Krypto-Blase

ICOs bilden eine der grössten Blasen des Jahrzehnts: eine Kapitalisierung von rund 100 Milliarden US-$ – ohne intrinsischen Wert. Daraus wird ein stabiles System entstehen – doch zuerst werden einige Investoren sich die Finger verbrennen, während
andere steinreich werden.

Am 24. April stellten Martin Köppelmann, Stefan George und Matt Liston ihre Laptops auf einen ­langen hölzernen Esstisch in ihrer Airbnb-­Wohnung in Gibraltar. Der Tisch war von Holzstühlen und dreiarmigen Kandelabern umgeben – eine altmodische Kulisse für einen eigentlich ziemlich modernen Augenblick. Denn die drei starteten gerade einen „Crowdsale“ à la Kickstarter – basierend auf einem Konzept, an dem sie zwei Jahre lang gearbeitet hatten. Es handelte sich um einen benutzer­orientierten Prognosemarkt, der auf einer zukünftigen „Kambrischen Explosion der Maschinenintelligenz“ namens Gnosis basierte.

Das Ziel: 12,5 Millionen US-$ einnehmen. Doch statt US-Dollar würden sie diesen Betrag in Form einer neuen Kryptowährung – Ether – einsammeln. Eine Währung, die zwei Jahre zuvor noch gar nicht existierte. Es war eine neue Form von Crowdfunding namens „Initial Coin Offer­ing“ oder ICO. Die Investoren würden nicht, wie bei einem typischen Kickstarter-Projekt, ein fertiges Produkt auf den Weg bringen. Stattdessen würde für jeden Ether (oder jeden Bruchteil eines Ethers), der in Richtung „Gnosis-Wallet“ geschickt wird, ein „Smart Contract“ automatisch eine andere Art von Geld zurücksenden – eine GNO-Münze. Diese würde den Investoren dann bevorzugten Zugang zur Plattform geben.

Sobald die Beliebtheit von Gnosis ansteigt, würde die Nachfrage nach GNO-Münzen (auch als Token bekannt) steigen, wodurch die Anteile der bestehenden GNO-Token-Inhaber steigen sollten. Die Gründer hatten ihr Crowdfunding-Projekt als „holländische Auktion“ (auch als „Rückwärtsauktion“ bekannt) entworfen. Dabei wird ein Startpreis festgesetzt, der dann stetig fällt – bis die Investoren zugreifen.

Gnosis musste nicht lange auf die Erreichung seines Ziels warten: Innerhalb von elf Minuten hatte das Projekt die 12,5 Millionen US-$ gesammelt. Die Gründer ­verkauften nur 4,2 Prozent ihrer zehn Millionen Spielmarken. Der endgültige Preis pro Coin – 29,85 US-$ – gab dem Projekt eine Bewertung von 300 Millionen US-$. Und das, obwohl es auf wenig mehr als einem 49-seitigen Whitepaper basierte. Doch es kam noch dicker: In nur zwei Monaten lag der Kurs der GNO-Münzen bei 335 US-$ und die „Gnosis“ war plötzlich mehr als drei Milliarden US-$ wert – mehr als der Börsenwert des Medienriesen Time Inc. Der Wert von Köppelmanns Beteiligung allein beträgt damit etwa eine Milliarde US-$. Seine beste Argumentation für die hohe Bewertung: Da draussen gibt es vieles, das viel schlimmer ist.

Vielmehr muss man ­eigentlich nicht wissen über die grosse Krypto-­Blase 2017. Die Marktkapitalisierung der virtuellen Crowdfunding-Projekte stieg um rund 870 Prozent – von zwölf auf über 100 Milliarden US-$ (ein „moving target“, da Kursschwankungen von 30 Prozent innerhalb eines Tages nicht ungewöhnlich sind). Dieser Anstieg beträgt mehr als das Sechsfache des Anstiegs der Börsenkapitalisierung während der Dotcom-Blase zwischen 1995 und 2000. Ein Grossteil der Zugewinne entfällt auf Bitcoin – allein im Jahr 2017 stieg die virtuelle Währung um 260 Prozent. Der Gesamtwert von Bitcoin übersteigt damit 40 Milliarden US-$ – und das trotz zwielichtiger Charaktere, Betrügereien sowie einer gewissen Inkompetenz im Umgang (einschliesslich des Mount-Gox-Fiaskos, wobei fast 500 Millionen US-$ einfach verschwanden), und trotz der Tatsache, dass Bitcoin keinerlei intrinsischen Wert besitzt – auch nicht die Unterstützung einer Zentralbank oder Charakteristika von Edelmetallen.

Doch die „Second Mover“ nach Bitcoin wachsen noch deutlich schneller – und arbeiten an etwas viel Spannenderem. Statt eine blosse Währung, die weitgehend für Spekulationen verwendet wird, verknüpfen diese neuen „Crypto-Assets“ Unternehmen mit Tokens. Der Treibstoff dabei lautet Ethereum (mit seiner Währung Ether). Wie Bitcoin basiert Ethereum auf der Blockchain-Technologie. Doch während Bitcoin es erlaubt, Transaktionen lediglich in Bitcoin zu tätigen, erlaubt das Ethereum-Netzwerk den Einsatz von Softwareprogrammen. Mit anderen Worten: Ethereum-basierte Währungen können tatsächlich „etwas tun“. So kann plötzlich jeder mit einer digitalen Idee Coins ausgeben. Mittlerweile existieren über 900 verschiedene Krypto­währungen und -Assets auf dem Markt, täglich kommt mindestens eine neue hinzu.

Ein solches Projekt ist Bancor, das am 12. Juni einen Rekord knackte: Das Projekt, das eine neue „Reserve-­Kryptowährung“ lancieren will, bot 50 Prozent seiner insgesamt ausgegebenen Coins zum Verkauf an. Der eingesammelte Betrag des ICOs lag bei 153 Millionen US-$ – innerhalb von nur drei Stunden. Bereits am nächsten Tag führte ein anderes Start-up, IOTA, einen ICO durch – und erreichte auf Anhieb eine Bewertung von 1,8 Milliarden US-$.

In einem Goldrausch ist es immer nützlich, die Pfannen zu verkaufen. Der Wert von Ethereum, auf dem die meisten ICOs basieren, erhöhte sich in den letzten zwölf Monaten um mehr als 2.700 Prozent. 300 US-$ pro Token – oder 28 Milliarden US-$ – betrug er schliesslich. Klar ist aber auch, dass der Weg dorthin ein volatiler war: Die Währung stürzte auf zehn Cent ab, das Rekordhoch lag bei 415 US-$. Bitcoin war historisch gesehen ebenso instabil – zwischen zwei und 4.000 US-$ war alles dabei. Die Assets sind in etwa so exakt vorhersagbar wie Roulette.

Die ICO-Pioniere haben damit wohl einen neuen Weg gefunden, Kapital einzusammeln. Warum sollten Start-ups vor Venture Capitalists aus dem Silicon Valley auf die Knie gehen oder sich mit Regulationsbehörden streiten, wenn sie ihre Idee per ­Token verkaufen und Spekulanten Geld dafür zahlen lassen können? Doch die gleiche Dynamik – Unter­nehmen ohne jegliches Konzept, zahlreiche Spekulanten, eine hohe Volatilität, holländische Auktionen und Reichtum, der aus heisser Luft entsteht – war in der Dotcom-Blase allgegenwärtig. 2000 krachte es dann: 1,8 Billionen US-$ Börsenwert verpufften in kürzester Zeit. Drei Milliarden US-$ Instant-Bewertung für eine Vorhersageplattform? Klingt verdächtig ähnlich.

Doch wir sind über die „Tulpenphase“ hinaus. Ja, die Dotcom-Blase war in gewisser Hinsicht fast schon lächerlich, doch sie brachte uns auch Unternehmen wie Amazon, Google und eBay. Und ja, viele Leute verloren an den Märkten Geld – aber viele smarte Investoren wurden in dieser Zeit auch reich.

Um zu verstehen, wie Kryptowährungen funktionieren, muss man sich ein Videospiel vorstellen. Es gibt eine virtuelle Welt und innerhalb ­dieser lassen sich virtuelle Währungen verdienen, die dann für Belohnungen innerhalb des Spiels – zusätzliche Rüstung, mehr Leben, besseres Equipment – eingetauscht werden können. Hier wird einem das Gleiche geboten – mit der Ausnahme, dass die Welt der Blockchain-­Technologie entstammt. Das Spielgeld kann in ­reale Währungen umgewandelt oder für die Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen innerhalb dieser Entitäten verwendet werden. Viele ICO-Beschreibungen lesen sich sogar wie klassische Videospielanleitungen. So können die Besitzer von GNO-Tokens eine zweite Art von Token verdienen – WIZ. Sie werden zu einem US-$ gehandelt und benutzt, um Plattformgebühren zu zahlen.

Das ist ein übliches Modell. Da die meisten Plattformen die Anzahl der Spielmarken begrenzen, erhöht jede Benutzung die Nachfrage, was wiederum den Preis steigert. Es handelt sich also um ein Netzwerk, in dem ein Service wertvoller wird, je mehr Menschen es nutzen – was an die Anreize von Pyramidensystemen erinnert. Angenommen, Facebook hätte ein Token. Und wenn wir einen Freund überzeugen, einen Account zu erstellen, würden wir den Wert des (Token-)Netzwerks erhöhen.

„Wir crowdfunden eine neue, dezentralisierte, digitale Wirtschaft“, sagt Chris Burniske, einer der ersten Fondsmanager, die öffentlich in Bitcoin investierten. Burniske klassifiziert die aufkommenden Sets in drei Kategorien: Kryptowährungen wie Bitcoin sowie digitales Bargeld wie Monero und Zcash. Zweitens: „Kryptorohstoffe“, die ­mutmasslichen Bausteine von dezentralen digitalen Infrastrukturen. Ein Beispiel sind Golem-Network-Tokens, die ein Netzwerk von Computern nutzen, um Rechenleistung zu mieten oder zu leasen. Die dritte ­Kategorie: „Krypto-­Tokens“, die versprechen, verbraucherorientierte, dezentrale Netzwerke zu versorgen. Quasi Uber ohne Uber – ein Peer-to-Peer-Netzwerk von Fahrern und Passagieren (oder fahrerlosen Autos), die einander in Krypto-Tokens bezahlen, die für Transaktionen auf diesem Netzwerk benötigt werden. Die Organisationen, die so Geld sammeln, sind nicht immer Start-ups. Manchmal sind es lediglich Entwickler, die in einem Projekt lose zusammenarbeiten und auf keiner juristischen Entität basieren. Und selbst wenn die Gruppe wirklich ein Unternehmen ist – wie die Messaging-App Kik –, werden ihre Organisatoren behaupten, dass der „Crowdsale“ keine Anteile am Unternehmen verkauft, um somit bequem über regulatorische Hürden zu springen.

Doch trotz all dieser ­Eigenheiten: Die Personen, die die Technologien unterstützen, sind keine naiven Idealisten. Venture-Capital-Investor Tim Draper unterstützte bereits zwei Krypto-Assets. Brendan Eich, ebenfalls ein ICO-Investor, gründete Mozilla. Dan Morehead gründete eigens Pantera Capital, um sich auf ebensolche Assets zu spezialisieren.

Sie jagen nach Start-ups – wie etwa Blockchain Capital. Das Unternehmen wurde vom ehemaligen Kinderstar und Unternehmer Brock Pierce gegründet. Er finanzierte den jüngsten Fonds mit einem ICO – und gab dabei eine Währung namens BCAP aus. Er sammelte im April zehn Millionen US-$ in nur sechs Stunden ein. Pierce vermied die Regulierungsprüfung durch die Begrenzung seines „Coin Offerings“ auf 99 akkreditierte Investoren in den USA und 901 Investoren in Übersee, wo die Regeln etwas entspannter sind. Nachdem der ICO gelauncht wurde, konnte sich jedoch jedermann einkaufen. Die Bewertung des Fonds stieg auf 17,5 Millionen US-$. „Mein Telefon klingelt ständig“, sagt Pierce. „Es kommen viele Leute zu mir, die mich fragen, ob sie das in ­ihrer Branche auch machen können.“

Einer, der genau das tut, ist Olaf Carlson-Wee. Er ist 27 Jahre alt, kann kaum programmieren, hat keine Ausbildung in der Finanzanalyse – und verfügte noch nie zuvor über Geld zum Investieren. Das macht ihn in gewisser Weise zum perfekten Idol der Krypto-Blase. Carlson-Wees „Polychain Capital“ mit Sitz in San Francisco erlebte mit, wie seine Assets in weniger als zehn Monaten von vier Millionen auf 200 Millionen US-$ anstiegen. Das ist vor allem auf eine Reihe geschickter Manöver zurückzuführen, die auf Carlson-Wees angeborenem Verständnis für Krypto-­Assets basieren.

Alles begann, als Carlson-Wee nach seinem Studienabschluss auf sein Konto blickte: Schulden in der Höhe von 20.000 US-$ ­standen einem Guthaben von 700 US-$ auf Carlson-Wees Bankkonto gegenüber. Während seine beiden ­älteren Brüder ihr Glück als ­Dichter versuchten, war Carlson-Wee immer schon von Mathematik, Gaming und virtuellen Welten fasziniert. Und nach der Lektüre über den Drogen­markt „Silk Road“ und darüber, wie dieser von Bitcoin angetrieben wurde, sehnte er sich nach einer Welt mit Kryptowährun­gen. Carlson-Wee steckte seine 700 US-$ allesamt in ­Bitcoin. Der Preis betrug damals rund 16 US-$ und er musste ­zusehen, wie Bitcoin auf zwei US-$ ­hinunterstürzte. Doch Carl­son-Wee blieb unbeirrt und überzeugte seinen Soziologieprofessor, eine Arbeit über Bitcoin zu akzeptieren. Er erlangte seinen Abschluss und nahm einen Kurzzeitjob als Holzfäller an. Anschliessend schickte er seine Abschlussarbeit über Bitcoin an Coinbase, einen Anbieter von digitalen „Crypto Wallets“. Er bekam den Job und wurde 2012 Coinbases erster Mitarbeiter. Carlson-Wee kümmerte sich um den Kundendienst und forderte, dass sein Gehalt von jährlich 50.000 US-$ in Bitcoin ausbezahlt werden sollte. Das machte ihn wohl zur ersten Person, die ihr Geld (fast) ausschliesslich in Kryptowährungen handhabte.

Der Kundenservice gab Carlson-­Wee einen Sitz in der ersten Reihe – er lernte die Stärken und Schwächen des rasant wachsenden Unternehmens kennen. Schliesslich automatisierte er viele von Coinbases Antworten auf Kundenfragen und ­erstellte sogar eine Art „Bitcoin-Prüfung“, mithilfe derer er Bewerber screente. Er stellte acht neue Mitarbeiter ein – sie alle wurden in Bitcoin bezahlt. Carlson-Wee stieg zum Head of Risk auf und reduzierte als solcher die Betrugsfälle bei Coinbase um 75 Prozent – mithilfe von KI-Algorithmen.

Im vergangenen September kündigte er dann und startete Polychain Capital – mit vier Millionen US-$ Startfinanzierung von ­Investoren wie Jack Herrick (Gründer von Wiki­how) und Garry Tan (ehemaliger Partner beim Accelerator Y Combinator). Da die meisten Venture-Capital-Unternehmen und Hedgefonds nicht in hochspekulative Assets wie Kryptowährungen investierten, arbeitete Carlson-Wee nur mit ­einigen wenigen zusammen: Andreessen ­Horowitz, Union Square Ventures, Sequoia Capital, Founders Fund und Pantera Capital. Nach seinen drei ­Jahren bei Coinbase war er eine Art Koryphäe in der Szene. Und obwohl die Krypto-Welt eine Demokratisierung von so ziemlich allen Aspekten des Lebens, des Geschäfts und des ­Investierens vorantreibt, tätigte Carl­son-Wee fast alle seine Investments mit bevorzugter Behandlung – sprich vor den eigentlichen ICOs und zu speziellen Rabatten. Dazu gehören etwa Ethereum, das dezentrale Super­computer-System Golem sowie Augur, eine Vorhersageplattform, die Carlson-Wee besser als Gnosis findet. Ausserdem finden sich darunter 0x, ein Cryptocurrency-Exchange-Protokoll, das einen dezentralisierten Münzhandel ermöglicht, und ­Tezos, ein Ethereum-Konkurrent. Carlson-­Wee: „Mit Tezos lassen sich Verträge formell verifizieren, wobei im Wesentlichen bewiesen wird, dass der Vertrag eben das tut, was er zu tun hat.“ Der Investor bevorzugt einen längerfristigen Ansatz statt kurzfristiger Spekulationen mit Coins. Doch in einem Marktrausch sind überdurchschnittliches Wissen und bevorzugte Behandlung natürlich Gold wert.

Wohin geht es also in der ­Zukunft? Carlson-Wee ist einer der ­wenigen, die eine Art Vision formulieren ­können. Er glaubt, dass mithilfe von Blockchain Basisschicht-Protokolle, Infrastrukturen wie Datenspeicher sowie Computing-Power-Dienste ­gebaut werden. „Ich kann mir eine Zukunft vorstellen, wo ­Computer – statt eine eigene Bandbreite, ­einen ­eigenen internen Speicher, eine ­eigene Internetverbindung zu haben – alle Funktionen auf die Blockchain auslagern – und nur pro Nutzung zahlen“, sagt er. „Wir könnten dann für jedes Paket von Internet bezahlen, jeden Speicherplatz, den du ­haben willst, anstatt diese Dinge auf ­jedem einzelnen Gerät in­stallieren zu müssen – und die meiste Zeit unbenutzt zu lassen.“ Mit anderen Worten: Cloud Computing trifft die Sharing-Economy.

Das ist möglich. Bis dahin ­müssen aber mit Sicherheit noch viele Leute bluten. Zumindest in den USA sind diese „Eigenkapital“-Münzen keine Wertpapiere, solange sie teilweise Nutzen haben und nicht vom Erfolg einer einzelnen „Partei“ abhängen. Es ist wie eine Art Golfklub-Mitgliedschaft. Einige Token-Entwickler haben versucht, die Frage zu klären, ob ihre Münzen tatsächlich Wertpapiere sind, indem sie an Orten mit niedrigen Steuern und lockerer Regulierung tätig sind – etwa Singapur oder Zug in der Schweiz.

Wenig überraschend werden in der Szene Insiderhandel und Dirty Deals unverhohlen durchgeführt. So sagte etwa ein ICO-Schöpfer zu Naval Ravikant, dem CEO und Mitgründer von AngelList: „Wenn sich Investoren einverstanden erklären, beim ICO mitzukaufen, verkaufen wir anschliessend 30 Tage später im Heimlichen die übrig gebliebenen Münzen zu einem niedrigeren, vereinbarten Preis.“ An der Wall Street gilt ebensolches Vorgehen als Straftat. Im Wilden Westen der Kryptowährungen? „Solche Deals werden dauernd gemacht.“ Die SEC hat erklärt, dass sie sich erwartet, dass die Branche Investoren schützt. Doch es ist schwer vorstellbar, dass sie diese neue Währungswelt effektiv regulieren kann. „Die Betrügereien sind subtil und schwer zu erkennen, wenn man nicht bereit ist, den Source-Code zu lesen“, fügt Ravikant hinzu.

Und was, wenn Regulierungsbehörden den Code lesen? „Wenn mein Bankkonto (in den USA; Anm.) ­geschlossen wird, kann ich nicht einfach ein russisches Bankkonto eröffnen“, sagt Carlson-Wee. „Doch wenn mein Bitcoin-Wallet-Anbieter geschlossen wird, kann ich meine Bitcoin in Minuten nach Übersee transferieren. Zu versuchen, solche Dinge global zu regulieren, ist eine Sisyphusarbeit.“ Wir sollten uns also für weitere Explosionen und Milliarden US-$ an Verlusten anschnallen. Das passiert, wenn Menschen in einem Bereich gambeln, in dem es kaum Schutz für sie gibt. Smarten Investoren wird es hingegen gut gehen – einzig ihre ­eigene Selbstüberschätzung könnte ihnen im Weg stehen. „Jeder sagt im Moment, dass Token-­Sales völlig verrückt seien“, sagt Carl­son-Wee. „Ich glaube, dass wir noch keine Ahnung haben, wie gross das Ding werden könnte.“

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