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Ramona Portugalov hat Interior Design im DACH-Raum revolutioniert: Mit einem Geschäftsmodell, das den traditionellen Markt aufgebrochen hat, ermöglicht es die Berlinerin jedem, das Beste aus den eigenen vier Wänden herauszuholen. Und Portugalov macht weiter: Mit der Monaport Academy möchte sie ihr Wissen, ihre Skills und ihre Arbeitsweisen an junge Interior- Designer weitergeben – und ihnen so helfen, ihre eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Alles atmet hier zurückhaltende Eleganz: In der Wohnküche steht ein schwarzer Marmortisch auf einem Holzboden; dahinter ein Holzkasten für Besteck, Gläser und Weine. Gegenüber einem L-förmigen Sofa im Wohnzimmer verschwindet ein grosser Flatscreen-Fernseher in der Wand; dazwischen steht ein Kaffeetisch, glänzend schwarz lackiert. Es sind Bilder eines Penthouse in Zürich, das die Interior-Designerin Ramona Portugalov eingerichtet hat. Auch von ihr: eine Villa in London, ein Penthouse in Mailand sowie Wohnungen, Bars, Hotel-Lobbys und Büros in ganz Deutschland. «Es ist unglaublich interessant, die Wohnungen von Fussballern, Politikern und Schauspielern einzurichten», sagt Portugalov mit einem leicht verschmitzten Lächeln. Auch Projekte in New York und Dubai hat sie schon umgesetzt.
2020 gründete die Berlinerin ihr Interior-Design-Studio – alleine und in ihrem Wohnzimmer. Heute schreibt Monaport, das rund 30 grosse Projekte pro Jahr umsetzt, Umsätze im Millionenbereich, sagt die Gründerin. Die Interior-Designerin hat von nichts ein Millionenunternehmen aufgebaut und den Interior-Design-Markt massentauglich gemacht und demokratisiert. Jetzt ist es für sie an der Zeit, etwas von ihrem Erfolg weiterzugeben: Seit einem halben Jahr bildet Portugalov mit einer eigenen Academy angehende Interior-Designer aus.
Der Weg war nicht leicht – während ihres BWL-Studiums und danach arbeitete sie im Consulting. «Präsentationen, Analysen, Tabellenkalkulationen; das war mein Alltag», so die Deutsche, «und ich habe ihn gehasst.» Dann, von einem Tag auf den anderen, kam ihr Weckruf: Mit Mitte 20 erlitt Portugalov einen Schlaganfall. «Ich habe zum Glück keine bleibenden Folgen – aber ich habe begriffen, wie schnell das Leben vorbei sein kann», erinnert sie sich.
Portugalov kündigte, zog nach New York und studierte dort Interior Design, bevor sie 2014 nach Berlin zurückkehrte. Sie arbeitete zwei Jahre lang bei Interior-Design-Unternehmen als Angestellte, doch sie fühlte sich eingeschränkt. «Ich musste immer verkaufen», sagt sie. Viele Interior-Design-Studios verdienen vor allem durch den Verkauf von Möbeln, was Anreize schafft, Designs mit teurer Inneneinrichtung zu verkaufen. Portugalov wollte «es umgekehrt machen: Zuerst die Designs kreieren, dann die passenden Möbel finden». Sie kündigte und machte sich selbstständig.
Die ersten Monate nach der Gründung arbeitete sie aus ihrem Wohnzimmer, doch das Studio wuchs schnell. Innerhalb von rund zwei Jahren zog sie von ihrem Wohnzimmer in einen Co-Working-Space, ein erstes eigenes Büro und schliesslich in ihr jetziges Office am Kurfürstendamm – gegenüber von Gucci-, Hermès- und Tiffany-Läden. «Ich wollte dorthin, wo jene Menschen sind, die Luxus erkennen und auch haben wollen», so Portugalov.
Auf ihrem Instagram-Kanal, wo ihr fast 160.000 Menschen folgen, veröffentlicht sie Posts und Storys von Problemen auf Baustellen, Kundengesprächen oder abgeschlossenen Projekten und gibt Tipps, wie jeder sein Wohnzimmer chic einrichten kann. «Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie viel sie aus ihren vier Wänden herausholen können. Oft macht es einen riesigen Unterschied, einfach das Sofa zu verschieben oder eine Wand in einer anderen Farbe zu bemalen», sagt die Interior-Designerin.
Bei Monaport zahlen Kunden 219 € (202 CHF) pro Quadratmeter, was mehr ist als bei vielen anderen Interior-Design-Häusern. Portugalov erstellt die Designkonzepte, Visualisierungen und technischen Pläne. «Ich verkaufe nur meine Dienstleistungen – aber die sind richtig krass», sagt Portugalov. Abgesehen von diesem «Core-Angebot» bietet sie ihren «Call a Designer»-Service an, bei dem sie Kunden in Videocalls zu Projekten berät. Sie schaut sich die Grundrisse an, zeichnet in die Baupläne oder gibt Tipps, wie der Kunde die Inneneinrichtung besser gestalten kann. Für eine Stunde verrechnet Portugalov 730 €.
Anfang des Jahres gründete Portugalov nun ihre eigene Akademie: Die Idee zur Monaport Academy kam ihr am Geburtstag ihres Bruders David Abaew. Portugalov erzählte ihm, dass sie ständig Bewerbungen von Interior-Design-Absolventen bekomme, denen sie alles von Grund auf beibringen müsse. Ihr Bruder schlug vor, gemeinsam eine eigene Academy zu gründen – einen Tag später sassen die Geschwister im Monaport-Büro und konzipierten die einzelnen Ausbildungsmodule. Abaew organisiert nun alles rund um die Academy, Portugalov unterrichtet.
Binnen drei Monaten bildet der Onlinekurs Quereinsteiger, wie Portugalov es einst war, zu Interior-Designern aus – als ehemalige Beraterin und erfolgreiche Interior-Designerin ist sie perfekt positioniert, die Skills beizubringen, die jene auf dem Markt brauchen. 40 % der Inhalte seien Mindset- und Business-Themen, sagt Portugalov: «Wie geht man mit negativen Kommentaren um? Wie macht man Personal Branding?» Der Rest ist Interior-Design-Wissen. Zweimal die Woche gibt Portugalov Live-Calls, die oft mehrere Stunden dauern, und geht dabei auf Fragen der Teilnehmer ein.
Die Resonanz sei überwältigend: Portugalov erzählt von Nachrichten ehemaliger Teilnehmer, die begeistert sind, wie gut sie das neue Wissen in der Praxis umsetzen können. Es ist ihr Herzensprojekt – und sie möchte es grösser machen: Ende November soll im Ritz Carlton in Berlin eine Gala für Monaport-Academy-Teilnehmer stattfinden.
Als Mutter von drei Kindern möchte Portugalov besonders jungen Frauen das Wissen vermitteln, das sie als Interior-Designer brauchen. Durch ihre Geschichte und die Academy hat sie die Möglichkeit, für Frauen ein Vorbild zu sein, ihre Träume zu jagen und an sich zu glauben. Portugalov: «So viele Frauen können viel mehr erreichen, als sie sich zutrauen. Ich hätte mir gewünscht, jemanden zu haben, der mir zeigt: ‹So kannst du dein Leben transformieren!› Ich habe es halt auf eigene Faust gemacht.»
Text: Forbes-Redaktion
Foto: Monaport Interior Design