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Der Unternehmer Thomas Kloibhofer war frustriert darüber, dass seine Töchter ihre Zähne nicht gründlich genug putzten. Dies führte ihn zu der Erkenntnis, dass die Zahnreinigung in der Forschung stagnierte. Gemeinsam mit einem Expertenteam begab er sich auf ein Abenteuer und investierte 96 Mio. CHF. Das Ergebnis: das weltweit fortschrittlichste autonome Zahnreinigungsgerät, das für 2.300 CHF erhältlich ist.
Wenn Unternehmer nach einem gewinnbringenden Exit ihr Geld investieren möchten, gibt es zwei gängige Ansätze: Einige diversifizieren ihr Kapital und werden zu Investoren in verschiedenen Projekten, während andere alles auf eine Karte setzen und ein neues Business starten. Thomas Kloibhofer, ehemaliger Gründer eines der grössten Callcenters Europas, hat sich nach seinem Ausstieg für die zweite Variante entschieden – im Jahr 2018 gründete er ohne Vorerfahrungen auf dem Gebiet das Start-up epitome mit dem Ziel, die Zahnreinigung zu revolutionieren. «Ich bin ein Typ, der sich immer nur zu 100 % auf eine Sache konzentrieren will», sagt Kloibhofer im Gespräch mit Forbes.
Im zehnten Stockwerk eines modernen Bürokomplexes neben dem Wiener Hauptbahnhof herrscht an diesem Montagvormittag Vollbetrieb. In den Open-Space-Büros, in denen vorwiegend junge Menschen arbeiten, liegt die Atmosphäre eines Tech-Start-ups in der Luft. 180 Mitarbeiter sind hier angestellt. Kloibhofer wartet im Showroom, wo ein Gerät auf dem Tisch liegt, das aussieht wie aus einem Science-Fiction-Film. Es handelt sich um das autonome Zahnreinigungs-Device namens «e1», das mehr als 100 Sensoren und 14 Nanokameras beinhaltet und mehr als 40 Patentanmeldungen umfasst. «Wir sind das einzige Unternehmen weltweit, das den Biofilm (Fachbegriff für Plaque, Anm.) digital sichtbar machen kann. Kein anderer hat das geschafft. Da draussen gibt es Milliardenkonzerne wie Philips, Colgate-Palmolive oder Procter & Gamble, die seit vielen Jahren intensiv an der Erforschung dieses unsichtbaren Biofilms arbeiten, aber viele Schritte hinter uns sind», sagt Kloibhofer stolz.
Insgesamt sechs Jahre arbeitete er mit internationalen Experten und Universitätsprofessoren an der Entwicklung des innovativen Zahnreinigungsgeräts. Laut Kloibhofer wurden 96 Mio. CHF aus seiner eigenen Tasche investiert, ohne dabei staatliche Fördermittel zu beanspruchen – eine beachtliche Summe, wenn man bedenkt, dass das Investment nicht über Jahre hinweg vorbereitet war. Kloibhofer wurde durch regelmässige Telefonate mit einem Freund inspiriert, der immer um 20 Uhr anrief. Zu dieser Uhrzeit war Kloibhofer immer kurz angebunden, da er seinen beiden Töchtern beim Zähneputzen half, die das ungern selbst taten und zu schnell damit fertig waren. Sein Freund sagte ihm, dass er ähnliche Schwierigkeiten beim Zähneputzen seiner eigenen Kinder habe. Aus diesem Austausch heraus entwickelte Kloibhofer später die Idee, etwas Neues zu schaffen.
In der Gründungsphase galt es, viele Hürden zu überwinden, die Kloibhofer aber nicht vom Weg abbringen konnten. «Man muss immer wieder aufstehen, egal was passiert. Es gab Zweifel, ob es überhaupt möglich ist, den unsichtbaren Biofilm sichtbar zu machen. Im Dezember 2021 gelang es uns mit Lichtsensoren und einer speziellen Flüssigkeit erstmals, ihn digital darzustellen. Das war ein bedeutender Meilenstein für uns», erzählt der Unternehmer.
Somit lag zwar eine bahnbrechende Technologie zur Detektion von Biofilm vor, die aber noch keinen direkten Nutzen für den Endkonsumenten brachte. Da es in Kloibhofers Welt keine halben Sachen gibt, musste im zweiten Schritt ein geeigneter Reinigungsmechanismus erfunden werden. «Mit einer herkömmlichen elektrischen Zahnbürste erreicht man aktuell nur 70 % der Zahnoberfläche. Für den allgemeinen technischen Fortschritt im Jahr 2024 ist das eine unvorstellbar schlechte Quote», so Kloibhofer.
Als das epitome-Team in die Produktentwicklungsphase überging, war die Vorgabe klar definiert: Die Performance der autonomen Zahnreinigung sollte so nah wie möglich an 100 % herankommen. Gleichzeitig durfte der zeitliche Vorteil für den Nutzer nicht ausser Acht gelassen werden. Das Ergebnis ist ein Zahnreinigungsprozess, der nur 60 Sekunden dauert. Beide Phasen, Detektion und Reinigung, dauern jeweils 30 Sekunden. Der Ablauf in aller Kürze erklärt: Nach einer fünfsekündigen Spülung des Mundes mit einer Reinigungsessenz wird das Detektionsgerät zu den Zähnen geführt. 14 Nanokameras durchleuchten pro Sekunde einen Zahn; während der halbminütigen Detektionsphase werden 300 Datenpunkte ausgewertet und in der epitome-App visualisiert. Die zusätzliche Darstellung allgemeiner Gesundheitsdaten wie Temperatur, Herzfrequenz, Blutdruck, Cortisol und Sauerstoffsättigung soll eine frühzeitige Erkennung gesundheitlicher Probleme ermöglichen. Danach kommt das Zahnreinigungsgerät zum Einsatz. Statt vier Sensoren wie in handelsüblichen Geräten hat «e1» von epitome mehr als 100 Sensoren. Bewegliche Bürstköpfe sorgen dafür, dass der identifizierte Zahnbelag im richtigen Winkel beseitigt wird. Auf die Frage, wie viel vom Biofilm in dem Prozess entfernt wird, hat Kloibhofer eine klare Antwort: «Bei Labortests haben wir festgestellt, dass unsere Performance bei 99,7 % liegt.»
Seit März 2024 (dem World Oral Health Day) ist das Produkt im Onlineshop erhältlich. Der Preis wurde auf 2.300 CHF festgelegt. Es wird ein Membership-Modell für die erforderlichen Liquids angeboten, wobei monatlich zwischen 38 CHF und 115 CHF gewählt werden kann. Kloibhofer ist sich vollkommen bewusst, dass seine Zielgruppe grösstenteils gesundheitsbewusste Kunden mit einem höheren Einkommen sind. «Es handelt sich hauptsächlich um Männer, die grösstenteils über 45 Jahre alt sind, doch wir beobachten bereits einen zunehmenden Zuspruch von jüngeren Kunden.»
Kloibhofer ist davon überzeugt, dass Gesundheit in Zukunft eine zunehmend wichtigere Rolle bei Kaufentscheidungen spielen wird. «Was passieren wird, ist, dass sich die Leute überlegen: Wofür gebe ich Geld aus? Du kannst 1.900 CHF für das neueste iPhone ausgeben – oder aber du zahlst 2.300 CHF für eine autonome Zahnreinigung und trägst so intensiv zu deiner Gesundheit bei.»
Thomas Kloibhofer gründete das Unternehmen epitome 2018 und brachte kürzlich ein innovatives Zahnreinigungsgerät zum Preis von 2.300 CHF auf den Markt.
Foto: David Visnjic