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Kati Ernst und Kristine Zeller gehörten 2018 zu den Pionierinnen im deutschen Markt für Periodenunterwäsche: Mit ooia schufen sie eine Alternative zu Tampons und Binden – und ein Unternehmen, das heute achtstellige Umsätze macht. Nach dem Ausstieg der Gründerinnen führen nun zwei Frauen das Berliner Start-up, die von Anfang an dabei waren: Mollie Thick und Clara Maier.
Als ooia vor sieben Jahren auf den deutschen Markt kam, war „Periodenunterwäsche“ für viele noch ein Fremdwort. Die Gründerinnen Kati Ernst und Kristine Zeller wollten ein Unternehmen schaffen, das Frauen mehr Flexibilität im Alltag und im Arbeitsleben bietet. Von Anfang an war es profitabel und kam ohne Investoren aus. Im vergangenen Jahr haben sich beide Gründerinnen aus der operativen Geschäftsführung zurückgezogen und diese an Mollie Thick und Clara Maier übergeben. „Es war ein sehr natürlicher Übergang. Wir hatten schon so lange zusammengearbeitet und haben nach wie vor eine enge Beziehung zu Kati und Kristine“, erzählt Maier über die Übergabe.
Sie war die erste Vollzeitmitarbeiterin bei ooia und stieg damals als Produktionsassistentin ein. Über die Jahre baute die gebürtige Tübingerin das Produktmanagement des Unternehmens auf und verantwortet heute die gesamte Wertschöpfungskette vom Produktdesign bis zur Auslieferung. Thick startete wenige Wochen nach Maier beim jungen Start-up: „Ich wollte raus aus London, wo ich zu der Zeit arbeitete. Ich war noch nie in Berlin gewesen, aber die Stadt wirkte wie ein guter Ort, um zu leben“, sagt die Britin. Über ein Berliner Gründerinnen-Netzwerk kam sie zu ooia, wo sie eng mit Ernst zusammenarbeitete und bald das Marketing verantwortete.
Seit 2018 haben sich zahlreiche Konkurrenten auf den Markt für Periodenunterwäsche gedrängt. ooia möchte vor allem durch hohe Qualität überzeugen, auch wenn diese etwas höhere Preise mit sich bringt: Bis zu rund 45 € kosten die Unterhosen von ooia. Das Unternehmen produziert hauptsächlich in Portugal, Ungarn und Tunesien. Die Materialien stammen ebenfalls aus Europa, was kurze Transportwege garantiert und die CO2-Bilanz verbessert. Diese Nähe zu den Produktionspartnern ermöglicht es den neuen CEOs, regelmässig vor Ort zu sein und gemeinsam mit den Herstellern an neuen Produkten zu arbeiten, so Maier. ooias Zielgruppe sind hauptsächlich Frauen über 30, die bereit sind, für die hohe Qualität mehr zu bezahlen, doch das Unternehmen bietet Produkte für alle Menschen an, die menstruieren.
Der Premium-Ansatz zeigt sich auch im neuesten Produkt: Nach drei Jahren Entwicklungszeit brachte ooia die nach eigenen Angaben absorptionsstärkste Periodenunterwäsche auf den Markt, die bis zu zehn Tampons ersetzen kann. „Wir wollten das Produkt auf das nächste Level bringen und die Performance verbessern, ohne beim Komfort Abstriche zu machen. Ich denke, das ist uns gut gelungen“, so Maier.
Die Markensprache ist bewusst sanft: keine lauten Kampagnen, die mit Tabubrüchen provozieren, sondern eine behutsame Aufklärung, die Frauen dort abholt, wo sie stehen. „Für viele Menschen ist das Thema Menstruation nach wie vor ein Tabu“, sagt Thick. „Wir denken, es ist wichtig, dieses aufzubrechen, und sehen Unternehmen, die das nutzen, um Aufmerksamkeit für das eigene Geschäft zu generieren – was auch viele Menschen anzieht. Aber das ist nicht unser Ansatz. Wir wollen unsere Kundinnen eher bei der Hand nehmen und ihnen zeigen, welche Produkte es gibt, um ihre Periode einfacher zu machen.“
Anfang 2026 soll eine neue Generation von Periodenunterwäsche auf den Markt kommen – noch dünner, noch komfortabler, versprechen Thick und Maier. Gleichzeitig wollen sie das Sortiment über die klassische Periodenunterwäsche hinaus erweitern und weitere Lebensphasen von Frauen abdecken – bereits heute gibt es etwa Still-BHs, die auslaufende Muttermilch absorbieren.
Für Thick und Maier, die nach wie vor eng mit den ooia-Gründerinnen in Kontakt sind, ist es die logische Fortsetzung einer Geschichte, die sie von Anfang an mitgeschrieben haben. Seit sie ins damals junge Unternehmen eingestiegen sind, ist ihre Mission klar: „Empowerment ist für uns kein Marketing-Begriff“, sagt Maier, „wir leben das jeden Tag.“
Text: Forbes-Redaktion
Fotos: Jasmin Schuller, Rok Trzan
Licht: Ashley Young