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Samuel und Johannes Voetter haben gemeinsam die Onlinedruckerei WIRmachenDRUCK gegründet und den „Happy Friday“ als Kontrapunkt zum „Black Friday“ ins Leben gerufen: Statt Shopping bis zum Umfallen gibt es dabei 10.000 Weihnachtspakete für bedürftige Kinder.
Wie haben Sie die Coronakrise erlebt? Sie sind ja offenbar eines der wenigen Unternehmen, die keinen einzigen Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben. Das ist als Unternehmen, das wohl in der Region ein zentraler Arbeitgeber ist, eine enorme Leistung … Es hängen ja auch viele Familien dran.
Johannes Voetter (lacht traurig): Diese Frage bewegt uns alle gleichermassen. Wie haben wir die Coronakrise erlebt? Oder besser: Wie erleben wir sie noch immer? Ich denke, hier hat jeder andere Antworten darauf. Mir persönlich geht es so, dass ich verwirrt bin – verwirrt über so viel Unklarheit über die Zukunft und fehlende Stringenz der politischen Entscheider. Als Unternehmer sind wir beide bis ans Ende unserer Kräfte gefordert.
Was hat die Pandemie verändert? Welchen Einfluss hatte respektive hat sie auf Ihr Geschäft?
Samuel Voetter: Wir haben einen harten und sehr schmerzhaften Umsatzeinbruch erleben müssen, verbunden mit der Unsicherheit, wie unsere Geschäftspartner die Krise überstehen würden. Es gab tägliche Meetings in Deutschland, Europa und über den Ozean hinweg, um zielführende Strategien zu finden, wie mit der Krise umgegangen werden kann. Bald hat sich abgezeichnet, dass die Krise auch uns hart treffen würde. Und so haben wir überlegt, was wir statt fehlender Messekommunikation drucken könnten, um so keine Mitarbeiter oder Partner kündigen zu müssen. Bedruckte Stoffmasken waren zum Beispiel eines der Produkte, die uns ein wenig vom fehlenden Umsatz zurückbringen konnten. Und dennoch: Wir sind gefühlt noch lange nicht aus der Krise heraus.
Und trotzdem haben Sie die Aktion „Happy Friday“ vorangetrieben, eine Initiative, die viel Aufsehen erregt hat. Was ist der „Happy Friday“ und wer hatte die Idee dafür? Gab es dafür einen bestimmten Anlassfall?
SV: Die Idee dazu hatte mein Bruder. Johannes hatte mit dem Marketingteam nach einem Motto für den diesjährigen „Black Friday“ gesucht – alle Vorstellungen gefielen ihm nicht. Und dann kam ihm etwas in den Sinn, das ihm schon als Jugendlichem unglaubliche Erfüllung geschenkt hat …
JV (ergänzt): Ich hatte mir gedacht, dass es uns während der Coronakrise vielleicht nicht besonders gut gehen wird und wir einigen Problemen zu begegnen hätten – im Vergleich zu den armen und teils elternlosen Kindern in Ländern wie Ungarn und Rumänien geht es uns jedoch sehr gut! Diese Kleinen haben häufig nicht einmal das Nötigste zum Überleben, und an Geschenke zu Weihnachten ist oft gar nicht zu denken. Wir wollten also unseren eigenen „Happy Friday“ dazu nutzen, den Rabatt, den wir sonst gegeben hätten, für Weihnachtsgeschenke an diese Kinder zu verwenden. Wir konnten das Management ohne viele Worte davon überzeugen, selbst privat etwas beizusteuern. Wir beide haben die am Freitag entstandene Summe aus fünf Prozent des Shopumsatzes noch einmal verdoppelt. So ist ein sechsstelliger Betrag zustande gekommen, der dazu geführt hat, dass mittlerweile 10.000 Pakete mit der Hilfsorganisation Hilfstransporte + Waisenhilfe e. V. auf dem Weg zu diesen Kindern sind – und so hoffentlich pünktlich zu Weihnachten viele leuchtende Kinderaugen bescheren wird.
Was ist in diesen Paketen drinnen?
JV: Teddybären, Süssigkeiten, Malhefte, Malsets, Tassen mit knuffigen Motiven, Weihnachtsmützen, Taschenlampen … Das sind nur einige der 21 Kindergeschenke, mit denen jede einzelne Kiste bepackt wurde. Und um diese 10.000 Weihnachtskisten pünktlich auf den Weg geben zu können, sind die meisten Mitarbeiter von WIRmachenDRUCK voller Tatendrang selbst in Aktion getreten und haben am 27. und 28. November in der Weihnachtsdruckerei selbst Hand angelegt und unermüdlich Weihnachtswichtel gespielt. Wir beide haben selbstverständlich auch mitgeholfen.
SV (ergänzt): Das Projekt liegt uns allen sehr am Herzen. Als wachstumsstarkes Unternehmen nehmen wir unsere soziale Verantwortung sehr ernst und glauben, dass es gerade in diesen Zeiten wichtig ist, etwas zurückzugeben und emotionale Nähe zu schaffen.
Fand der „Happy Friday“ dieses Jahr zum ersten Mal statt oder sprechen wir hier von einer längeren Tradition?
JV (lacht): Dies war der erste – aber garantiert nicht der letzte „Happy Friday“! Wir haben uns selbst unendlich viel Freude mit der Aktion gemacht. „Geben ist seliger als Nehmen“ pflegt unsere Mama noch heute zu sagen – da scheint sehr viel Wahres dran zu sein …
Sie schicken Ihre Pakete unter anderem nach Rumänien und Ungarn. Haben Sie zu diesen Ländern eine besondere Beziehung?
SV: Schon seit vielen Jahren ist unser Unternehmen in vielfältigen sozialen Projekten engagiert, etwa zugunsten der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz oder von „Stuttgarts heissem Kessel“. Die Bandbreite der Projekte ist dabei sehr vielfältig: WIRmachenDRUCK fördert regionale Vereine und Institutionen wie den SG Sonnenhof Grossaspach, unterstützt internationale Klimaschutzprojekte oder versendet – wie heuer – Weihnachtspakete an arme Familien in Ungarn und Rumänien. Wir legen uns also nicht auf eine Zielgruppe oder ein Thema fest. Wichtig ist: Die Hilfe muss sinnvoll sein, soll nicht als Werbung fungieren und muss am Ende ankommen!
Das war garantiert nicht der letzte „Happy Friday“ – wir haben uns selbst unendlich viel Freude damit gemacht!
Ihre Onlinedruckerei WIRmachenDRUCK zählt mit rund 500 Mitarbeitern und 500.000 Geschäfts- und Privatkunden aus 17 Ländern zum klassischen Mittelstand. Haben Sie beziehungsweise Ihre Familie das Unternehmen gegründet, das seit 2016 grösstenteils im Eigentum von Cimpress, dem Weltmarktführer im Onlinedruck, ist?
SV: Es ist tatsächlich so, dass mein Bruder Johannes und ich zusammen mit zwei Freunden, die bald wieder ausgeschieden sind, WIRmachenDRUCK im Jahr 2008 gegründet haben. Schnell war klar, dass unser Geschäftsmodell erfolgversprechend ist, aber all unsere Kräfte fordern würde. Hier denke ich nicht nur an ein sehr hart umkämpftes Geschäftsumfeld zurück, an im Prinzip nicht vorhandenes Gründungskapital; ich denke hier vor allem an eine Branche, die sehr technologielastig, verschlossen und hochkomplex ist.
Wie Sie wissen, ist die Erfindung des Buchdrucks bereits viele Jahrhunderte her – und genauso verstaubt sah die Druckbranche vor 15 Jahren an vielen Orten noch aus. Wir durften über die Jahre einen spannenden technologischen Wandel begleiten und an einigen Stellen entscheidend mitbestimmen. Häufig haben wir uns die Frage gestellt: Was wäre, wenn einer von uns beiden WIRmachenDRUCK alleine hätte gründen und führen müssen? Mein Bruder und ich werden häufig „die rechte und linke Seite eines Gehirns“ genannt – ich denke, die Geschichte unseres Unternehmens wäre völlig anders verlaufen.
Wir haben uns in den besonders harten ersten Jahren auf ein sehr enges Vertrauensverhältnis unter Brüdern verlassen dürfen. Keinem ging es darum, schnelles Geld zu machen – wir hatten gemeinsame Ziele, und vor allem wollten wir einen Wert erschaffen, der von Dauer ist. Es ging um Ehrlichkeit, vor allem auch den Kunden und Mitarbeitern gegenüber; um Ehrlichkeit beim Preis und bei der Leistung.
Gibt es noch weitere Ingredienzen zum geschäftlichen Erfolg?
JV: Uns war gleich zu Beginn klar: Wenn wir in diesem Geschäftsumfeld erfolgreich sein wollen, dann werden wir durch eine harte Schule gehen und sehr viel lernen müssen. Wir haben Wochen damit verbracht, die Fachterminologie der Druckbranche zu verstehen. Wir standen tagelang selbst an den Maschinen, um zu lernen. Wir waren heisshungrig und wissbegierig, um nicht nur alles zu verstehen, sondern auch mit unseren Partnern auf Augenhöhe verhandeln zu können. Bald waren wir es, die die zukunftsfähigen Technologien erkannten und unseren angeschlossenen Druckereien ans Herz legten. Es entstand so etwas wie eine Leidenschaft, die später unseren gesamten Tag bestimmen sollte. Wir waren Teil der kleinen und familiären Szene geworden.
Samuel und Johannes Voetter
...sind die Gründer der Onlinedruckerei WIRmachenDRUCK, die seit 2016 grösstenteils im Eigentum von Cimpress, dem Weltmarktführer im Onlinedruck, ist. 2020 feierten sie die Premiere des von ihnen initiierten „Happy Friday“ als sinnstiftende Alternative zum Shoppingevent
„Black Friday“.
Wie kam es 2016 zur Übernahme von WIRmachenDRUCK durch Cimpress?
JV: Um ehrlich zu sein: Wir hatten nie vorgehabt, unser Baby zu verkaufen, ganz besonders nicht an ein amerikanisches Unternehmen. Doch schnell stellte sich in ersten Gesprächen mit Cimpress (besser bekannt unter der Marke „Vistaprint“, Anm.) heraus, dass dieses Unternehmen nicht nur ein wertvoller strategischer Partner im hart umkämpften Feld des Onlinedrucks wäre, sondern – besonders erfreulich – ähnliche Überzeugungen vertrat, wie wir es tun. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Der Mensch steht an erster Stelle im Unternehmen. Gute Arbeitsbedingungen sind von elementarer Bedeutung. Der Kunde wird als wichtigstes Gut angesehen. Umsatz soll nur dann gemacht werden, wenn er wirtschaftlich sinnvoll zu vertreten ist. Und von diesen Punkten gibt es noch einige mehr …
SV: Wir haben uns nach langen Überlegungen dann dafür entschieden, an Cimpress zu verkaufen. Der Verkauf erfolgte schliesslich 2016 unter der Prämisse, dass unter dem neuen Gesellschafter alles beim Alten bleiben würde und unsere Partner und Lieferanten weiter auf bekannte Geschäftsbeziehungen vertrauen dürften. Das hat sich bis heute nicht geändert. Auch wenn wir 2016 unser Baby in andere Hände gegeben haben – wir haben WIRmachenDRUCK noch immer nicht verlassen. Ganz im Gegenteil: Wir sind heute wieder Minderheitsgesellschafter und leben so unseren Traum weiter.
Woher kommt dieser Unternehmergeist – wer hat Sie beide denn in diese Richtung geprägt?
JV: Wir sind die beiden ältesten von vier Brüdern. Unsere Eltern haben uns streng erzogen und uns schon früh überzeugend erklärt, dass Zusammenhalt in der Familie von entscheidender Bedeutung ist. Unser Papa sagt noch heute immer: „Ein einzelnes Streichholz kann leicht in zwei Teile gebrochen werden – aber nicht mehrere, wenn sie zusammenhalten.“
SV (ergänzt): Unsere Mama hat uns vor allem Rücksichtnahme, Ehrlichkeit und Kompromissbereitschaft gelehrt, und ich glaube, dies sind die Kernzutaten, die es zu unserem Erfolg gebraucht hat. Für uns stehen diese Eigenschaften noch heute mit an erster Stelle in unserem Leben.
Text: Heidi Aichinger
Fotos: WIRmachenDRUCK
Dieses Advertorial erschien in unserer November/Dezember-Ausgabe 2020 „Security“.