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Die Gaming-Industrie lebt auf: Viele Menschen sitzen zuhause fest – da kommen Videospiele gerade recht. Doch während die Userzahlen steigen, sieht es am Aktienmarkt weniger rosig aus.
Angesichts der aktuellen Schliessung von Schulen, der obligatorischen Teleworking-Regelung und der Ausgangssperren, die aktuell an der Tagesordnung stehen, erlebt die Gaming-Welt einen regelrechten Aufschwung: Steam, der beliebteste Marktplatz für digitale PC-Spiele, erreichte Mitte März neue Höchstzahlen. Laut der Drittanbieter-Datenbank SteamDB wurde ein neuer Rekord mit mehr als 20,3 Millionen simultan spielenden Nutzern aufgestellt – der höchste Wert in der 16-jährigen Unternehmensgeschichte.
Counter-Strike: Global Offensive, ein Videospiel, das 2012 von Steam-Eigentümer Valve veröffentlicht wurde, scheint den grössten Nutzen und Gewinn aus der momentanen Lage ziehen zu können. Mit 1.068.612 gleichzeitigen Spielern wurde der bisherige Höchststand übertroffen – dieser war um etwa 150.000 Spieler niedriger als der neue Bestwert. Doch auch CSGO musste einige Massnahmen ergreifen: Im Zuge der aktuellen Einschränkungen mussten eine Reihe von Veranstaltungen abgesagt werden. So hätte Anfang des Monats beispielsweise das Intel Extreme Masters in Kattowitz stattfinden sollen – es ist mit über einer Million Zuschauern eines der meistgesehenen Turniere in der Geschichte des E-Sports.
Besonders Spiele, die – lange ersehnt – gerade erst auf dem Markt erschienen sind, profitieren. So erschien Activision Blizzards neues, kostenloses Battle Royale-Spin-off Call of Duty: Warzone am 10. März auf PC, Xbox One und Playstation 4 – und lockte in den ersten drei Tagen unglaubliche 15 Millionen Spieler an. Somit wurde der Rekord von 10 Millionen Spieler in drei Tagen, der von der letztjährigen Battle Royale-Sensation Apex Legends aufgestellt worden war, übertroffen.
Rekordbrechende Zahlen sind auch ausserhalb der USA zu sehen. Der CEO von Telecom Italia sagte in einem Interview gegenüber Bloomberg, dass der Verkehr über das Festnetz um 70% angestiegen sei, wobei das beliebte Computerspiel Fortnite eine grosse Rolle spielte. Und auch in China war ein Anstieg zu erkennen: Der chinesische Live-Streaming-Dienst Douyu konnte laut Marktanalytiker Niko Partners eine erhöhte Zuschauerzahl bei den beliebtesten Spielen des Landes verzeichnen.
Während des Börsencrashs 2008 galt die Gaming-Branche als krisensicher, doch gegen die aktuellen, als historisch geltenden Einbrüche sind Aktien nicht immun: Softwareentwickler wie Activision Blizzard stehen seit Jahresbeginn einem Preisrückgang von 9% gegenüber, während Hardwarefirmen wie Nintendo, die auf chinesische Fertigung angewiesen sind, grössere Rückgänge von bis zu 24% verzeichnen.
Es gilt also, darauf zu achten, ob weiterhin Rekorde gebrochen werden, während auch der Lockdown weiter andauert. Nintendo sieht trotz Aktienrückgang einen Lichtblick: Das lange ersehnte Animal Crossing: New Horizons für Nintendo Switch ist ein Neuzugang auf dem Markt, und der Erfolg scheint bereits garantiert – viele Fans baten Nintendo mehr oder weniger scherzhaft darum, das Spiel frühzeitig zu veröffentlichen.
Doch nicht jedes Spiel gilt in der aktuellen Lage als angebracht: Plague Inc., ein Spiel, bei dem ein Virus erstellt werden soll, der die Menschheit auslöscht, erfuhr Ende Januar einen enormen Aufschwung und wurde schlussendlich zum bestbezahlten Spiel im chinesischen App-Store. Auf Anweisung der chinesischen Regierung angesichts der momentan Situation wurde das Spiel jedoch schlussendlich entfernt.
Text: Matt Perez / Forbes US
Foto: Canva