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Gabriel Palacios ist einer der bekanntesten Hypnosetherapie-Experten Europas. Was für viele ungreifbar erscheint, hat durchaus Erfolg: Der Schweizer füllt Säle im ganzen Land, schreibt Bestseller und gründete 2013 sein eigenes Hypnosetherapie-Institut, das über 300 Hypnosetherapeuten pro Jahr ausbildet. Manche Menschen warten bis zu zwei Jahre darauf, sich von Palacios therapieren zu lassen – doch wer ist der Mann hinter der Marke?
Begonnen hat alles in einem Garten in seiner Heimatstadt. Mit 16 Jahren begann Gabriel Palacios, seine damaligen „Kunden“ (Familienmitglieder, Mitschüler oder Freunde) in einem Gartenhaus zu empfangen, um sie zu hypnotisieren. Sein erstes Erfolgserlebnis hatte er bereits in jungen Jahren, nachdem er sich vorwiegend autodidaktisch mit dem Thema Hypnose beschäftigte: Eine Freundin seines Bruders litt damals an einer Schlangenphobie, die sie mithilfe einer Sitzung bei Palacios bereits am nächsten Tag überwinden konnte – völlig unerwartet. Es dauerte nicht lange, bis der Gymnasiast seine Fähigkeiten auch auf dem Schulgelände an Mitschülern unter Beweis stellte. Früh wusste Palacios, was er wollte: den Menschen in seinem Unterbewusstsein verstehen und unterstützen.
Dass er sich selbst nach neuen Möglichkeiten der Therapie umsah, ist kein Wunder: Früh musste er lernen, mit nahezu 30 Ohnmachtsanfällen pro Tag umzugehen. Nicht einmal das zuständige Universitätsspital konnte sich diese Anfälle erklären, bis heute wurde dafür keine medizinische Ursache gefunden. Doch Palacios sagt, dass sein Sensorium und seine Fertigkeit, das Unterbewusstsein der Menschen besser zu verstehen als andere, ihren Ursprung auch in dieser Krankheit haben, aus der er schlussendlich herauswuchs.
Sie haben neun Bestseller veröffentlicht, weit über 100.000 Bücher im deutschsprachigen Raum verkauft, Buchlizenzen von Russland bis nach Taiwan vergeben und bis heute über 1.500 Hypnosetherapeuten international ausgebildet. Was war für Sie das Wichtigste auf dem Weg zum Erfolg?
Ich frage mich selbst immer wieder, woran es genau liegt, dass ich mehr Erfolg habe als andere, die auch Hypnose machen. Vielleicht ist es, weil die Leute bei mir spüren, dass es wirklich meine Berufung ist, die ich mit Leib und Seele lebe. Ich war aber immer auch sehr mutig. Aus meiner Sicht gibt es zwei Regeln für Erfolg: Die eine ist Mut – und die andere ist das Tun. Mut-Tun ergibt zusammen eine schöne Wortschöpfung. Ich finde die These so schön, dass die Hummel ja aus aerodynamischen Gründen eigentlich gar nicht wirklich fliegen können dürfte, aber dennoch einfach fliegt (das sogenannte „Hummel-Paradoxon“, laut dem Hummeln vermeintlich aufgrund physikalischer Gesetze nicht fliegen können, Anm.). Was mich hierfür sicher auch stark gemacht hat, waren die schweren Momente in meiner Kindheit: die Ohnmachtsanfälle, der Suizid meines Vaters, das Mobbing in der Schule. Wenn man so etwas durchgemacht hat, dann kann einen eben nur noch sehr wenig wirklich „ohnmächtig“ machen.
Wann war Ihnen klar, dass die Hypnosetherapie Ihre Berufung ist?
In den Medien habe ich es immer wieder gesehen: Ein Mensch schnippt – und sein Gegenüber wird vermeintlich bewusstlos. Das ergab für mich so etwas wie ein tiefes „Pflichtbewusstsein“, dass ich das lernen muss. Obwohl mir klar war, dass das, was man teils im Fernsehen sah, nur Show war, so wusste ich doch, dass ich das beherrschen wollte. Für mich war es wie ein Gefühl, endlich der Ohnmacht mächtig zu werden, um so mir und anderen Menschen helfen zu können.
Was bietet Hypnose den Menschen, was Medikamente und andere klassische Behandlungsformen nicht können?
Das Ziel der Hypnosetherapie ist es, komplementär, also ergänzend zur Schulmedizin, mit dem Unterbewusstsein des Menschen zu arbeiten. So sollen falsche Vernetzungen, die im Unterbewusstsein vonstattengehen, wieder neu verknüpft werden. Diese Vernetzungen werden folglich in eine andere Richtung „programmiert“. Das Ziel wäre, dass das, was die Person in der hypnotischen Trance neu lernt, für den Geist wie zu einer Selbstverständlichkeit wird.
Und was kann dabei schieflaufen?
Das Wichtigste ist, dass man nicht übermütig ist und das Gefühl hat, dass man einen Psychiater ersetzen könnte. Man muss die Hypnose stets ergänzend zur Schulmedizin betrachten, aber in keinem Fall die traditionellen Herangehensweisen ausschliessen oder mit ihnen konkurrieren. In den Sitzungen sollte die Therapie auch immer zur Zufriedenheit der Klienten verlaufen, und selbst für den Fall besonders emotionaler Gedanken des Klienten haben wir Notfallmassnahmen und Kontrollmechanismen, die wir in der fundierten und qualifizierten Hypnosetherapie-Ausbildung erlernen.
Was war ausschlaggebend für die Gründung von Palacios Relations, Ihrem Hypnosetherapie-Institut in Bern, im Jahr 2013?
Nach meinen ersten Abschlüssen in der Hypnose und dem Hypnosecoaching habe ich nach dem Gymnasium eine kleine Einzimmerpraxis gemietet. Während der darauffolgenden Studienzeit ist mein Klientenkreis stets gewachsen. Zwischenzeitlich mietete ich eine grössere Praxis mit zweieinhalb Zimmern an. Ich musste dann während des Studiums immer wieder den Hörsaal verlassen, um mit meinen Klienten zu sprechen. Hypnosetherapie-Sitzungen trug ich ständig in meine Agenda ein. Also entschied ich mich dazu, das Studium abzubrechen und alles auf eine Karte zu setzen.
Die Nachfrage wurde grösser und ich habe begonnen, Bücher über meine Erfahrungen zu schreiben. 2013 habe ich dann schliesslich das Hypnosetherapie-Institut eröffnet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nebst Vorträgen und Trainings teilweise zehn Einzelsitzungen am Tag – vier vormittags, sechs nachmittags. Über die Jahre habe ich so Tausende Stunden Erfahrung gesammelt. Heute arbeiten wir im Institut auf einer Fläche von über 750 Quadratmetern mit einem engagierten Team von über zehn Mitarbeitern.
Was sind die Kernangebote von Palacios Relations?
Unsere beiden Hauptleistungen sind zum einen die Grundausbildung zum Hypnosetherapeuten sowie zum anderen die Ausbildung im Bereich der Gesprächstherapie nach meiner eigenen Methode namens „Invaluation“. Wir unterstützen die moderne naturwissenschaftliche Beurteilung der Hypnosetherapie, zugleich versuche ich immer wieder, zu erklären, dass es vieles zwischen Himmel und Erde gibt, was wir für uns nicht erklären können müssen. Natürlich bieten wir auch Weiterbildungen in Fachspezialisierungen an, zum Beispiel im Bereich der Kinderhypnose, der Schmerztherapie sowie der Sport- oder Geburtshypnose. Es gibt auch vermehrt Spitäler, die ihrem Pflegepersonal die Ausbildung bei uns finanzieren. Nebst medizinischem Personal haben wir aber auch viele Quereinsteiger aus allen möglichen Berufsgattungen: Anwälte, Polizisten, Psychologen oder Lehrer. Wir bieten die Ausbildungen auch im Fernstudium – mit Präsenz-Trainingstagen – an.
Es gibt zwei Regeln für Erfolg: Die eine ist der Mut, die andere ist das Tun. Mut-Tun ergibt zusammen ein schönes Wort.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Der Markt ist mittlerweile ziemlich gewachsen, es gibt viele Hypnose-Schulen. Wir erhalten oft die Rückmeldung, dass die Klienten unseren feinfühligen und fürsorglichen Teamgeist schätzen. Bei uns kriegt man beinahe alles bereitgestellt. Man muss fast an nichts denken und kann sich so optimal auf den Unterricht konzentrieren. Wir machen während des Unterrichts sogar EEG-Messungen, haben dafür teure Messgeräte. Der Unterricht und das Wissen sollen ein deutlicher Mehrwert für alle unsere Schüler sein. Das grösste Kompliment ist, dass rund 85 % aller Absolventen gleich eine Zweitausbildung oder Weiterbildung bei uns belegen.
Wie viele Hypnosetherapeuten bilden Sie pro Jahr aus? Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Grundausbildung richtet sich nach dem Ausbildungsumfang der internationalen Verbände, für die die Absolventinnen und Absolventen zertifiziert werden, und umfasst in der Regel bis zu 150 Stunden inklusive angeleitetem Selbststudium. Das zertifizierte Masterprogramm Hypnosetherapie beispielsweise ist ein seitens der ASCA (Schweizer Stiftung für Komplementärmedizin, Anm.) anerkanntes Ausbildungsprogramm im Umfang von mindestens 200 Stunden exklusive 150 Stunden medizinische Grundlagen. Man kann die Ausbildung je nach Wunsch in unterschiedlichen Zeitabständen absolvieren. 2019 haben rund 300 Schüler die Grundausbildung absolviert.
Wie lassen sich Ihre Kunden beschreiben?
Bei Männern und Frauen in der Ausbildung ist die Grundvoraussetzung, dass sie sich für ihr Gegenüber interessieren und kommunikative Achtsamkeit und Empathie aufweisen. Einige beschreiben, dass sie merken, dass sie bisher im falschen Job waren. Sie waren im Hamsterrad gefangen und wollen einfach mal etwas machen, das ihnen wirklich Freude bereitet: andere Menschen als Hypnosecoach und -therapeut begleiten. Wir hatten zum Beispiel Ex-Banker oder Leute, die in sehr rationalen Berufen arbeiten, etwa auch aus der IT oder aus kaufmännischen Jobs.
Was kostet es, sich von Ihnen persönlich therapieren zu lassen?
Das biete ich zwar wegen der Hunderten von Anfragen nicht mehr an, aber eine Sitzung würde 250 CHF pro Stunde kosten. Ich habe mit Spitzensportlern, Prominenten, politischen Entscheidungsträgern und sonstigen Interessenten zusammengearbeitet. Mittlerweile mache ich Sitzungen nur noch auf Spendenbasis: Das heisst, dass die Klienten eine wohltätige Organisation ihrer Wahl unterstützen, uns den Spendenbeleg zuschicken und im Gegenzug die Sitzung im Umfang des gespendeten Betrags erhalten.
Viel Erfolg führt oft auch zu viel Gegenwind. Was sagen denn Ihre Kritiker?
Es gab in meiner ganzen Karriere nur sehr wenige destruktive Artikel über mich, jedoch unzählige gute Artikel. Und das, was schlecht war, war aus meiner Sicht meist aus persönlichen Motiven. Es gibt aber sicher auch Kritik an der Hypnosetherapie als solcher – und die ist teils auch berechtigt. Wenn ich Psychiater wäre und von meinen Patienten höre, dass sie in einer Hypnosetherapie waren, dann würde ich auch aufhorchen, denn manche Hypnosetherapeuten arbeiten sehr viel mit der Vergangenheit – ohne dies im Vorfeld mit dem Klienten abzusprechen oder die medizinische Fachkraft darüber zu informieren. Wir beim Verband Schweizer Hypnosetherapeuten, dessen Präsident ich auch bin, legen da ganz klare und strenge Ethikregeln fest, die dafür sorgen, dass unsere Werte im therapeutischen Umfeld erhalten und ausgebaut werden.
Gabriel Palacios
...ist ein Schweizer Hypnosetherapeut. Mit Palacios Relations hat er ein Unternehmen aufgebaut, das Hypnosetherapie lehrt, Bücher publiziert und Onlinekurse anbietet.
Neben Ihrer Tätigkeit als Hypnosetherapie-Ausbildner sind Sie auch Speaker und Buchautor. Was haben Sie noch vor? Was sind Ihre Ziele für die nächsten zehn Jahre?
In zehn Jahren möchte ich Schüler auf allen Kontinenten mit meinem Wissen bereichern, aber allein in der Schweiz habe ich noch einiges, was ich fortsetzen möchte. Ich führe den Verband, ich bin Initiator des äusserst erfolgreichen Angstfrei-Kongresses, ich leite Ausbildungen, zusätzlich einen im Buchhandel renommierten Verlag, wir haben ein zweites Institut im Aufbau sowie ein Onlineinstitut namens Geistige Entwicklung. Ich komme immer wieder mit neuen Ideen daher.
Text: Naila Baldwin
Fotos: Palacios Relations
Diese Advoice erschien in unserer Ausgabe 7–21 zum Thema „Smart Cities“.