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Die Vermessung der Welt wird technisch immer ausgereifter – und komplexer. Ein Gastkommentar von Frank Steinbacher, Gründer der beiden Unternehmen Airborne Hydro Mapping und E-Loaded.
Heutzutage wird die Welt auf mannigfaltige Art und Weise aus dem All, aus der Luft, vom Boden oder eben auf dem Wasser für die verschiedensten Zwecke (Navigation, Landwirtschaft, Energie, Stadtentwicklung usw.) vermessen. Aufgrund der technologischen Entwicklungen geschieht dies mit immer besserer Auflösung; teils können derlei Vermessungen in kurzen Abständen wiederholt werden. Auch im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung steigen damit die Anforderungen sowohl an Hardware (etwa Speicher) als auch Software, Schnittstellen, Algorithmen und Datenmanagement, um das Potenzial der gewonnenen Daten dann auch ausschöpfen zu können.
Dabei gewinnt zum einen die Datenverschneidung eine immer grössere Bedeutung, d. h., Daten unterschiedlicher Quellen (Messverfahren) oder Geometrie (Punkte, Linien, Flächen) werden miteinander derart zusammengespielt, dass bestenfalls bisher nicht erkennbare Aspekte zutage treten. Zum anderen müssen Einzel- wie auch kombinierte Datensätze für eine detaillierte Analyse sinnvoll und flexibel visualisiert werden. Dazu ein Beispiel aus unserer Vermessungspraxis zur Illustration: Bei einem topo-bathymetrischen Laserscan aus der Luft entsteht eine hochaufgelöste Punktwolke mit einer Messpunktdichte von in der Regel 40 bis 60 Punkten/m². Dabei wird sowohl die Landseite über Wasser (Gelände, Gebäude, Vegetation, Infrastruktur) als auch die Wasserseite unter Wasser erfasst (Gewässersohle, Wasserspiegel, Wasservegetation, Bauwerke unter Wasser).
Frank Steinbacher
... promovierte an der Universität Innsbruck und gründete die Unternehmen Airborne Hydro Mapping und E-Loaded. Diesen Artikel verfasste er unter Unterstützung von Werner Benger (Mitgründer, Airborne Hydro Mapping) und Ramona Baran (Professorin für Geologie, LMU München).
Bei der Datenaufnahme werden neben den vom Sensor direkt digitalisierten Messpunkten auch die Verlaufsformen der vom Sensor ausgesandten und von der Erdoberfläche reflektierten Lichtpulse abgespeichert, die sogenannte Wellenform. Erst durch die nachträglich kombinierte Auswertung der Messpunkte und der zugehörigen Wellenform kann die erfasste Tiefe der Gewässersohle maximiert werden und damit die räumliche Abdeckung der Sohle mit Messpunkten verbessert werden oder auf Objekteigenschaften Rückschlüsse gezogen werden.
Am Ende steht jedoch die Frage, wie derart hochspezifische Daten auch von fachfremden Nutzern einfach verwendet oder gar bearbeitet werden können. In Bayern läuft derzeit beispielsweise ein Pilotprojekt in Kooperation mit dem Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, bei dem kommunale Verwaltungen und Behörden oder Firmen mit Unterstützung durch die Airborne Hydro Mapping GmbH (also das Unternehmen der Autoren, Anm.) auf die 3D-Geomassendaten der Landesvermessung Echtzeitzugriff erhalten. Dabei soll im Besonderen der Mehrwert dieser Daten für relevante Fragestellungen evaluiert und beim Datenzugang mit einfachen Softwaretools und Schnittstellen unterstützt werden.
Der Zugriff auf diese Daten wird aufgrund ihrer Vielseitigkeit, Grösse, Formen und Quellen immer komplexer und zur grössten Tücke – diese Daten für eine breite Masse von Nutzern zugänglich und verständlich zu machen jedoch zu unserer grössten Chance. Denn nur, wenn wir Daten „sehen und verstehen“, werden wir mit ihrer Hilfe unsere Umwelt „sehen und verstehen“ – und sie positiv beeinflussen können.
Gastkommentar: Frank Steinbacher
Der Gastkommentar ist in unserer Februar-Ausgabe 2020 „Space“ erschienen.
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