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Der Schwede Anton Håkanson hat mit der App Daycape einen Kalender entwickelt, der Kindern – vor allem jenen mit kognitiven Defiziten – mit Bildern, Smileys und visuellen Erinnerungen hilft, ihren Tag zu strukturieren.
Was manche von uns als selbstverständlich und einfach ansehen, kann für andere Menschen einschüchternd oder unlösbar erscheinen. Eine solche Sache ist der Schulalltag: Für manche Kinder ist es ganz leicht, im Unterricht aufzupassen, Informationen zu verarbeiten und dem Rhythmus zwischen Unterrichtsstunde und Pause zu folgen; für manche Kinder aber – insbesondere jene mit kognitiven Defiziten, etwa ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) oder jenen aus dem Autismusspektrum – sind diese Herausforderungen jedoch oft kaum lösbar.
„Das Bildungssystem gibt Kindern mit diesen Schwierigkeiten nicht die nötigen Werkzeuge, um wirklich an der Schule teilzunehmen“, sagt Anton Håkanson. Der Schwede hat daher die App Daycape gegründet – ein visueller Kalender, der Kindern mit Bildern, Smileys und visuellen Erinnerungen hilft, ihren Tag zu strukturieren und den Überblick zu behalten. Die App dient Kindern, aber auch Eltern und Lehrer können sie nutzen, um mit den Kindern zu kommunizieren und ihnen den Tag über Hinweise zu geben. So könnte etwa um 8:00 Uhr der Eintrag „Schulbeginn“ mit einem Bild einer Tafel stehen; um 12:00 Uhr zeigt der Kalender „Mittagspause“ an. Doch Håkanson, der 2017 auf der Forbes-„Under 30 Europe“-Liste vertreten war, will sich nicht auf ein gewisses Spektrum oder einzelne Kinder beschränken: „Wir haben einen starken Fokus auf Kinder mit Autismus. Ich denke aber, dass alle Kinder davon profitieren könnten, etwas mehr Struktur und Übersicht zu haben.“
Håkanson kennt die Schwierigkeiten, mit denen Kinder zu kämpfen haben: „Ich hatte selbst Probleme in der Schule. Ich war mir nie sicher, was den Tag über genau passierte. Ich bin zwar nicht aus dem Autismusspektrum, aber bei mir wurden kognitive Defizite diagnostiziert.“ Das führte dazu, dass Håkanson nicht folgen konnte, wenn zu viele Informationen gleichzeitig auf ihn einprasselten. Er konnte dem Unterricht und Tagesablauf nur mit Mühe folgen. „Wenn der Lehrer sagte, dass alle Schüler lesen sollen, habe ich das oft nicht mitbekommen. Das hat mich zusätzlich verwirrt.“ Die Schule beschreibt Håkanson als „stressig und frustrierend“. Als er jedoch anfing zu tauchen, merkte er, dass der praxisorientierte und strukturierte Ansatz ihm gut tat. Er fing an, als Lehrer zu arbeiten und erkannte, dass das Lernen per se nicht sein Problem war. „Beim Tauchen gibt es klare Schritte und Anweisungen. Das hat mir geholfen.“ Er studierte an der digital-kreativen Business School Hyper Island. 2015 gründete er Daycape als Teil des Bildungsinkubators Reach for Change, der Sozialunternehmer unterstützt.
Mittlerweile wurde die App 15.000 Mal heruntergeladen. Der Fokus liegt auf Schweden, doch Håkanson expandiert – und lässt die App nun übersetzen, um auch den deutschsprachigen Markt zu erobern. Auch hinsichtlich Zielgruppe will der Schwede sich verbreitern: „Wir wollen eine Bildungsplattform sein, die für alle hilfreich ist.“ Denn nicht nur Kinder, auch Erwachsene seien manchmal mit den Anforderungen des Alltags überfordert.
Text: Klaus Fiala
Fotos: Elis Hoffman
Der Artikel ist in unserer März-Ausgabe 2020 „KI“ erschienen.