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Wer Wert darauf legt, Produkte von von Frauen geführten Unternehmen zu kaufen, kann sich auf Empovver umschauen: Auf dem 2022 von Sofia Surma gegründeten Online-Marktplatz finden sich nur Unternehmen, die zumindest zu 50 % von Frauen geführt sind. So möchte Surma dafür sorgen, dass mehr Geld weiblichen Unternehmern zugutekommt.
Mehr als 55 Women-owned Businesses, über 280 Produkte und ein jährliches Umsatzwachstum von 33 % – Empovver ist ein Online-Marktplatz, der Geld gezielt in die Hände von Frauen bringt. Gegründet 2022 von Sofia Surma vereint die Plattform ausschliesslich Unternehmen, die mindestens zu 50 % von Frauen geführt werden. Mit einer Rücksendungsquote gekaufter Produkte von unter 1 % und einem Return-on-Ads von 9:1 – also einem neunfachen Werbeertrag – beweist das Start-up, dass die Idee durchaus gut ankommt.
Als Sofia Surma die Idee zu Empovver entwickelte, beobachtete sie, wie Feminismus mit Hashtags, Merchandise-Artikeln und Kampagnen zum Marketingtool wurde. Zugleich blieb die Verteilung der Einnahmen durch diese Produkte oft unbeachtet: Viele vermeintlich feministische Artikel stammten von Firmen, die sich nicht in Frauenhand befanden. „Die Feminismuswelle ist schön und gut – aber es muss auch Geld bei Frauen ankommen“, sagt Surma. Es war diese Beobachtung, die ihr die Idee für Empovver gab.
Heute bieten mehr als 55 Unternehmerinnen ihre Produkte auf Empovver an. Käufer finden alles von Büchern über Mode und Kunst bis hin zu Hundespielzeug auf dem Marktplatz. Anfangs stand die Enttabuisierung weiblicher Sexualität im Fokus; mittlerweile deckt das Sortiment alle Lebensbereiche ab. Empovver versteht sich als Netzwerk, das Kooperation über Konkurrenz stellt. Wenn Produkte gebündelt gekauft werden, werden Versandkosten geteilt. Die Plattform vernetzt also auch die Produzentinnen und sorgt für gegenseitige Sichtbarkeit – ein Ansatz, der in einem von Margendruck und Werbekosten geprägten Markt echten Mehrwert schaffen soll.
Die Feminismuswelle ist schön und gut – aber es muss auch Geld bei Frauen ankommen.
Sofia Surma
Sofia Surma ist keine klassische Gründerin aus dem E-Commerce, sie hat einen aktivistischen Hintergrund. Als sie im April 2022 mit Empovver startete, unterschätzte sie, wie komplex Onlinehandel ist – „E-Commerce ist ein eigenes Tier“, sagt sie heute. Mit ihren Mitgründern Marlene Frauscher, die sich um die Administration kümmert und die Finanzen im Blick hat, und Clemens Otto, verantwortlich für IT und technische Infrastruktur, holte sie sich Verstärkung.
Surma und Frauscher kennen einander seit über zehn Jahren, beide studierten Export-Oriented Management an der FH Krems und sammelten internationale Erfahrung in Grossbritannien und den USA. 2023 wurde aus dem Einzelunternehmen Empovver eine GmbH.
Gebootstrappt und durch österreichische Förderprogramme wie jene von AWS, FFG und Wirtschaftsagentur Wien unterstützt wurde Empovver Schritt für Schritt grösser. Der Cashflow sei derzeit stabil, das Team setze auf nachhaltiges Wachstum. Das Geschäftsmodell ist klar strukturiert: Anbieterinnen zahlen eine einmalige Onboarding-Gebühr von 100 € netto; wahlweise steht eine Full-Service-Lösung zur Auswahl – also Lagerung, Produktfotografie und Fulfillment inklusive – oder das Dropshipping-Modell, bei dem der Versand eigenständig gehandhabt wird. Die Margen liegen je nach Servicelevel zwischen 20 und 40 %, so Surma. Das Unternehmen plant zudem Kommunikationspakete, um die Produzentinnen stärker über Newsletter und Social Media zu bewerben.
Die Marke Empovver zeigt ihre rebellische, feministische und zugleich zugängliche Haltung offen. Das Design mit zerrissenen Papierelementen auf der Empovver-Website steht für den bewussten Bruch mit dem „Glossy Girlboss“-Narrativ: Statt Hochglanz zeigen Surma und ihr Team die Realität des Unternehmertums – mit allen Höhen, Tiefen und Lernprozessen. Das spiegelt sich auch im Branding wider: humorvoll, provokant und ehrlich. „Wir wollen zeigen, dass Feminismus nicht nur Empowerment heisst, sondern auch harte Arbeit, Rückschläge – und Solidarität“, sagt Surma.
Das Team erzählt Geschichten hinter den Produkten und schafft so authentische Sichtbarkeit. Mit diesem Ansatz erzielte die Plattform innerhalb eines Jahres über eine Million Aufrufe auf Instagram. Anfangs war die Community vor allem über 40; doch das Team wollte auch ein jüngeres Publikum für sich gewinnen. Mit dem Launch auf Tiktok, Influencer-Aktivierungen und Community-Events entdeckte schliesslich auch die Gen Z Empovver. „Uns war wichtig, auch jüngere Frauen anzusprechen“, so Surma. Heute liegt das Durchschnittsalter der Käuferinnen zwischen 25 und 45 Jahren – ein klarer Beleg für die gewachsene Relevanz der Marke in einer digital geprägten, werteorientierten und bewusst konsumierenden Generation.
Vor Kurzem expandierte Empovver in die Schweiz und deckt nun den gesamten DACH-Raum ab. Surma und ihr Team bereiten zurzeit den Markteintritt in die USA vor. Trotz steigender Volumina und vollem Einsatz der Gründerinnen bleibt der Kern von Empovver unverändert: wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen durch gezielten Kapitalfluss.
Text: Theresa Mader
Foto: Empovver