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Marina Rafail-Vogiatzakis, 24, gründete schon als Studentin eine erfolgreiche Handtaschenmarke,heute werden ihre Produkte von Hollywood-Stars und Royals getragen. Den aktuellen Boom im Luxusmarkt will sie für eine rasche Expansion nutzen – und die Fashion-Industrie ein wenig ökologischer machen.
„Eine Luxushandtasche macht dein Leben angenehmer und zeigt den Nachbarn, dass du erfolgreich bist“ – so sah Modeikone Karl Lagerfeld das für die meisten Frauen essenzielle Accessoire. Für die Unternehmerin Marina Rafail-Vogiatzakis ist eine Tasche aber viel mehr als ein Statussymbol, eher ein Arbeitsgerät: „Ich trage halt immer eine ganze Menge mit mir herum“, sagt die Forbes-„U30“-Listmakerin – und zeigt, was sich in ihrer „Mini Riviera“ in karamellfarbenem Nappaleder (Preis: 880 €) verbirgt: Da wären ein Smartphone und eine Powerbank (weil der Akku des Telefons mit dem Kommunikationseifer der Unternehmerin oft nicht mithalten kann), eine Haarbürste, ein Spiegel, Lippenstift, Earpods und ein Kaschmirpullover („Weil mir oft kalt ist!“). Ebenso wichtig sind ein Stift und ein Notizbuch – damit sie im Alltag jederzeit Ideen, Beobachtungen und Geistesblitze notieren kann, aus denen irgendwann vielleicht das nächste Erfolgsprodukt entsteht.
Marina Rafail-Vogiatzakis, 24, hat ihre Handtaschenmarke „Marina Raphael“ 2018 gegründet, als 20-jährige Studentin. Die Designerin hat eine schweizerisch-österreichische Mutter und einen griechischen Vater und lebt in Athen. Sie gehört zur sechsten Generation der Swarovski-Familie und strahlt die Aura der eleganten und glamourösen Businesslady aus.
Ihre Verwandtschaft zum bekanntesten Kristallglashersteller der Welt verarbeitet Rafail-Vogiatzakis auch in ihren Produkten. Mit der griechischen Fashion-Influencerin Evangelie Smyrniotaki kreierte sie eine mit 5.000 Swarovski-Steinen verzierte Handtasche (Preis: 950 €), die während der Pandemie zum Bestseller wurde – auch, weil Sängerin Rita Ora und Hollywood-Star Megan Fox damit abgelichtet wurden.
„Wir wollten während der Lockdowns ein Wohlfühlprodukt schaffen“, sagt Rafail-Vogiatzakis. Ihre Umsätze boomten in einer Zeit, in der das soziale Leben pausieren musste; umso mehr sahen ihre Kunden in ihren Taschen einen funkelnden Lichtblick und ein teures Trostpflaster. Rafail-Vogiatzakis‘ Onlineverkäufe steigerten sich um mehr als 420 %.
Insgesamt fand die Luxusgüterindustrie schnell in die Erfolgsspur zurück – bereits 2021 lag der weltweite Markt mit rund 288 Mrd. € wieder über dem Niveau vor der Pandemie. Auch der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und eine globale Konjunkturabschwächung haben bislang kaum Auswirkungen auf Edelmarken. Davon profitiert auch Marina Rafail-Vogiatzakis.
Zu ihrer Fangemeinde gehören auch Stars wie Paris Hilton, Jennifer Lopez und die niederländische Königin Máxima. Dabei ist die kreative Vision ihrer Produkte, die ab 500 € zu haben sind, eher funktional als extravagant. Die meisten ihrer Korb- oder Messenger-Modelle setzen auf Leder und gediegene Naturtöne. Rafail-Vogiatzakis schafft Produkte, die zur IT-Unternehmerin genauso passen wie zur Schauspielerin. „Handtaschen sind ein Investmen , ein Erbstück und ein funktionelles und zeitloses Alltagsobjekt“, sagt die Designerin. Ihre Taschen werden in Italien hergestellt. Sie sind erschwinglicher als die Konkurrenzprodukte von Chanel und anderen Luxusmarken; Rafail-Vogiatzakis hat den Markt damit auch ein wenig inklusiver und zugänglicher gemacht.
Der Erfolg ihres Unternehmens habe mehr mit ihrem Ehrgeiz und Durchhaltevermögen zu tun als ihrem Familienhintergrund, wie sie betont. „Ich war immer gut mit Zahlen, und Kreativität liegt in meiner DNA – mit einem eigenen Handtaschenlabel wollte ich beides vereinen“, sagt die Unternehmerin. Während sie am King’s College in London einen Bachelor in Business absolvierte, eignete sie sich auch Wissen zu Textil- und Lederverarbeitung und Design an; mittels Youtube-Tutorials, Büchern und Gesprächen mit Brancheninsidern.
Das Startkapital, eine „relativ kleine Summe“, lieh sie sich von ihrer Familie. Alle Erlöse steckte sie in die Firma. Ihre ersten zehn Prototypen waren ein Desaster – „nur wer Fehler macht, kann dazulernen“, sagt sie über die Geburt ihrer Marke. Auch musste sie feststellen, dass sie wegen ihres jungen Alters von Branchengrössen oft nicht ernst genommen wurde. Diese Erfahrungen haben Rafail-Vogiatzakis geprägt und vielleicht noch ehrgeiziger gemacht. Heute rät sie anderen jungen Gründern: Nicht dickköpfig sein und glauben, man wisse alles besser, aber auch nicht versuchen, es jedem recht zu machen. „Du musst an deine Vision glauben und einfach weitermachen.“
Die Bedenken der Zweifler hat sie in kürzester Zeit widerlegt, auch gelang die Expansion ohne externen Investor. Heute finden Kundinnen und Kunden ihre Produkte in Luxusboutiquen weltweit und Nobelkaufhäusern wie Neiman Marcus in den USA. Rafail-Vogiatzakis will in den kommenden Jahren eigene Flagship-Stores eröffnen, das Produktportfolio soll um Leder-Accessoires erweitert werden und sie will ihr Team, das aktuell aus 17 Mitarbeitern besteht, weiter ausbauen – und in den nächsten fünf Jahren ein Unternehmen mit einem Umsatz von 15 Mio. € leiten.
„Nachhaltigkeit ist die Zukunft der Mode.“ Ihre Produkte sollen kaum Abfall verursachen; sie führt auch ein veganes Taschenmodell, bei dem Leder mit einem nachhaltigen, aus Apfelschalen hergestellten Stoff ersetzt wurde. Ihre Firma unterstützt zudem Wohltätigkeits- sowie Natur- und Umweltschutzprojekte in Afrika.
Rafail-Vogiatzakis steht am Anfang ihrer Karriere und hat schon jetzt in Rekordzeit eine Marke mit grossem Potenzial geschaffen. An ihrem Durchhaltewillen zweifelt heute jedenfalls niemand mehr.
Marina Rafail-Vogiatzakis, 24, gründete ihre Handtaschenmarke „Marina Raphael“ im Jahr 2018. Die Designerin lebt und arbeitet in Athen; sie gehört zur Familie Swarovski, deren Namen man weltweit mit Kristallglasprodukten assoziiert. Ihre funktionellen und erschwingliche Luxushandtaschen werden heute auch von Hollywood-Stars getragen.
Foto: Panos Davios