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Warum gibt es eigentlich nur zuckerfreie Softdrinks, aber keine zuckerfreien Süssigkeiten? Genau diese Frage stellten sich die vier NEOH-Gründer Manuel Zeller, Alexander Gänsdorfer, Patrick Kolomaznik und Adel Hafizovic vor sechs Jahren. Ihr Ziel: Süssigkeiten zu entwickeln, die ohne schlechtes Gewissen und stark oszillierenden Blutzucker genossen werden können.
Die NEOH-Zentrale im neunten Bezirk Wiens ist vor allem eines: bunt. Ein bisschen wie Charlies Schokoladenfabrik, aber eben ohne Zucker. An den Wänden stehen Regale voll mit den gesunden Schokoladen-Alternativen des Wiener Start-ups: Drageelinos, Hazelnut Crunch, Milchschokolade, Schoko Bites und leckere Riegel, so weit das Auge reicht. Wir treffen die vier NEOH-Gründer beim Ordnen von Paketen. Ob die Geschäftsführung hier noch selbst anpackt? „Ja! Das machen wir nicht nur, weil ihr heute hier seid, versprochen“, so Gründer und Geschäftsführer Manuel Zeller lachend.
Ursprünglich war Zeller im Mobilfunk-Business tätig, hat Informatik studiert und gründete NEOH auch etwas aus Eigeninteresse heraus: „Ich habe früher zwölf Duplos am Tag gegessen. Mich hat es einfach geärgert, dass es keine zuckerfreien Alternativen fürs Naschen gab, die auch tatsächlich gut schmecken“, so der Gründer. Auch Co-Gründer und CGO Alexander Gänsdorfer kam wie Manuel Zeller aus der Mobilfunk-Branche. „Ich war damals etwas überrascht von seiner Idee. Er konnte mich aber sehr schnell überzeugen, da ich selbst auch immer sehr sportlich unterwegs war und auf meine Ernährung geachtet habe“, so Gänsdorfer über die Anfänge von NEOH.
Auf den Namen NEOH kam das Wiener Start-up erst im Lauf der Zeit. Grundsätzlich lernten die vier Gründer, die alle keine Erfahrung in der Lebensmittelbranche hatten, viel in den ersten Lebensjahren ihres Unternehmens dazu. „Ich bin davon überzeugt, dass man sich ständig verbessern und nie damit aufhören sollte, an sich selbst zu arbeiten. Deshalb haben wir auch vieles ausprobiert, bis wir endlich die perfekte Rezeptur für unseren Zuckerersatzstoff gefunden haben“, so Zeller. Genau dieser Zuckerersatzstoff, den die NEOH-Gründer ENSO nannten, soll nun eine neue Ära des Naschens einleiten. „Daher kommt auch der Name NEOH – er steht für etwas Neues und Besseres. Wir machen das Naschen einfach besser“, sagt Gänsdorfer.
„Es gibt viele gesundheitliche Auswirkungen, die auf einen übermässigen Zuckerkonsum zurückzuführen sind, von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen bis hin zu Typ-2-Diabetes. Ein grosses Problem – und auch einen der Ursprünge dieser gesundheitlichen Auswirkungen – sehen viele Wissenschaftler im ständigen Zickzack des Blutzuckerspiegels“, erklärt Zeller. Einer dieser Wissenschaftler ist Dr. Robert Lustig. Der amerikanische Endokrinologe geht in seinen Büchern ganz konkret auf die Auswirkungen des Blutzuckerspiegels auf Volkskrankheiten wie Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein. Manuel Zeller und sein Team wollen mit NEOH und ihrem eigens entwickelten Zuckerersatzstoff ENSO genau dieses Auf und Ab des Blutzuckerspiegels vermeiden.
„Als wir begonnen haben, an ENSO zu arbeiten, haben wir an uns selbst ständig Blutzucker gemessen, um mit eigenen Augen mitzuverfolgen, was genau in unserem Körper passiert, wenn wir unseren Zuckerersatzstoff nehmen“, so Gänsdorfer. Denn: Süssungsmittel ist nicht gleich Süssungsmittel. Laut einer israelischen Studie gibt es einige Süssstoffe, die, obwohl kein Zucker verwendet wird, den Blutzucker ansteigen lassen. „Bei unseren Produkten ist das nicht der Fall. Der Blutzucker wird mit ENSO kaum verändert. Gleichzeitig leidet der Geschmack nicht. Unsere Produkte schmecken gleich gut, wenn nicht besser als die zuckerhaltigen Produkte. Das war uns bei der Entwicklung ganz wichtig“, erklärt Gänsdorfer.
Dass ENSO den Blutzuckerspiegel konstant hält, hat 2022 auch eine Studie der Medizinischen Universität Wien zeigen können. Dort hat das Team rund um Manuel Zeller auf der Abteilung für Klinische Pharmakologie eine Studie in Auftrag gegeben, die bestätigt hat, dass die NEOH-Produkte „kaum oder nur eine geringe Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel haben“.
Ein konstanter Blutzuckerspiegel hat auch positive Auswirkungen auf sportliche Leistungen, wie eine Forschungsarbeit von NEOH rund um den ehemaligen Fussball-Torjäger Philipp Hosiner zeigen konnte. „Grob gesagt konnten wir feststellen, dass, wenn in den Trainingsphasen hohe Blutzuckerspitzen vermieden werden, die Regeneration so stabilisiert werden kann“, erklärt Zeller. Deshalb zählen auch Sportler zum Kundenstamm von NEOH. Denn: Auch wenn Zucker kurze Energiehöhen liefert, führt das Tief danach oft zu Müdigkeit und Antriebslosigkeit; zwei Dinge, die es im Spitzensport absolut zu vermeiden gilt.
NEOH punktet aber nicht nur mit der eigenen Zuckerersatzformel, sondern auch mit prominenten Markenbotschaftern. Prominente Gesichter wie der Rapper RAF Camora oder Tennisstar Dominic Thiem sind von dem Konzept fasziniert und werben. So kann die Marke Endverbraucher und den Einzelhandel gewinnen: Seit 2017 findet man die NEOH-Produkte im Supermarktregal. Die Expansion ins deutschsprachige Ausland ist auch schon gelungen – mittlerweile gibt es die NEOH-Produkte auch in deutschen Rewe-Filialen. NEOH plant dieses Jahr auch eine Expansion nach Grossbritannien. „Gerade im UK ist das Bewusstsein rund um die gesundheitlichen Risiken von Zucker um einiges grösser als bei uns. Einer erfolgreichen Expansion steht also kaum etwas im Weg“, meint Gänsdorfer.
Neben zahlreichen Expansionen plant NEOH auch, mit ENSO eine B2B-Marke aufzubauen – denn ENSO hat nicht nur gesundheitliche und geschmackliche Vorteile, sondern kann auch in der Produktion von beispielsweise Backwaren eins zu eins raffinierten Zucker ersetzen. „Wir sehen einfach, dass die Zielgruppe da ist. Es gibt 500 Millionen Menschen, die an Diabetes leiden, noch mal mehr Leute, die Prädiabetes und andere Stoffwechselerkrankungen haben, und eine grosse Gruppe, die wie ich präventiv Zucker ersetzen, aber nicht auf Süssigkeiten verzichten will. Demnach ist auch die Nachfrage bei Businesskunden wie Backwarenherstellern gross. Viele wollen auch in ihren Produkten Zucker so ersetzen, dass der Geschmack nicht darunter leidet“, so Gänsdorfer.
Die beiden NEOH-Gründer blicken daher positiv in die Zukunft. „Mit ENSO haben wir einfach sowohl geschmacklich als auch gesundheitlich den besten Zuckerersatzstoff entwickelt. So selbstbewusst sind wir, weil wir einfach alles jahrelang getestet haben. Es gibt meiner Meinung nach keinen Grund mehr, die zuckerhaltigen Naschereien zu wählen“, meint Gänsdorfer. So will NEOH auch in Zukunft seine Produkte preislich an die Konkurrenz anpassen und grundsätzlich das Bewusstsein rund um die Gefahren des Zuckerkonsums stärken. „Wer weiss, vielleicht gibt es in einigen Jahren ein gesamtes Regal an zuckerfreien Süssigkeiten?“, sagt Zeller lachend.
Die vier NEOH-Gründer Manuel Zeller, Alexander Gänsdorfer, Patrick Kolomaznik und Adel Hafizovic starteten das Wiener Unternehmen mit dem Ziel, zuckerfreies Naschen zu ermöglichen.
Fotos: Katharina Gossow