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Anastasius Tschopp hat Swiss Prime Site Solutions mit seinem Team in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Immobilien-Asset-Manager der Schweiz gemacht. Doch Tschopp ist sich sicher: Das Unternehmen kann noch grösser werden.
Anastasius Tschopp sitzt im 34. Stock des Prime Tower. Der Turm ist vollverglast, hinter den Fenstern bietet sich eine tolle Aussicht über Zürich; die Stadt sieht aus dieser Höhe aus wie ein Legoland. Tschopp ist gerade aus den USA zurückgekehrt, wo er einen Executive-Kurs an der renommierten Stanford University absolvierte. «Das war ein ganzer EMBA (Executive MBA, Anm.) – komprimiert in sechs Wochen», sagt er über die Erfahrung. Vierzehn-Stunden-Tage mit Fallstudien, Diskussionen und neuen Perspektiven; an seiner Seite: Führungskräfte aus aller Welt. Was er mitgenommen hat? Tschopp fasst prägnant zusammen: «Change the Culture, Change the People, Change the World.»
Seit 2018 führt Tschopp die Swiss Prime Site Solutions AG. Die Tochter von Swiss Prime Site ist heute der grösste unabhängige Asset-Manager der Schweizer Immobilienbranche: 130 Mitarbeitende, über 13 Mrd. CHF Assets under Management (AuM). Doch die Politik macht dem Unternehmen das Leben nicht immer leicht: «Es ist nicht so, dass wir ein freies Feld haben. Regulierung und politische Rahmenbedingungen stellen uns vor Herausforderungen. Manchmal habe ich den Eindruck, man versteht nicht, wie wichtig unsere Produkte für die Pensionskassen sind – und trotzdem werden wir in Schemata gepresst», sagt Tschopp.
Das hält den CEO aber nicht davon ab, gross zu denken: Tschopp will auf über 16 Mrd. CHF AuM wachsen. «Unsere Produkte und Kunden haben noch sehr viel Potenzial», so der Manager. Gemeint sind etwa der gemischte Fonds Akara Diversity PK oder der kommerzielle Fonds Swiss Prime Site Solutions Investment Fund Commercial (SPSS IFC). Dazu kommen die Swiss Prime Anlagestiftung und die Fundamenta Group Investment Foundation sowie die Fundamenta Real Estate AG. Der Grossteil der Kunden sind institutionelle Investoren, Pensionskassen oder Versicherungen. Diese verwalten ein Milliardenvermögen, haben aber strenge Vorschriften bei den Investments.
«Viele Investoren haben in den letzten zwei Jahren abgewartet», sagt Tschopp. «Es herrschte Unsicherheit über die zukünftige Preisentwicklung der Immobilien. Wir waren aber überzeugt, dass es in den Bereichen, in denen wir aktiv sind, insbesondere Wohnimmobilien in der Schweiz, nicht zu grösseren Korrekturen kommt – und wenn, dann nur kurzfristig. Heute sieht man: Die Schweiz ist fundamental sehr stabil. Investoren kehren zurück und die Nachfrage hat enorm angezogen.»
Das Wachstum der letzten Jahre fand nicht nur organisch statt. Drei Merger hat Tschopp verantwortet: 2020 die Integration von Inmoveris (innerhalb der Gruppe), 2021 die Übernahme der Fondsleitung Akara und zuletzt 2024 die Akquisition von Fundamenta. Tschopp: «Das hat uns nicht nur Volumen gebracht, sondern auch Know-how. Gerade mit Fundamenta haben wir jetzt die Möglichkeit, auch den deutschen Markt auszubauen.»
Für den CEO entscheidend ist die Kultur im Unternehmen. «Seit dem Start von Swiss Prime Site Solutions leben wir eine offene, vertrauensvolle, respektvolle, teamorientierte und individuelle Kultur. Jeder Mitarbeitende ist eine eigenständige Persönlichkeit, die sich einbringen kann», so Tschopp.
Seine Philosophie wurde aber nicht auf der Chefetage geprägt – viel eher ist sein ungewöhnlicher Lebenslauf Grund dafür, warum er Dinge anders angeht, als das in der Immobilienbranche üblich ist: «Ich habe als Plattenleger angefangen, auf meinen Knien, mit Mörtel an den Händen.» Danach verkaufte Tschopp Baumaterialien, später war er für den Flughafen Zürich und eine Grossbank tätig, bevor er 2014 zu Swiss Prime Site wechselte. «Vom Rohbau bis zum Portfolio – das ist mein Weg», fasst Tschopp seine Laufbahn zusammen.
Als er 2018 bei SPS Solutions startete, umfasste das Unternehmen drei Mitarbeitende – heute ist daraus ein Asset-Manager mit zweistelligem Milliardenvolumen geworden. «Das war eine Entwicklung, die nur mit einem aussergewöhnlichen Team möglich war», so Tschopp. Der stabile Schweizer Immobilienmarkt half – in den letzten Jahren blieb er trotz internationaler Krisen robust. «Wir haben immer gesagt: Die Schweiz ist anders positioniert. Sie ist fundamental stark, nicht vergleichbar mit dem Ausland. Das hat sich bestätigt.»
Doch während Tschopp in Sachen Kultur auf Offenheit und Respekt Wert legt, ist ihm eine andere Qualität ebenfalls wichtig: Ambition. Denn das geplante Wachstum kann nur geschafft werden, wenn das Team mitzieht. Tschopp: «Wir sind ambitioniert, wollen das Produkt für unsere Kundinnen und Kunden weiterbringen und bessere Cashflow-Renditen erwirtschaften.»
Damit das klappt, muss einerseits der Markt funktionieren, andererseits muss das eigene Haus stabil sein. Hier bedient er sich einer Metapher aus dem Fussball: «Ich habe mit den besten Spielern gespielt, aber wir waren kein Team und hatten keinen Erfolg. Dann war ich in Mannschaften, die auf dem Papier schlechter waren als die meisten der Liga – aber wir sind füreinander gelaufen und haben zusammengehalten und sind am Ende Meister geworden.»
Neben Chancen gibt es Herausforderungen: Regulierungen, Digitalisierung, künstliche Intelligenz sowie das wichtige Thema Nachhaltigkeit. Doch auch hier ist Tschopp optimistisch: «Nachhaltigkeit und Rendite sind kein Widerspruch.»
Am Ende des Gesprächs lässt Tschopp seinen Blick noch einmal hinaus über Zürich in die Weite schweifen – denn sein Rezept ist eine langfristige Perspektive: «Wir leben nicht von einem Jahr guter Performance unserer Produkte, sondern von fünf oder zehn Jahren. Dieses Ziel dürfen wir nie aus den Augen verlieren.
Foto: Lukas Lienhart