Georg und das Glück

Mountainbikes, Motocross-Maschinen und sogar ein Schneemobil – kaum ein fahrbarer Untersatz wird bei der Freestyle-Show „Masters of Dirt“ nicht für spektakuläre Sprünge genutzt. Auch Gründer Georg Fechter lässt keinen „unternehmerischen Sprung“ aus: Mittlerweile ist er nämlich auch im E-Commerce tätig – und expandiert nun nach Saudi-Arabien. Doch weder als Unternehmer noch als Mensch hat der 36-Jährige ausgelernt, wie er selbst sagt.

Waghalsige Sprünge, Feuershows, schnelle Zweiräder und ein fliegendes Schneemobil: Wer jemals bei einer Show von „Masters of Dirt“ dabei war, weiss, dass hier Spektakel angesagt ist. Seit über 20 Jahren begeistert die Eventreihe Motorsportfans mit immer neuen Tricks und Ideen. Umso mehr überrascht es, wie unscheinbar die Schalt­zentrale der Operation hinter den Events ist: 30 Autominuten von Wien entfernt, in einem Industriegebiet in Korneuburg, steht eine Lagerhalle, von der aus „Masters of Dirt“-Gründer Georg Fechter seine Operation leitet. Sobald die Türen jedoch aufgehen, passt das Bild wieder: Neben riesigen Luftkissen und Red-Bull-Kühlschränken steht etwa auch ein Modell des „Knight Rider“-Autos KITT – der Spielplatz für Erwachsene erfüllt auch hier wieder alle Erwartungen. Dahinter hängen zwei riesige rot-weisse Banner mit einem „Totenkopf-­Hasen“, dem Logo der Freestyle-Motocross-Show.

Was für Aussenstehende waghalsig wirkt, ist für Fechter, der selbst jahrzehntelang auf zwei Rädern Sprünge machte, Normalität. „Wir sind alle eigentlich ganz normale Jungs, die mit Bikes versuchen, Rückwärtssaltos zu machen“, erzählt Fechter, als wir ihn zum Interview treffen. Seit 20 Jahren bringt Fechter die besten Freestyler zusammen und hat aus einem singulären Event ein stetig wachsendes Unternehmen gebaut; wobei Fechter als Unternehmer mittlerweile – auch wegen der Lehren aus Covid – deutlich breiter aufgestellt ist: Neben der Eventreihe „Masters of Dirt“ betreibt er auch das Unternehmen Masters of Merch, wo er Merchandise und Fulfillment für Unternehmen und Stars herstellt und vertreibt. Neben BMX-Star und „Under 30“-Listmaker Fabio Wibmer gehören dazu auch das Start-up Gostudent oder Red Bull.

„Mir ist das zwischenmensch­liche Verhältnis zu meinen Kunden sehr wichtig und ich hatte bisher das Glück, mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen“, so Fechter. Und: Vor zwei Jahren expandierte er mit einem Joint Venture nach Saudi-Arabien, wo er etwa mit Aktivitäten rund um den Grossen Preis von Saudi-Arabien (Formel 1) Geld verdient. Insgesamt erwirtschaftet der Unternehmer rund acht Mio. € Umsatz in Österreich, das Team zählt rund 15 Köpfe. Dazu kommen nochmals siebenstellige Umsätze, die das Joint Venture in Saudi-­Arabien abwirft. Doch was treibt den 36-Jährigen nach 20 Jahren heute noch an? Und wie will er mit seinem Unternehmen in den nächsten Jahren wachsen? Auf diese Fragen an­gesprochen nennt Fechter kein qualitatives Ziel, sondern vielmehr einen Purpose: „Mein Ziel ist es, Menschen weltweit glücklich zu machen und sie zu motivieren, das zu tun, was ihnen Freude bereitet. Das gilt ebenso für mich: Auch ich will mit dem, was ich tue, glücklich sein.“

Mit 14 Jahren bekam Georg Fechter die Wortbildmarke „Masters of Dirt“ von seiner Mutter zum Geburtstag geschenkt.

Im Interview wird schnell klar, dass Fechter durchaus bewusst ist, auf welch dünnem Eis er jahrzehntelang unterwegs war: „Das ­Event­business ist ein Hoch­risikogeschäft“, so der Wiener. Die Freestylekünstler, die bei „Masters of Dirt“ antreten, seien jeweils versichert. Über die Jahre – und durch vereinzelte Unfälle – hat das „Masters of Dirt“-Team gelernt, in Sachen Sicherheit anders vorzu­gehen. ­Fechter: „Früher haben wir vor der Show eine Woche lang Erde in die Stadthalle gebracht, mittlerweile nutzen wir ein aufblasbares Luft­kissen, das den Fahrern Sicherheit gibt.“

Und auch Fechter selbst ist nicht unverwundbar: Im Frühjahr dieses Jahres brach er sich auf einer Enduro-Strecke den Oberschenkelhals. Die Füsse hält er trotzdem nicht still, denn neben der Sicherheit seiner Fahrer zeigte vor allem die Covid-Pandemie, welche Schwächen Events als Geschäfts­modell haben. „Als Covid kam, hatten wir drei Jahre lang keine Veranstaltungen. Zu der Zeit hatte ich mit der Veranstaltungsthematik schon etwas abgeschlossen und dachte mir, dass wir nun an einem Ende angekommen sind.“ Und obwohl „Masters of Dirt“ 2023 doch sein Comeback feierte, zahlte sich die Auszeit aus – denn der Unter­nehmer baute sein bereits 2013 gegründetes Standbein im Bereich Merchandise und E-Commerce aus.

Mit BMXer Fabio Wibmer wickelt Fechters Team die gesamte Wertschöpfungskette von Wibmers Modelabel Sick ab, für Gostudent werden T-Shirts, Kappen und Hoodies produziert, welche die Tutoren des Edutech-Start-ups bei ihren Sessions tragen. Doch auch Branding und Konzeption übernimmt Fechters Team, wenn Kunden dies wünschen. All dies tut Masters of Merch aus der Lager­halle in Korneuburg – auch der weltweite Versand geschieht von hier aus.

Und auch international tut sich bei Fechter einiges: Seit 2021 betreibt er in einem Joint Venture mit seinem Geschäftspartner Alawi Kayal die Austria Saudi Entertainment Company (ASEC). Fechter lernt auch intensiv Arabisch, um sich vor Ort zurechtzufinden. Das Unternehmen fokussiert sich darauf, internationale Unterhaltung nach Saudi-Arabien zu bringen. Dabei arbeiten Fechter und Kayal, gemeinsam mit ihren Familien, angetrieben von ihren Visionen, an Event-Promoting und internationalen Reisen. Dass Sport und Unterhaltung, zuletzt in Form von hoch bezahlten Fussballstars wie ­Cristiano Ronaldo, im Wüstenstaat auch gerne genutzt werden, um von Menschenrechtsverletzungen und schlechten Arbeitsbedingungen abzulenken, wird immer wieder heftig kritisiert. Fechter hält sich mit Aussagen zum sogenannten „Sportswashing“ aber zurück: „Ich habe einen Grundsatz: Ich nehme zu politischen Themen nicht Stellung. Als Geschäftsmann liegt es in meinem Interesse, wirt­schaftlich voranzukommen – ohne dabei über Leichen zu gehen.“

Fechters unternehmerische Reise begann früh: Mit 14 Jahren schenkte ihm seine Mutter die Wordbild­marke „Masters of Dirt“ zum Geburtstag. Eigentlich hätte das Kult-Event „American Superjump“ heissen sollen, doch Fechters Vater überzeugte ihn von dem Namen „Masters of Dirt“. Nach dem Pflichtschulabschluss machte Fechter dann Ernst und fing an, die Marke mit Leben zu füllen. Tatkräftige Unterstützung erhielt er dabei von seinem Vater Herbert Fechter, einem bekannten Musikmanager. Er hatte Erfolg: Für die erste „Masters of Dirt“-Tour im Jahr 2003 – Fechter war damals 16 Jahre alt – wurden insgesamt ca. 6.000 Tickets verkauft (68.000 Tickets waren es 2023). Auch durch Kontakte seines Vaters erlangte die Marke in kürzester Zeit grosse Aufmerksamkeit, sogar ausserhalb von Österreich.

Bis heute ist Fechters Vater ein wichtiger Gesprächspartner für den Sohn – auch, wenn es viele Unterschiede gibt. „Mein Vater ist mein grösster Mentor, aber war immer wahnsinnig trocken, hart und unempathisch. Ich war genau das Gegenteil; ich war immer zu weich, er zu hart. Wir haben uns dann in der Mitte getroffen“, so Fechter, der eine gewisse Jagd nach dem ­Glückshormon Dopamin nicht verleugnet: Er nahm immer wieder selbst an den Kult-Events teil, landete 2005 als erster Öster­reicher sogar einen Backflip auf einem Mountainbike. „Wenn man auf einem zehn Meter hohen Turm steht und unter sich die Rampe sieht, zählt nur noch dieser Augenblick“, schildert der Unternehmer.

Die Merchandise-Artikel, die in Kooperation erstellt werden, versendet das Team rund um Georg Fechter aus dem Lager in Korneuburg weltweit.

„Diesen Adrenalinkick geben wir auch unseren Gästen mit“, so Fechter. Überhaupt seien die letzten 20 Jahre „voll mit Sex, Booze und Rock ’n’ Roll“ gewesen. Heute achtet der Mittdreissiger deutlich mehr auf sich, denn als Unternehmer mit 15 Angestellten müsse er Montagfrüh funktionieren. „Ich möchte alt werden, aber die letzten 20 Jahre nicht krank sein. Auch, wenn ich nicht wie ein Heiliger lebe, will ich in allen Lebensbereichen bestmöglich performen“, meint Fechter. ­Gemeinsam mit Performance-Coach Richard Staudner, der auch schon mit Skistar Marcel Hirscher oder Kampf­sportler Aleksandar Rakic arbeitete, nimmt Georg Fechter seinen Schlaf, seine Ernährung sowie auch seine Konzentrations­­fähig­keiten genauer unter die Lupe. „Ich bin ein hyperaktives Hirn und durch meine Arbeit teilweise so reizüberflutet, dass es mir schwerfällt, Abstand zu gewinnen und mir Zeit für mich zu nehmen. Das Coaching hilft mir dabei, meine Arbeit besser zu gliedern und einen klaren Kopf zu bewahren“, erklärt der Event­unternehmer.

Diesen Fokus wird Fechter brauchen, denn wie immer arbeitet er schon am nächsten Coup. Aktuell baut er zudem mit seinem Unternehmen sein zukünftiges Head­quarter, ebenfalls in Korneuburg. Zudem soll „Masters of Dirt“ auch noch in Deutschland und Saudi-­Arabien reüssieren: „Ich möchte mit ‚­Masters of Dirt‘ Menschen weltweit atem­beraubende ­Momente schenken – und noch weiterhin als ­Unternehmen und auch als Mensch wachsen.“

2003 veranstaltete Georg Fechter die erste „Masters of Dirt“-Show in Wien. Heute ist der Sohn des legendären Musikmanagers Herbert Fechter neben der Eventreihe auch im Bereich Merchandise und Entertainment unterwegs. Rund acht Mio. € setzt er in Österreich pro Jahr um, seit 2021 ist er zudem mit einem eigenen Un­ter­nehmen in Saudi-Arabien aktiv.

Text: Anika Fallnbügl, Klaus Fiala
Fotos: Katharina Gossow

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