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Der weltweite Flugverkehr ist de facto lahmgelegt. Fluggesellschaften müssen in Zeiten wie diesen umstellen – zuletzt verhängte die britische Billigfluglinie EasyJet ein temporäres Flugverbot für ihre gesamte Flotte.
Easyjet, eine der grössten (nach Passagierzahlen gemessenen, Anm.) Fluggesellschaften Europas, hat aufgrund des neuartigen Coronavirus eine Ausflugsperre für all ihre Flüge verhängt. Die Sperre ist eine weitere von vielen Massnahmen, die die verheerenden Auswirkungen von COVID-19 auf die Luftfahrtindustrie verdeutlichen.
In einem Pressestatement verlautete die Billigfluggesellschaft, dass die Entscheidung, den Reiseverkehr einzustellen, auf die beispiellosen Reisebeschränkungen zurückzuführen ist, die von den Regierungen als Reaktion auf das Coronavirus verhängt wurden. So bereitete insbesondere die Einführung nationaler Sperren Probleme. Diese Verkündung hatte seine Auswirkungen – am selben Morgen sanken die Aktien des Unternehmens um mehr als 5%.
Die Regulierungen sind nicht die ersten, die Easyjet ins Leben rief. Das Flugverbot für die gesamte Flotte folgt auf eine frühere, bereits zu Beginn des Coronavirus-Ausbruchs in Europa getroffene Entscheidung, den Flugverkehr nach Italien weitgehend einzustellen, da die Nachfrage stark sank. In den letzten Tagen führte das Unternehmen aber noch Hunderte von Rettungsflügen durch, um Grossbritanniens Einwohner, die sich zur Zeit noch in anderen Ländern befinden, nach Hause zu bringen.
Rund 9000 Easyjet-Angestellte wurden aufgefordert,, sich freiwillig in den neuen 4000-Betten-Krankenhäusern im Osten Londons sowie in Birmingham und Manchester zu engagieren. Durch das Rettungspaket der britischen Regierung zum Erhalt der Arbeitsplätze wird den Mitarbeitern trotz Krise weiterhin 80% ihres Gehalts ausbezahlt. Neben neuen Spitälern wurden kurzfristig auch grosse Konferenzzentren Grossbritanniens in Fachkrankenhäuser umgewandelt – zuletzt das ExCeL Center in London, das temporär nun Nightingale Hospital getauft wurde –, um die Behandlung so vieler COVID-19-Patienten wie möglich zu garantieren. Fachleute sind allerdings besorgt, da nicht klar ist, ob künftig genügend neue Ärzte und Pflegepersonal für Einsätze bereit stehen werden, um die umfunktionierten Krankenstätten zu versorgen. Auch eine bevorstehende Unterbesetzung an medizinischem Personal fürchten die Experten.
Doch nicht nur Easyjet ist von der Krise betroffen: Mehrere Fluggesellschaften haben bereits die Zahl der Flüge drastisch reduziert – zu Beginn, weil die Nachfrage stark sank; später, weil die Regierungen weit verbreitete Sperren und Reiseverbote verhängte. Letzteres betrifft insbesondere Reisen nach China, in die Europäische Union oder in die USA. Fluggesellschaften wie Cathay Pacific und Virgin Atlantic haben ihre Mitarbeiter gebeten, unbezahlten Urlaub zu nehmen, um Kosten zu sparen.
Bereits Anfang des Monats warnte die International Air Transport Association, dass Fluggesellschaften weltweit etwa 200 Milliarden US-$ an staatlicher Unterstützung benötigen würden, um die Krise zu überstehen. Doch die britische Regierung zögert, das Geld der Steuerzahler für den Schutz der Fluggesellschaften auszugeben, solange nicht alle gewerblichen Optionen ausgeschöpft sind, sagte Bundeskanzler Rishi Sunak. US-Fluggesellschaften haben in der Zwischenzeit eine staatliche Rettungsaktion in Höhe von 50 Milliarden US-$ in Form von Darlehen, Zuschüssen und Steuererleichterungen beantragt. Der erwartete Verlust aus dem Passagierverkehr für das Jahr 2020 belaufe sich auf 252 Milliarden US-$ – so eine Schätzung der IATA. Etwa 1,1 Millionen Flüge seien vorerst bis zum 30. Juni gestrichen worden – ob sich diese Zahlen noch erhöhen und wie sich die Fluggesellschaften davon erholen, steht noch in den Sternen.
Text: Isabel Togoh / Forbes US
Foto: EasyJet