DIE ANTWORT AUF ALLES

Silicon Valley war gestern – meint der Linzer Tech-Unternehmer Daniel Mattes in Bezug auf KI-Kompetenz. Österreich und allgemein Europa sollen dagegen den zukünftigen Gegenpol darstellen.

42 – so lautet die vermeintlich unendlich simple Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Dass die Protagonisten von „Per Anhalter durch die Galaxis“ (Romanreihe von ­Douglas Adams, zwischen 1979 und 1992 erschienen, Anm.) damit aber so rein gar nichts anfangen können, ist jedoch nicht die Schuld des antwortenden Supercomputers, der für seine Schlussfolgerung eine Million Jahre lang gerechnet hatte – die Frage war schlicht zu vage gestellt.

Früher pure Science-­Fiction, werden „Supercomputer“ ­derzeit gerade Realität. Auch der Linzer Unternehmer Daniel Mattes will hier mitmischen, arbeitet er doch – etwas vereinfacht gesprochen – an einem eigenen Supercomputer, der Antworten auf die grossen Fragen der Menschheit geben soll.

Denn in seinem Forschungs­unternehmen „42.cx“ entwickelt Mattes mit seinem Team KI-Technologien, die er in verschiedensten Anwendungsbereichen nutzen will. Dazu gehören schon heute die Bereiche Health­care und Finance; weitere Branchen – Mattes bezeichnet sie als Verticals – ­sollen folgen. Mattes sieht aktuell eine gute Zeit, um in ­Europa an dem Thema zu arbeiten: „In Sachen KI-Kompetenz werden die Karten derzeit neu gemischt. Sie befindet sich nicht mehr vorrangig im Silicon ­Valley, sondern auch in ­Freiburg, in ­Moskau oder ­Asien. Es gibt da richtig gute Experten. Wir wollen in ­Europa einen Gegenpol gründen.“ Dass Mattes sein Unternehmen in Österreich gründete, ist leicht erklärt – denn alle wichtigen Experten in Europa sind von hier aus in weniger als fünf Stunden erreichbar.

„Linz ist besonders interessant, da es hier eine grosse Kompetenz in diesem Bereich gibt“, sagt Mattes. Vor allem die ­Johannes ­Kepler ­Universität muss sich mit ihrem neuen Studiengang ­Artificial Intelligence und exzellenten Forschern wie Sepp Hochreiter in Sachen KI-Forschung nicht verstecken. Das erste Produkt von 42.cx entstand in Zusammen­arbeit mit dem Heart Fund; dabei sollen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in ­Entwicklungsländern besser erkannt und geheilt werden. „Viele Regionen der Welt werden medizinisch noch mit Lastwägen versorgt, auf denen dann Ärzte in Dörfer transportiert werden. Doch diese Ärzte lassen sich natürlich nicht unendlich multiplizieren. Wir arbeiten an Lösungen, die Diagnosen mithilfe von KI verbessern“, so Mattes.

Ein zweiter Anwendungs­bereich ist Behavioural Finance. Dabei durchsuchen die Maschinen von 42.cx öffentlich zugängliche Informationen, um „Opinion Clouds“, also aktuelle Stimmungsbilder der Finanzmärkte, zu erstellen. Damit lassen sich dann laut Mattes die richtigen Schlussfolgerungen für Transaktionen an den Finanzmärkten ziehen. „Diese Stimmungsbilder korrelieren stark mit Kursentwicklungen – zumindest kurzfristigen.“

Der Rechner steht in Monaco und ist vor allem für grosse Investoren, etwa Banken oder Versicherungen, konzipiert. Doch die von 42.cx entwickelte Technologie soll auch kleineren Privatinvestoren als Smartphone-App zur Verfügung gestellt werden. Der Name? „gAIn“. Daniel Mattes scheint kreative Namen zu mögen.

Dieser Artikel ist in unserer März-Ausgabe „KI“ erschienen.

Klaus Fiala,
Chefredakteur

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