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Kaum etwas ist in den letzten Monaten so wichtig geworden wie Energie. Mit den steigenden Kosten für Öl, Gas, Strom und Co ist jetzt auch langsam die Industrie an der Reihe, sich ernsthaft mit dem Thema Energiesparen auseinanderzusetzen. Anna Pölzl will das mit Nista.io für sie so einfach wie möglich gestalten.
Graphen, Zeitachsen und das Rechnen mit verschiedenen Einheiten: Wer sich mit der Datenverarbeitung von Sensoren und Zählern nicht auskennt, stösst beim Energiesparen schnell an seine Grenzen. „Das Energiesparen ist für die Industrie oft gar nicht so einfach“, erklärt Anna Pölzl, Mitgründerin und CEO von Nista, einem Unternehmen, das in diesem Bereich Unterstützung anbietet. „Um mit den grossen Datenmengen zurechtzukommen und diese richtig zu interpretieren, können Unternehmen entweder mit einem Berater arbeiten – oder auch mit Nista“, so Pölzl. Das Softwareunternehmen kümmert sich um Datenanalyse, also kombiniert die Messergebnisse von Sensoren; später setzt Nista den Kunden dann in Kontakt mit Experten. Diese können den Kunden mithilfe der geordneten Daten genau sagen, wie und wo sie Energie sparen können. Pölzl beschäftigt sich bereits seit dem Beginn ihres Studiums mit Energie- und Umwelttechnik.
Das Gespräch mit der jungen Gründerin findet über Zoom statt, denn die frischgebackene „U30“-Listmakerin hat einen dichten Terminkalender. Davon merkt man ihr im Gespräch dennoch nicht viel an: Sie begrüsst uns mit einem strahlenden Lächeln. „Ich bin immer schon ein sehr, sehr aktiver Mensch gewesen, sowohl was Sport und die Bewegung in der Natur angeht, als auch bezüglich künstlerischer und kreativer Dinge“, erzählt sie fröhlich.
Pölzl gründete Nista (damals noch Gnista) Anfang 2020 zusammen mit Benjamin Mörzinger, und das, obwohl eine Start-up-Gründung nicht wirklich auf Pölzls To-do-Liste stand. Vor der Unternehmensgründung schloss Pölzl ihren Bachelor an der Universität für Bodenkultur ab, bevor sie ihren Master an der Technischen Universität Wien und der Diplomatischen Akademie in Umwelttechnik bzw. Internationale Beziehungen machte. „Während meines Studiums haben mich Energietechnologien immer am meisten interessiert und begleitet“, erzählt die 29-Jährige. Dennoch ging Pölzl nach ihrem Studium beruflich zuerst in eine etwas andere Richtung und half dabei, eine Konzertorganisation in Wien aufzubauen, wo es darum ging, geheime Untergrundkonzerte zu organisieren und zu filmen. Hierbei entdeckte Pölzl ihr Talent für das Organisatorische und die Logistik. „Ich glaube, eines der Dinge, die mich am meisten geprägt haben, ist, einfach das zu tun, was mich gerade beschäftigt, um meine Zeit möglichst effizient und sinnvoll zu nutzen“, so die Gründerin über ihre Ambitionen.
Später wollte sie dann bei einem Energietechnik-Unternehmen anheuern, um ihr Talent für das Organisieren und das Projektmanagement mit ihrer Leidenschaft für Energietechnik und der Umwelt zu kombinieren. „Damals wollte ich vor allem Photovoltaik- und Windanlagen bauen, weil ich dort meiner Meinung nach recht gut aufgehoben gewesen wäre: Breites Denken, Ideen finden und Verknüpfen – das sind Dinge, in denen ich sehr gut bin“, so Pölzl. Doch zum Windanlagen-Bauen kam die TU-Absolventin nie, denn während ihres Bewerbungsprozesses traf sie auf ihren späteren Nista-Mitgründer Benjamin Mörzinger, der zu dem Zeitpunkt an seiner Doktorarbeit an der TU Wien arbeitete. Mörzinger forschte an der Energieeffizienz in der industriellen Fertigung; ein Thema, das Pölzl sofort in den Bann zog: „Uns fiel auf, dass es grosse Potentiale in den Sensordaten von industriellen Unternehmen gab“, so Pölzl. So fingen die beiden an, genau diese für den Energieverbrauch in der industriellen Fertigung zu optimieren – eine Idee, die später der Kern von Nista werden sollte.
Um die Wirkungsweise ihres Produkts besser zu erklären, gibt uns Pölzl ein Beispiel: „Stell dir vor, du bist ein Verpackungshersteller und hast verschiedene Sensordaten; etwa einen Smart Meter, Druck-Temperatur-Zähler und einige Einzelzähler von Maschinen. Ausserdem willst du Energie sparen, weisst aber nicht, wie du mithilfe dieser Daten deinen Prozess energietechnisch optimieren kannst. Hier kommen wir ins Spiel: Nista nimmt die Daten und zeigt dir mittels KI und einem Netzwerk an Experten an, wo und wie du Energie sparen kannst. Deine Einsparungen werden genau getrackt und so kannst du langfristig deine Kosten und Emissionen senken.“ Nista verbindet somit die Datenanalyse mit Physik und Maschinenbau und macht es für Techniker einfacher, die gesammelten Daten richtig zu interpretieren und zu verstehen. „Wir nehmen den Profis den geballten Schmerz der Datenanalyse weg“, so die Unternehmerin lachend.
Obwohl Öl, Gas und Strom heutzutage im Zuge der hohen Preissteigerungen und der Inflation für viele ein wichtiges Thema geworden sind, wollte Nista schon vor der Krise gemeinsam mit der Industrie eine grünere Zukunft gestalten. „Natürlich ist jetzt in der Zeit des Kriegs in der Ukraine und der Inflation die Nachfrage nach unserem Produkt enorm gestiegen – doch für uns war Energiesparen selbstverständlich schon davor wichtig. Dennoch hat dieser kostentreibende Faktor enorme Veränderungen mit sich gebracht“, erzählt Pölzl. So stieg der Preis pro Kilowattstunde Strom in Österreich im Jahr 2022 auf 27,12 Cent, während es im Vorjahr noch 22,85 Cent waren. Zum Vergleich: 2011 zahlte man nur 19,65 Cent für eine Kilowattstunde Strom. Doch nicht nur Unternehmen haben mit diesen Preissteigerungen zu kämpfen, auch Privatpersonen können sich ihre Strom- und Heizungskosten immer häufiger nicht mehr leisten. „Im Moment sind wir ein reines B2B Unternehmen, wir wissen aber, dass unsere Lösung genauso gut für Haushalte geeignet ist“, so Pölzl. Denn eines sei wohl klar: Energiesparen muss für alle zum Alltag werden.
Anna Pölzl ist eine Absolventin der Universität für Bodenkultur (BOKU) und der Technischen Universität Wien. Ende 2019 gründete sie zusammen mit Benjamin Mörzinger das Softwareunternehmen Nista.
Foto: Pölzl