Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
17 Teilnehmer waren vor Ort, um den ersten Zyklus des „Talent Development Program“ von Mammut zu begehen. Der Outdoor-Konzern holte sich dafür tatkräftige Unterstützung in Form der Forbes-„Under 30“-Listmaker Lea Vajnorsky (Russell Reynolds) sowie Nicholas Hänny und Carla Vilela Gonzaga Hänny (Nikin) nach Seon, an den Hauptsitz der Mammut Sports Group AG. Die Speaker erzählten von ihren Erfahrungen – die „Talents“ stellten jede Menge Fragen.
In Seon, einer kleinen Gemeinde im Schweizer Kanton Aargau, inmitten von Bergen und wohltuendem Grün, liegt der Hauptsitz der Mammut Sports Group AG. Dort fand im Winter 2022 das erste „Mammut Talent Development Program“ statt – 17 Talente aus der ganzen Welt nahmen an diesem Programm teil, das aus sechs Monaten beruflicher und persönlicher Weiterentwicklung besteht. Mithilfe von Projekten, Coachings, Mentoring und bereichsübergreifenden Lerneinheiten will Mammut interne Talente fördern und ihnen dabei helfen, Karriere zu machen. Das Ziel des Programms ist es, den Mitarbeitenden den nötigen Raum und Unterstützung zur persönlichen Entfaltung zu geben; denn das ist es, was ein Unternehmen vorantreibt: die Mitarbeiter. „Wir sind uns bewusst, dass es unsere Mitarbeiter sind, die uns als Marke ausmachen“, sagt Ursula Ollmaier, Chief Human Resources Officer der Mammut Sports Group AG. „Deshalb wollen wir auf unsere Mitarbeiter setzen, sie an uns binden und ihnen die Möglichkeit geben, sich bei uns zu entwickeln – in verschiedenen Bereichen, auf unterschiedlichen Ebenen und natürlich auch international.“
Bei aller Tradition ist Mammut heute voll in der digitalen Welt angekommen. Das 1862 von Kaspar Tanner gegründete Unternehmen stellte zu Beginn Seile her; über die Jahre wurde die Palette auf alles erweitert, was das Abenteurerherz begehrt. Die Verschiebung in die digitale Welt wurde jedoch lange Zeit verschlafen – Langzeit-CEO Rolf Schmid, der 20 Jahre an der Spitze des Konzerns stand, machte aus Mammut zwar eine profitable Weltmarke, der Webshop ging jedoch erst im Jahr 2016 online. Heute ist Mammut stationär wie online erhältlich, der Umsatz lag 2019 bei 268 Mio. CHF, 2020 waren es 218 Mio. CHF. Um die Zukunft nachhaltig zu sichern und die anstehenden Herausforderungen, die etwa auch mit der Klimakrise einhergehen, für das Unternehmen gut zu lösen, will Mammut die nächste Generation von Führungskräften frühzeitig begleiten. 2022 wurde daher das besagte Talent Development Program lanciert; das Abschlussevent gestaltete Mammut zusammen mit Forbes.
Der Abschlusstag war jedenfalls keine gewöhnliche Veranstaltung, bei der die einen Vorträge halten und die anderen still sitzen und zuhören. Vielmehr wurde er vor allem durch die Fragen der 17 jungen Teilnehmer geprägt, die gleichzeitig auch als Mitorganisatoren auftraten.
Ins Programm kommen konnten jene, die von der Geschäftsleitung und den Mammut-Führungskräften nominiert wurden (ein ähnliches Verfahren wie bei der Auswahl der Forbes-„30 Under 30“). „Bei der endgültigen Auswahl waren uns die internationale Zusammensetzung, der Mix über alle Bereiche und auch die strategische Relevanz der Funktionen wichtig – so haben wir letztendlich die 17 Teilnehmer ausgewählt“, sagt Ollmaier. Hervorzuheben ist, dass 70 % der Talente weiblich waren, was dem Ziel von Mammut entspricht, die Vielfalt auf allen Ebenen zu stärken.
Eine Botschaft, die während der gesamten Veranstaltung immer wieder aufkam: Erfolg hat viele Gesichter. Dies wurde nicht nur durch die Auswahl der Speaker unterstrichen, die es auf die „Under 30“-Liste geschafft haben, sondern auch durch ihre Botschaften. Lea Vajnorsky, Consultant und Executive Search & Leadership Advisory bei Russell Reynolds Associates sowie Gründerin der NGO „Wo\men Inc.“ (eine Plattform für karriereorientierte Frauen aus allen Branchen) sagte, dass es möglich sei, sich für mehr als eine Tätigkeit zu motivieren, und dass man immer die Zeit finden kann, alles zu tun, was man sich vornimmt. Angesichts der beiden Tätigkeiten kommt es wenig überraschend, dass Vajnorsky gut beschäftigt ist – während unserer Fahrt von Zürich nach Seon nutzte sie jede kleine Pause, um zu telefonieren oder Mails zu beantworten. Nur durch diesen Einsatz schafft sie es, neben ihrer Tätigkeit als Beraterin bei einem der renommiertesten Headhunter der Welt auch „Wo\men Inc.“ zu leiten. Doch wie schafft sie das? Genau das war es auch, das die Teilnehmer ganz besonders interessierte: „Ich nutze die Zeitspannen zwischen Terminen effizient“, so Vajnorsky lapidar.
Beim Event erzählte sie von ihrem Werdegang, der viele Stationen umfasst, allerdings stets einen Fokus auf Vielfalt legte. „Kultur ermöglicht Vielfalt – oder eben nicht“, sagte Vajnorsky, die vor ihrer aktuellen Rolle als Global Head of Diversity & Inclusion bei Henkel tätig war. „Organisationen können den Weg für Vielfalt ebnen, aber die Verantwortung liegt am Ende beim Einzelnen“, so Vajnorsky weiter. Und genau das tat auch sie: Sie übernahm Verantwortung. „Ich war hartnäckig und leidenschaftlich.“ Auch Ollmaier betont, dass diese Umsetzungsstärke das Talent Development Program ausmacht: „Bei Mammut sind wir Unternehmer, Innovatoren und Abenteurer – wir scheuen uns nicht, Themen selbst in die Hand zu nehmen, die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen. Das klappt nur im Team und wenn wir alle zusammenhalten.“
Vajnorskys Antworten auf Fragen wurden vom Publikum mit Kopfnicken quittiert – die Talente wussten, wovon Vajnorsky sprach, gleichzeitig schien sie aber auch bestimmte Knöpfe bei ihnen zu drücken. Die Stimmung war gut.
Anschliessend betraten dann Nicholas Hänny und Carla Vilela Gonzaga Hänny die Bühne, die als CEO bzw. CFO der Nikin AG tätig sind. Nikin ist quasi ein Nachbar von Mammut, der Sitz des Unternehmens liegt im nur fünf Autominuten entfernten Lenzburg. Sie fokussierten sich, wie Vajnorsky, auf Diversität, sprachen aber auch über offene Kommunikation und Work-Life-Balance. Zu Beginn ging es aber mal um die Geschichte des Unternehmens, die 2016 mit einem Schluck Bier begonnen hat: „Das Bier war’s!“, so Hänny. Nikin produziert faire und nachhaltige Mode mit einer besonderen Konzeptidee: Für jedes verkaufte Produkt wird ein Baum gepflanzt. Da Mammuts Erfolg als Outdoormarke massgeblich von der Natur abhängig ist, interessierte das Konzept natürlich auch die Talente. Die Nikin-Gründer sprachen über Erkenntnisse, die sie auf ihrem Weg gemacht hatten – und erklärten, dass man nicht bis zum perfekten Zeitpunkt warten soll, um etwas zu starten. Um das zu unterstreichen, zitierten sie Reid Hoffman, Mitgründer von Linkedin: „Wenn dir die erste Version deines Produkts nicht peinlich ist, bist du zu spät gestartet.“
Doch auch bei diesem Vortrag wurden die Schwerpunkte vom Publikum bestimmt. Eine Frage interessierte ganz besonders: Wie schaffen es Nicholas und Carla, die verheiratet sind, eine Work-Life-Balance zu bewahren? „Ich darf eine halbe Stunde nach dem Aufwachen nicht mit Carla sprechen“, antwortete Nicholas scherzend. Doch im Ernst: Sie schaffen sich bewusst den Raum für ein geselliges Leben zu Hause, in dem sie sich entspannen können, ohne an die Arbeit zu denken, was besonders gut funktioniert, wenn sie zum Beispiel gemeinsam Serien schauen.
Auch die Frage, wann die Nikin-Gründer sich selbst erstmals ein Gehalt auszahlten, kam auf. Auch hier wurde natürlich wahrheitsgemäss geantwortet: nicht vor dem Ende des ersten Geschäftsjahrs. Gerade weil Unternehmer die Früchte ihrer Arbeit nicht gleich bei der Gründung ernten können, seien Leidenschaft und Motivation von grosser Bedeutung, wenn man ein Unternehmen startet.
Zum Abschluss kam noch eine finanzielle Frage: Wie schaffte es Nikin, so lange nur mit Eigenkapital zu wachsen? Die Antwort war lang, aber am Ende brachte Carla es auf den Punkt: „Wir haben auf unsere künftigen Einnahmen gewettet.“
Es war viel los an diesem Nachmittag, an dem trotz vieler neuer Erkenntnisse am Ende klar wurde, dass die Botschaft vom Beginn verstärkt ihre Gültigkeit behält: Erfolg hat viele Gesichter. Genau das zeigt nämlich die Forbes-„Under 30“-Liste – und auch die 17 Teilnehmer des ersten Mammut Development Programme tun das.
Fotos: Jorma Müller