Like a Rollercoaster

Im deutschen Örtchen Rust, direkt an der französischen Grenze, baut Roland Mack seit 1975 ein Freizeitimperium. Als bester Freizeitpark der Welt ausgezeichnet und mit jährlich sechs Millionen Gästen hat sich das Familienunternehmen Europa-Park von einem Schaustellerwagen-Hersteller zu einem weltweit bekannten Reiseziel entwickelt. Die Macks blicken auf eine lange Tradition im Freizeit-Business zurück – schon seit dem Jahr 1780 war Stillstand nie eine Option.

Die Schreie der Fahrgäste sind im ganzen Ort zu hören. Sie tönen herüber von der Silverstar, einer der grössten Stahlachterbahnen ­Europas, im Europa-Park Rust. Sie erhebt sich mit einer Maximalhöhe von 73 Metern über dem Eingang und den Parkplätzen des Freizeitparks und erreicht Höchstgeschwindig­keiten von 130 km/h. Doch der Europa-Park besteht nicht nur aus Achterbahnen und Adrenalinkicks, vielmehr soll er für seine Gäste wie eine verkürzte Reise durch Europa sein – jeder Bereich des Parks wurde einem europäischen Land zugeordnet.

Der Europa-Park ist ein Familienunternehmen. Insgesamt hat die Familie Mack seit 1975 über 900 Mio. € in den Park investiert, ganz ohne öffentliche Subventionen. Für Roland Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Parks, war von Anfang an klar: Der Park muss wachsen und sich weiterentwickeln. So wurde 2019 der Wasserpark Rulantica eröffnet, in den fast 180 Mio. € investiert wurden. Auch in die Digitalisierung und vor allem in Virtual Reality steckt die Familie viel Geld und Hoffnung. Auch werden immer wieder neue Geschäftsbereiche gegründet, etwa Mack Media für Medienproduk­tionen oder Mack ­Solutions für stimmige Gesamtkonzepte in Freizeitparks.

Die harte Arbeit und die hohen Investitionen zahlen sich für die Familie aus: 2022 war ein Rekordjahr. Mit über sechs Millionen Besuchern scheint es, als hätte sich der Europa-Park nach den Coronajahren endlich erholt. „Während
der Pandemie haben wir mehrere Millionen Besucher und fast 100 Mio. Euro Umsatz ver­loren. Trotzdem war ich immer zuversichtlich, dass wir uns nach Corona wieder erholen werden“, so Roland Mack. Gerade der Wasserpark Rulantica hatte kurz vor dem ­ersten Pandemiejahr seine Tore geöffnet und konnte daher nicht die erwartete Besucherzahl erzielen.

Doch die Macks erlebten ein Comeback, die Gäste strömten nach der Pandemie wieder in den Park. Mack erinnert sich noch sehr gut an den ersten Eröffnungstag nach Corona: „Die Gäste sind mich fast umgelaufen! Ich habe noch nie so viele glückliche Menschen an einem Ort gesehen.“

Drei Jahre nach dem ersten Lockdown hat der Europa-Park mit weiteren Krisen der etwas anderen Art zu kämpfen. So gab es im Frühling 2023 einen Brand im Themengebiet Österreich, dabei sei es aber zum Glück zu keinem Personenschaden gekommen. „Der Sachschaden wird repariert und die Attraktionen werden nächstes Jahr renoviert und wieder eröffnen können“, sagt Mack.

In Freizeitparks blieben solche Vorfälle nicht aus. Wenige Tage vor dem Forbes-Interview hat sich eine Akrobatin beim Einsturz eines Sprungturms verletzt. Doch Mack unterstreicht: „Sicherheit steht bei uns an vorderster Stelle. Wir haben beispielsweise eine eigene Feuerwehr am Gelände und lassen unsere Attraktionen immer sachgemäss kontrollieren. Wir waren auch der erste Freizeitpark, der Sicherheitsingenieure eingestellt hat. Da sind wir ganz vorne mit dabei.“

Ziel ist es, das Mack-Imperium auch weiterhin in Familienhand zu halten. So wie sein Vater und die acht Generationen davor übergibt auch Roland Mack das Familien­unternehmen Schritt für Schritt an die nächste Generation. So haben seine Söhne Michael und Thomas Mack (mit denen wir schon 2019 ein Interview führen durften) immer grössere Aufgaben des Familiengeschäfts übernommen – während sich Thomas Mack dabei hauptsächlich um die Gastronomie und die Hotel­resorts kümmert, übernimmt Michael Mack grosse Teile der Geschäfts­entwicklung.

„Ich sehe Familienunter­nehmen als ein Erfolgsmodell für die Wirtschaft unseres Landes, das oft unterschätzt wird. Es ist für uns ein ausgezeichnetes Geschäfts­modell“, so Mack und fügt hinzu: „Ich wäre ein schlechter Vorstandsvorsitzender bei einem börsen­notierten Unternehmen, weil ich viel zu viel Herzblut und viel zu viel Langfristigkeit in das Geschäft hineinbringe.“

„Ich wäre ein schlechter Vorstandsvorsitzender bei einem börsennotierten Unternehmen, weil ich viel zu viel Herzblut ins Geschäft bringe“, so Mack.

Die Idee des Überthemas Europa lässt sich bei den Macks bis in die Anfänge des Familienunternehmens zurückführen. Ursprünglich ein Fuhrwerk- und Wagen­hersteller, hat sich die Familie Mack schnell auf Achterbahnen spezia­lisiert und diese in ganz Europa vertrieben. „Wir waren eigentlich immer schon ein sehr internatio­nales Unternehmen. Der Fokus auf Europa wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Ausserdem war ich immer schon ein grosser Befür­worter der europäischen Idee“, so Roland Mack.

Ursprünglich war der Europa-Park als Schaufläche für die Produkte des Mack-Imperiums gedacht. Am Anfang hätte Roland Mack kaum zu glauben gewagt, dass sich diese Schaufläche in fast 50 Jahren zu einem der beliebtesten Freizeitparks der Welt entwickeln wird; zu gut kann er sich noch an die Anfangsprobleme während der Gründung erinnern: „Die Eröffnung des Europa-Parks auf der heutigen Fläche war schon eine mutige Entscheidung. Viele Skeptiker meinten, dass ein Freizeitpark in so einer versteckten Ecke Deutschlands, mit Frankreich auf der einen und der Autobahn ohne eigene Abfahrt auf der anderen Seite, nie funktionieren würde. Ich denke, wir konnten das Gegenteil beweisen.“

Mack blickt grundsätzlich positiv in die Zukunft und freut sich über viele neue Attraktionen, die eröffnen werden. Er will neben dem Europa-Park auch das Herstellungsunternehmen der Achter­bahnen vorantreiben und neue Ideen umsetzen. Eine dieser Ideen, auf die sich der Unternehmer besonders freut, ist das multimediale Restauranterlebnis Eatrenalin: „Da sind wir eigentlich die Ersten weltweit, die so etwas ausprobieren. In diesem Projekt sehe ich viel Potenzial“, meint Mack.

Seien es jetzt das Filmunternehmen Mack Media oder das Herstellungsunternehmen Mack Rides, das Flaggschiff Europa-Park oder neue Projekte wie Rulantica oder Eatrenalin – Roland Mack und seine Familie haben ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell und schrecken nicht vor neuen Ideen und Herausforderungen zurück. „Zum Stillstand kommt es bei uns nicht!“, hält der Unternehmer am Ende unseres Gesprächs fest.

Roland Mack studierte ursprünglich Maschinenbau. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Jürgen Mack den Europa-Park und das Unternehmen Mack Rides, das seit damals Achterbahnen und Fahrwerke in die ganze Welt exportiert. Roland Mack ist ein vielfach ausgezeichneter Unternehmer, so wurde ihm unter anderem 2016 der Gründerpreis für sein Lebenswerk verliehen.

Foto: Europa-Park

Lela Thun,
Redakteurin

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