Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen Sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Immer mehr Menschen treffen Finanzentscheidungen online und stehen dabei vor einer unüberschaubaren Menge an Informationen. Vergleichsportale sollen Orientierung bieten, doch die Qualität der Daten ist entscheidend. Daniel Franke, Geschäftsführer von Franke-Media.net und Betreiber zahlreicher Finanzvergleichs-Portale, erklärt im Gespräch, wie datenbasierte Vergleiche funktionieren, warum Bauchgefühl keine Strategie ist und was Unternehmen von Verbrauchern lernen können.
„Daten sind kein Selbstzweck, sondern Werkzeug“
Herr Franke, Sie leiten ein Team, das Verbraucher und Unternehmen auf mehreren Vergleichsportalen begleitet. Wie kam es zu dieser Spezialisierung auf datenbasierte Entscheidungen?
Daniel Franke: Der Ausgangspunkt war eigentlich ganz pragmatisch: Wir wollten Transparenz in Märkte bringen, die für Verbraucher oft schwer zu durchschauen sind. Ob Tagesgeld, Brokerage oder Kreditkarten – viele Entscheidungen basieren noch immer auf Werbung oder Gewohnheit. Dabei sind gerade im Finanzbereich objektive Daten der Schlüssel zu besseren Ergebnissen. Mit unseren Hauptportalen decken wir die zentralen Themenfelder der privaten Finanzen ab: Spareinlagen, Brokerage, Kreditkarten, Girokonten und Finanzierung.
Viele Menschen treffen Finanzentscheidungen aus dem Bauch heraus. Warum halten Sie das für problematisch?
Daniel Franke: Bauchgefühl hat in der Wirtschaft und im Alltag seinen Platz. Dies gilt aber nicht, wenn es um Finanzprodukte geht. Dort geht es um Zahlen, Konditionen, Laufzeiten und Sicherheit. Wer nur auf subjektive Eindrücke setzt, läuft Gefahr, Zinsen, Gebühren oder Risiken zu übersehen. Daten sind dabei aber auch kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um Entscheidungen messbar zu machen.
Wie definieren Sie persönlich „datenbasiertes Entscheiden“? Ist das eher eine Haltung oder eine Methode?
Daniel Franke: Es ist beides. Datenbasiertes Entscheiden beginnt mit einer Haltung: der Bereitschaft, sich mit Fakten auseinanderzusetzen. Die Methode folgt daraus: Also der systematische Vergleich von Kennzahlen, der Einsatz von Filtern und Modellen, die sich objektiv prüfen lassen. Am Ende steht immer die Frage: Welche Entscheidung lässt sich durch Zahlen stützen, nicht durch Annahmen?
Vergleichen mit System
Welche Datenquellen nutzen Ihre Teams konkret, um objektive Vergleiche zu ermöglichen?
Daniel Franke: Wir kombinieren öffentliche Daten mit direkt recherchierten Anbieterinformationen. Das heisst, wir prüfen Zinskonditionen, Ordergebühren, Cashback-Modelle oder Dispozinsen regelmässig nach. Zusätzlich analysieren wir Marktbewegungen, wie sie in Zinsentwicklungen oder Kostenstrukturen von Brokern sichtbar werden. Die Qualität steht dabei über der Quantität. Das bedeutet: Lieber weniger Datenpunkte, aber solche, die wirklich relevant sind.
Wie stellen Sie sicher, dass Vergleichsdaten aktuell und verlässlich sind – gerade bei sich schnell ändernden Märkten?
Daniel Franke: Wir arbeiten mit einem mehrstufigen Prüfprozess. Alle Datensätze durchlaufen zunächst eine technische Aktualisierung. Dann erfolgt die manuelle Kontrolle durch unser Redaktionsteam. Bei kritischen Themen wie Kreditvergleichen oder Konditionen im Brokerage setzen wir zusätzlich auf eine Vier-Augen-Freigabe. Die Verlässlichkeit ist entscheidend, sonst verlieren Verbraucher Vertrauen. Und genau das ist in dieser Branche schwer wiederzugewinnen.
Gibt es typische Fehlinterpretationen oder Denkfehler, die Verbraucher beim Vergleich von Finanzprodukten machen?
Daniel Franke: Ja, eine ganze Reihe. Ein Klassiker ist, nur auf den Zinssatz oder die Gebühr zu achten. Dabei übersehen viele die Bedingungen dahinter, etwa Laufzeiten, Bonusregeln oder versteckte Zusatzkosten. Ein zweiter Fehler ist, zu glauben, dass der günstigste Anbieter automatisch der Beste ist. Qualität, Service und Erreichbarkeit spielen ebenfalls eine Rolle. Übrigens: Auch das lässt sich in Daten abbilden, wenn man sie richtig strukturiert.
Vergleichsportale als Entscheidungspartner
Herr Franke, Ihre Gruppe betreibt mehrere Vergleichsportale. Beginnen wir mit dem Bereich Geldanlage: Welche Schwerpunkte setzen Tagesgeldvergleich.net und Brokervergleich.de?
Daniel Franke: Beide Portale richten sich an sehr unterschiedliche Zielgruppen. Tagesgeldvergleich.net spricht vor allem sicherheitsorientierte Sparer an, die die Einlagensicherung und ein sinnvolles Parken ihrer Gelder im Blick haben. Brokervergleich.de hingegen wendet sich an aktive Anleger, die Handelsstrategien vergleichen und Gebührenstrukturen genau analysieren möchten. Unser Ziel ist, in beiden Fällen komplexe Finanzinformationen so aufzubereiten, dass sie klar, nachvollziehbar und datenbasiert sind.
Ein zweites Themenfeld ist das alltägliche Banking. Mit Portalen wie Konto.org und Kreditkarte.net. Welche Rolle spielen diese Angebote für Verbraucher?
Daniel Franke: Diese Plattformen helfen im täglichen Finanzmanagement. Auf Konto.org vergleichen wir Girokonten nach Kriterien wie Kontoführungsgebühren, Bargeldverfügbarkeit und App-Funktionalität. Kreditkarte.net wiederum beleuchtet die Vielfalt an Kartenmodellen: Von klassischen Kreditkarten über Prepaid-Modelle bis hin zu Premium-Varianten mit Zusatzleistungen. Der Fokus liegt immer auf Transparenz: Verbraucher sollen verstehen, welches Produkt wirklich zu ihrem Nutzungsverhalten passt.
Und beim Thema Finanzierung? Welche Aufgaben erfüllt Kreditvergleich.net hier?
Daniel Franke: Kreditvergleich.net macht den Markt für Privat- und Konsumentenkredite transparenter. Wir vergleichen Zinsen, Laufzeiten, Bonitätsanforderungen und Sondertilgungsoptionen objektiv und tagesaktuell. Gerade hier ist der Bedarf an Aufklärung gross, weil die Unterschiede zwischen den Anbietern erheblich sein können. Unser Anspruch ist, Menschen datenbasiert zu besseren Finanzentscheidungen zu befähigen. Dabei ist es egal, ob es um Anlage, Banking oder Finanzierung geht.
Wie wichtig ist Ihnen Transparenz in der Darstellung von Finanzprodukten?
Daniel Franke: Extrem wichtig. Wir arbeiten nach journalistischen Standards – also mit klarer Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und Werbepartnern. Wenn ein Anbieter über Provisionen eingebunden ist, kennzeichnen wir das offen. Nur so bleibt das Vertrauen der Nutzer langfristig erhalten.
Wie gehen Sie mit möglichen Interessenkonflikten bei Affiliate-Modellen um?
Daniel Franke: Durch vollständige Offenlegung und eine unabhängige Redaktion. Wir verstehen uns als Informationsanbieter, nicht als Verkäufer. Affiliate-Links sind eine legitime Form der Finanzierung, aber sie beeinflussen bei uns weder Bewertung noch Rangfolge. Unser Credo lautet: Erst die Information, dann die Empfehlung.
Zukunft der Vergleichsbranche
Wie wird sich Ihrer Einschätzung nach der Vergleichsmarkt in den nächsten fünf Jahren entwickeln?
Daniel Franke: Wir werden eine stärkere Automatisierung erleben. Vergleichsrechner werden individueller, KI wird Angebote personalisieren. Aber der menschliche Faktor bleibt wichtig. Dies gilt gerade bei komplexen Finanzentscheidungen. Der Trend geht weg vom Massenvergleich hin zur datenbasierten Individualempfehlung.
Sehen Sie Chancen, dass KI oder Machine Learning künftig helfen, Finanzentscheidungen noch individueller zu treffen?
Daniel Franke: Absolut. KI kann Muster erkennen, die Menschen übersehen würden. Dies gilt etwa bei Zinsbewegungen oder Nutzerpräferenzen. Wichtig ist aber, dass solche Systeme transparent bleiben. Eine Empfehlung, deren Logik man nicht nachvollziehen kann, schafft Misstrauen. Daher wird erklärbare KI ein Schlüsselthema in der Finanzberatung der Zukunft.
Zum Abschluss: Wenn Sie einem Verbraucher nur einen einzigen Rat geben dürften – welcher wäre das?
Daniel Franke: Vergleichen Sie, aber verstehen Sie, was Sie vergleichen. Daten sind mächtig, aber sie ersetzen nicht das eigene Denken. Wer Analyse und gesunden Menschenverstand kombiniert, trifft langfristig die besseren Entscheidungen.
Wir danken Ihnen für das Gespräch!