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Bereits 2011 fand das erste Gwandhaus Gespräch in Salzburg statt. Ziel des damaligen Gastgebers Gerhard Gössl: den Austausch zwischen Unternehmern zu fördern. „Die eigene Ära gestalten“ ist das diesjährige Motto.
Manner-Chef Alfred Schrott, Microsoft-Führungskraft Michael Rehberger oder Bootshersteller Michael Frauscher – die Diskutanten, die in den Jahren zusammengekommen sind, können sich sehen lassen. Obwohl nicht alle Unternehmer sind, sind sie doch alle unternehmerisch relevant. Wie die neue Generation in Familienunternehmen die „eigene Ära gestalten“ kann, darüber diskutierten neben Gastgeber Maximilian Gössl auch Maria Hauser vom Biohotel Stanglwirt, Beacon-Invest-Geschäftsführer Michael Rohrmair, Schärf-Coffeeshop-Chef Marco Schärf und Werner Zenz, Vorstandssprecher des Bankhauses Carl Spängler.
Maximilian Gössl
(Gössl GmbH)
Tradition ist ein Vermächtnis, aber auch Verpflichtung. Wenn Marco Schärf ins Büro am „Dr. Alexander-Schärf-Platz 1“ in Neusiedl am See fährt, denkt er nicht täglich daran, dass sein Grossvater dafür namensgebend war. „Das hat man nicht so bewusst vor sich. Aber natürlich macht das stolz, was da schon geleistet wurde, worauf man weiter aufbauen darf. In Familienunternehmen bekommt man vieles in die Wiege gelegt. Die Entscheidung muss man überlegt treffen, ob man die Unternehmensführung übernehmen will. Wenn man es wirklich will, kann man es auch. Aber Tradition bringt auch Verantwortung.“ Sich in einem Umfeld zu etablieren, wo man schon im Kindesalter als Nachfolger gehandelt wird, ist eine Herausforderung – das weiss auch Maximilian Gössl: „Was besser, was anders machen in einem Unternehmen, das bereits 70 Jahre am Markt funktioniert? Aber jedes Unternehmen ist eine laufende Baustelle. Man erkennt rasch, wo das Potenzial liegt. Neu- und Weiterentwicklung ist ein sukzessiver Prozess, bei dem sich auch der eigene Führungsstil entwickelt.“ Es gilt eigene Erfahrungen zu machen. „Auch und gerade gegenüber der Elterngeneration ist wichtig, eigene Fehler machen zu dürfen“ erklärt Maria Hauser. „Der Freiraum ist wesentlich. Es ist keine Selbstverständlichkeit für einen traditionsreichen Wirt, neue Themen wie einen Hotel Shop mit viel gebundenem Kapital zu installieren. Der Erfolg gibt recht, aber davor braucht es das Vertrauen, machen zu dürfen.“
Maria Hauser
(Stanglwirt)
Werner Zenz
(Bankhaus Spängler)
„Bei der Coffeeshop Company sind wir sehr offen – in der Kommunikation und im Zeitmanagement. Das ist in einem international tätigen Unternehmen von Vorteil. Die Arbeit, die zu tun ist, ist zu tun. Es ist vollkommen egal, wann sie gemacht wird. Aufgrund der Eigenverantwortung hat jeder seine persönliche Einteilung. Mir ist wichtig, dass man klare Ziele setzt – und regelmässig gemeinsam auskalibriert“, bestätigt Marco Schärf.
„Nicht alles, was früher gemacht worden ist, ist falsch. Es gilt auch zu akzeptieren, dass nicht alles neu gemacht werden muss – nur weil ein neuer Besen gut kehrt“, ergänzt Michael Rohrmair, der oft erlebt, dass Kinder die Unternehmensnachfolge nicht antreten. „Der Arbeitsaufwand und die Verantwortung erscheinen vielen nicht erstrebenswert. Denen ist es aber monetär immer gut gegangen. Ich behaupte, dass viele in zehn, 15 Jahren merken, die Nachfolge abzulehnen – das war vielleicht nicht meine beste Idee.“ Dass Übergabe nicht im Erwachsenenalter beginnt, bestärkt Werner Zenz: „Sie beginnt bei den ganz Jungen und mit ihrer Einbeziehung. Wenn ich am Mittagstisch nur Probleme bespreche, schaffe ich vermutlich nicht das richtige Umfeld und die geeignete Motivation, dass das Kind meiner Funktion mal nachfolgen wird. Das Fordern, das später kommt, setzt ein Fördern voraus.“ Der Prozess beginne zumindest im Mindset bereits im Kinderalter. „Haltung und Unternehmenskultur sind grosse Worte – und wichtig. Ich bin zutiefst überzeugt, dass Wertschöpfung durch Wertschätzung generiert wird.“
Marco Schärf
(Coffeeshop Company)
Michael Rohrmair
(Beacon Invest)
„Führung ist auch Gesprächsführung – und die schreibt man sich nicht auf den Terminplan,“ ergänzt Rohrmair. Sie findet permanent statt, das müssen Führungskräfte rasch verinnerlichen. Können Mitarbeiter jederzeit zur Führungskraft kommen, gibt es eine Open Door Policy oder spezielle Zeitfenster? „Das strahlt viel zu den Mitarbeitern aus“, ist Zenz überzeugt. Das Unternehmen ist immer der Spiegel, ergänzt Maria Hauser: „Was man ausstrahlt, zieht man an: die Gäste, die Kunden, die Mitarbeiter. Das ist ein Resonanzgesetz. Das ist, glaube ich, die einfachste Regel. Man muss für die Mitarbeiter dieselbe Wertschätzung an den Tag legen wie für den Gast respektive den Kunden.“
Der Erfolg der Vergangenheit ist kein Rezept für die Zukunft. Die Neu- und Weitergestaltung sind Ingredienzien des Erfolgrezepts, so Werner Zenz. Doch die DNA muss erhalten bleiben, ergänzt Maria Hauser. „Wir arbeiten als Familie alle gemeinsam wie in einem grossen Orchester. Es gibt einen Dirigenten. Jeder spielt oder singt seine Stimme, so wie es für ihn passt. Es funktioniert eigentlich sehr gut, es klingt ganz harmonisch.“