EINHEIT IN DER VIELFALT

Aus der Frage nach ihrer ­Zu­gehörigkeit entstand ein ganzes ­Kollektiv: Mit Kids of the Diaspora (KOTD) gründete Leni Charles (Künstlername) zusammen mit ihrer Schwester Cherrelle 2016 ein Label, das das Konzept von Minderheiten hinterfragt und Diversität und Inklusion vorantreibt.

Ihr ­Motto „We are closer to each ­other than we think – our roots run deep“ drücken die beiden nicht nur durch ihre Mode, sondern auch über visuelle Gedichte, Ausstellungen, Veranstaltungen, Musikvideos und Dokumentarfilme aus. „Wir sind eine Diversity Creative Agency“, bringt es Leni Charles auf den Punkt. Kids of the Diaspora ist somit mehr als nur eine Modemarke.

Die studierte Grafikdesign­erin beschloss 2015, sich mit einer ­Designagentur, ­Studio Unlabeled, selbstständig zu ­machen. Im Zuge eines Wett­bewerbs, bei dem sie ihr eigenes ­Signature-Shirt entwerfen sollte, legte sie 2016 dann den Grundstein für Kids of the ­Diaspora. Ihre Message kam an: „­Leute ­haben mir ihren Zuspruch gegeben, sie kennen das Gefühl, zwischen den Kulturen aufzuwachsen“, so Charles, die selbst nigerianische, tschechische und österreichische ­Wurzeln hat. Sie holte ihre Schwester ­Cherrelle – ­studierte Romanistin und in der Filmbranche tätig – mit ins Boot. „­Jeder, der mit Diskriminierung in Kontakt gekommen ist, weiss, wie man sich als Kid of the ­Diaspora fühlt“, so Cherrelle. In­klusion, Liebe und Integrität spielen eine wichtige Rolle bei KOTD.

Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile rund 15 freie Mitarbeiter. Das Besondere an KOTD: Die Mode und Kollektionen sind unisex und genderfluid – auch hier ­möchte man veraltete Konstrukte aufbrechen. „Wir haben gesagt, dass Unisex das Einzige ist, das zu unserer Message passt. Wenn wir zu allen sprechen und niemanden ausgrenzen wollen, dann dürfen wir das auch nicht über Geschlechter machen“, so Cherrelle. Die Marke kommt an: 2018 war sie im DACH-Showroom der ­Paris Fashion Week ausgestellt, 2019 in einem Showroom in Japan und dieses Jahr im Afa Showroom der Vienna Fashion Week. Zu kaufen gibt es die in Wien produzierten ­limitierten Kleidungsstücke, die aus nachhaltigen und organischen Materialien hergestellt werden, via Onlineshop, in der Kunsthalle und in einem Geschäft in der Neubaugasse in Wien.

Die globale Pandemie, so die Schwestern, habe viele dazu ver­anlasst, auf Onlineshopping umzusteigen und mehr auf die Message von Modelabels zu achten– von Umsatzeinbrüchen blieben die beiden verschont. Wie viel sie genau mit KOTD einnehmen, verraten die beiden nicht, nur so viel: „Dadurch, dass wir auch Diversity-Beratung machen und mit unserer Agentur tätig sind, steht der Umsatz unserer Mode noch im Hintergrund.“ Momentan entwerfen sie Kostüme für ein Theater, nächstes Jahr soll ein Dokumentarfilm veröffentlicht werden. Beide Projekte verfolgen dabei – wie alles bei KOTD – das Ziel, ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen und Inklusion zu fördern. Gerade inmitten einer globalen Pandemie dürfte ihr Anliegen damit den Nerv der Zeit treffen.

Text: David Zehner
Foto: Marko Mestrovic

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 10–20 zum Thema „Handel“.

Forbes Editors

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