Institute

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