Ladypower

Frauen stecken Männer beim Investieren locker in die Tasche. Und Frauen am Steuerrad pushen den Wert eines Unternehmens – für Anleger ein lohnender Umstand.

Wenn Sie eine Frau fragen, wie sie es denn mit dem Geldanlegen hält, werden Sie wahrscheinlich oft „Bloss nicht!“ oder Ähnliches als Antwort bekommen. Denn Frauen schrecken beim Thema „Investieren“ gerne zurück. Dabei haben sie in Wirklichkeit dafür aber das bessere Händchen: So konnten Frauen mit ihren Portfolios höhere Renditen erzielen als Männer, wie eine Studie der ING von einer Million anonymisierten Kundenportfolios zeigte: Mit 22,5 % lag ihre durchschnittliche Rendite leicht über der von männlichen Depotinhabern, die im Durchschnitt 21 % verzeichnen konnten – und das, obwohl Frauen mit rund 5.500 € deutlich weniger investiert hatten als Männer, die rund 8.600 € ausgaben.

Die Rendite der Portfolios über alle Kundengruppen hinweg lag bei durchschnittlich 21,4 %.

Doch woher rührt der bessere Erfolg der Damen? Eine mögliche Antwort gibt die Behavioural-­Finance-Forschung (auf Deutsch: verhaltensorientierte Finanzökonomie). Sie untersucht, vereinfacht gesagt, wie es zu suboptimalen Finanzentscheidungen kommt.

Dabei haben Brad Barber und Terrance Odean in ihrer Studie „Boys will be Boys: Gender, over­confidence and common stock investment“ die Selbsteinschätzung der Geschlechter untersucht und festgestellt: Männer überschätzen sich gern selbst. Sie erzielten oft weniger Rendite, weil sie ihre Aktien signifikant häufiger handelten als Frauen. Ein Machoverhalten, das an der Börse zu Nachteilen führen kann. Bei den Frauen wiederum ist es genau umgekehrt: Aufgrund von vermeintlich fehlendem Finanzwissen und mangelndem Selbstvertrauen schrecken viele Frauen davor zurück, Geld anzu­legen. Das ergab eine Studie des wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituts ZEW. Teil­nehmerinnen der Studie schätzten den Forschern zufolge ihr Finanzwissen häufig geringer ein, als es ­tatsächlich ist.

Wenn’s um Unternehmen geht, sind diese deutlich erfolgreicher, wenn möglichst viele Damen die Schalthebel bedienen: Die Unternehmensberatung McKinsey fand in ihrer Studie „Women Matter“ über weibliche Führungskräfte heraus, dass Firmen mit einem hohen Frauenanteil im Vorstand gleich um 48 % höhere Gewinne (vor Zinsen und Steuern) erwirtschaften als der Branchendurchschnitt.

Und das amerikanische Gender-Forschungs- und Beratungsinstitut Catalyst ermittelte bei einer Analyse der 500 grössten börsen­notierten Unternehmen in den USA eine bis zu 53 % höhere Eigenkapitalrendite bei Unternehmen mit Frauen an der Führungsspitze. Nach einer Studie der Vereinten Nationen erzielten Grossfirmen mit weib­lichen Vorständen 42 % höhere Verkaufsgewinne und deutlich bessere Renditen aus Investitionen. Nachweislich steigen die Unter­nehmenserträge bereits dann, wenn mindestens drei Frauen zum Vorstand gehören. Drei Frauen müssen es jedoch wenigstens sein, damit sie sich vor dem Hintergrund der traditionellen Machtstrukturen Geltung verschaffen können. Die klassische Einzelkämpferin kann ebenso wenig verändern wie die sogenannte Alibifrau.

Garantiert keine Alibifrau ist Herta Stockbauer, die die Geschicke der österreichischen BKS Bank lenkt. Die studierte Handelswissenschaftlerin ist seit 1992 im Unternehmen, wurde 2004 Mitglied des Vorstandes und 2014 zur Vorsitzenden des Vorstandes ernannt.

Die Bank mit rund 1.100 Mit­arbeitern betreibt das Bank- und Leasinggeschäft in Österreich, Slowenien, Kroatien sowie der Slowakei und segelt seit Jahren auf Erfolgskurs. Sie musste im Gegensatz zu vielen anderen Instituten während der grossen Finanzkrise 2008 keine Staatshilfen in Anspruch nehmen.

Die mit BTV und Oberbank zur 3-Banken-Gruppe gehörende Bank hat im ersten Halbjahr 2023 ein deutlich besseres Ergebnis erzielt als im Vorjahreszeitraum. Der Periodenüberschuss nach Steuern stieg um rasante 132 % von 31,2 Mio. auf 82,1 Mio. €. Um für eine eventuell schwächere Konjunktur gerüstet zu sein, wurden die Kreditvorsorgen um 15,4 auf 28,8 Mio. € aufgestockt – diese vorsichtige Geschäftspolitik hatte das Unternehmen schon in der Vergangenheit vor allerlei Unbill bewahrt. Die Aktie notierte zum Redaktionsschluss bei etwas über 16 €, was eine Marktkapitalisierung von mehr als 751 Mio. € und ein KGV von 9,3 indiziert. Das BKS-­Papier hat in den letzten zwölf Monaten um knapp 19 % zugelegt, in den letzten drei Jahren waren es 36 %. Der Erfolg hat auch das britische Investmenthaus Petrus Advisers angelockt, das seit August mit 2,8 % der Anteile mit an Bord ist.

Bei der deutschen Merck KGaA hat seit Mai 2021 Belén Garijo – seit 2011 im Unternehmen – das Sagen. Vor ihrem Wechsel zu Merck war die gebürtige Spanierin, die zahl­reiche Auszeichnungen für Unternehmensführung erhielt, bei Sanofi-Aventis als Senior Vice President Global Operations für die Region Europa zuständig. Unter ihrer Leitung hat das Darmstädter Unternehmen einen strategischen Transformationsprozess eingeleitet, um zum globalen Vorreiter in Wissenschaft und Technologie zu werden.

Die Aktie des Chemie- und Pharmaunternehmens mit rund 64.000 Mitarbeitern und Gesamtumsatz von rund 22,3 Mrd. € weltweit schwächelte zuletzt ein wenig, hat aber während der letzten fünf Jahre um 75 % zugelegt und notierte zuletzt bei 150 €. Analysten haben das Papier mehrheitlich auf die „Kauf“-Liste gesetzt; von neun Analysen empfahl nur eine einzige „Verkaufen“. So hat das Analysehaus Jefferies die Einstufung für Merck KGaA auf „Buy“ mit einem Kursziel von 201 € belassen.

Safra A. Catz leitet seit 2014 den US-Computerriesen Oracle Corporation, nach Umsatz und Marktkapitalisierung das drittgrösste Softwareunternehmen der Welt – erst im Duett mit Mark Hurd und seit 2019 im Alleingang. Die gebür­tige Israelin hat Oracle praktisch in ihrer DNA: Schon im April 1999 stiess sie zu den Texanern mit 164.000 Mitarbeitern. Der Umsatz von Oracle, das zu mehr als 42 % im Eigentum des Mitbegründers Larry Ellison steht, legte heuer auf fast 50 Mrd. US-$ zu.

Die Oracle-Aktie hat während der letzten zwölf Monate um mehr als 60 % zugelegt und notierte zuletzt bei 108 US-$. Nicht alle Experten setzen beim Oracle-Anteilsschein auf „Kauf“, Berenberg und JP Morgan votieren auf „Hold“. Positiv gestimmt ist aber die Schweizer Grossbank UBS: Sie hat die Einstufung für die Texaner auf „Buy“ mit einem Kursziel von 135 US-$ belassen. Eine vermeldete Ausweitung der Partnerschaft mit Microsoft sei wichtig für den Softwarekonzern, schrieb Analyst Karl Keirstead. Mit der Zeit, so glaubt er, wird sich dieser Deal sehr positiv auf die Datenbank-Lösungen von Oracle auswirken. Auch für die Cloud-Plattform Azure von Microsoft handele es sich um einen wichtigen Schritt.

Ähnlich sieht man die Lage auch bei Deutsche Bank Research: Dort wurde die Einstufung für Oracle nach Zahlen ebenfalls auf „Buy“ mit einem identen Kursziel von 135 US-$ belassen.

Das erste Geschäftsquartal habe in etwa die Erwartungen erfüllt, meinte Analyst Brad Zelnick. Damit seien die Zahlen aber wohl nicht der zuletzt besonders opti­mistisch gewordenen Marktstimmung gerecht geworden. Er glaubt weiterhin, dass der Software­konzern erst am Anfang seiner Cloud-Transformation steht, und sieht daher noch Luft nach oben für Oracle.

Reinhard Krémer

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