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Für Andreas Krassnitzer, Gründer des Grazer Unternehmens Clir, begann die Unternehmensgeschichte, als er aus Interesse das Hörgerät seines Bruders verwendete – er erlebte Kakofonie, nicht wie erwartet glasklares Hören. Sein Eindruck war, dass das Hörgerät einfach alle empfangenen Signale um ein Vielfaches verstärkte, ohne dabei zu differenzieren.
Das ist keineswegs ein Einzelfall: Einer Umfrage des europäischen Hörgeräteverbands nach werden nur 73 % der Hörgeräte getragen – der Rest liegt in Schubladen. Das Problem ist dabei vielfach in der Tat, dass Hörgeräte Sprache und Störgeräusche nicht gut voneinander trennen können und daher einfach alle eingehenden Signale verstärken. Daneben verzichten laut Umfragen aber auch viele Menschen, die eigentlich ein Hörgerät bräuchten, aus ästhetischen Gründen auf das Audifon.
Um dem Problem seines Bruders (und vieler anderer) entgegenzuwirken, gründete Krassnitzer im Juni 2021 das Unternehmen Clir in Graz. Durch die von Clir entwickelte Software arbeitet das Start-up mittels künstlicher Intelligenz daran, die Klangqualität zu verbessern. Krassnitzers Vision ist es, möglichst vielen Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen und eine Lösung für zukünftige Hör-Medizinprodukte zu finden.
Massgeblich für seine Erfindung war sein Studium: Im Rahmen seiner Masterarbeit, die er in Neuseeland fertigstellte, entwickelte Krassnitzer einen Algorithmus, der neuronale Netze verwendet, um Sprache und Hintergrundlärm effektiv zu trennen. Der 29-Jährige war mutig und kündigte kurz darauf seinen damaligen Job im Bereich des autonomen Fahrens – dafür brauchte er, wie alle Start-up-Gründer, Geld.
Doch statt Investoren an Bord zu holen, wählte Krassnitzer einen ungewöhnlichen Weg: Finanziert hat er das Unternehmen durch den Gewinn von knapp 40.000 € in der Quizshow „Quizmaster“ im Jahr 2018. Hinzu kam eine Finanzierung von 350.000 € der österreichischen Förderagentur für wirtschaftsnahe Forschung, Entwicklung und Innovation.
Neben seiner Selbstständigkeit ist Krassnitzer leidenschaftlicher Sportler – dabei geht er gerne an seine Grenzen: Drei Marathons absolvierte der Grazer etwa schon innerhalb von zwei Wochen. Neben seiner Position als Clir-Hauptgesellschafter ist Krassnitzer Triathlet und wurde nach zwei Teilnahmen bei Ironman-Triathlons sogar zur Ironman-Weltmeisterschaft eingeladen.
Seinen sportlichen Ehrgeiz behält Krassnitzer privat sowie für sein Unternehmen bei und fordert sich täglich mental und körperlich selbst heraus. Er schöpft neue Kraft aus körperlichen Ausnahmesituationen – und nutzt diese nicht zuletzt als ultimativen Motivator und Ansporn für sein Unternehmen.
Text: Anika Fallnbügl
Foto: Clir