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Kürzlich übernahm Valérie Mucedero die Direktion der Privatklinik Bethanien – und damit das nach eigenen Angaben «letzte echte Privatspital in Zürich». Mucedero möchte das Haus nicht nur (noch) bekannter machen, sondern es auch um ein wichtiges neues Fachgebiet ergänzen: Longevity. Ein Fokus liegt dabei auf Check-up-Untersuchungen für Manager und Executives.
Als wir an einem Freitagnachmittag in der Privatklinik Bethanien eintreffen, hat Valérie Mucedero bereits einen aufschlussreichen Vormittag hinter sich: Die neue Direktorin ist dabei, das Haus in allen Bereichen kennenzulernen – an diesem Vormittag stand eine Hospitation auf dem Programm. «Ich schaue aktuell viele Abteilungen an – heute das Herzkatheterlabor, gestern die Küche», sagt Mucedero. Seit Juli 2025 führt die Schweizerin das Krankenhaus, das es bereits seit über 110 Jahren am Standort gibt.
Der Anspruch ist hoch: Das Bethanien will «die» Privatklinik in Zürich sein, eine Institution, die sich bewusst von öffentlichen Spitälern und halb privaten Mischformen unterscheidet. «Wir sind das letzte echte Privatspital in der Stadt Zürich», sagt Mucedero. Keine kantonalen Leistungsaufträge, keine staatlichen Subventionen – die Privatklinik Bethanien ist auf sich selbst gestellt. Damit steht viel auf dem Spiel: wirtschaftliche Unabhängigkeit, medizinische Top-Qualität – aber auch eine hohe Bekanntheit, die Mucedero aber weiter steigern möchte. «Manche Zürcherinnen und Zürcher kennen unser Behandlungsspektrum noch nicht im vollen Umfang», sagt sie. «Das wollen wir ändern.»
Dass Mucedero an der Spitze der Privatklinik steht, ist das Ergebnis einer Karriere, die seit Beginn der Gesundheit gewidmet ist. Sie studierte Pflegewissenschaften im Bachelor und arbeitete am Universitätsspital Zürich. 2015 wechselte sie ans ifa Institut für Arbeitsmedizin und absolvierte berufsbegleitend ihren Master of Science. 2024 übernahm sie die Leitung der Privatklinik Villa im Park, die wie die Privatklinik Bethanien zum Swiss Medical Network gehört, einer Gruppe mit 21 Spitälern und über 70 Zentren in der ganzen Schweiz.

Vor allem mit der Thematik der Gesundheitsförderung beschäftigte Mucedero sich umfassend. Dabei lernte sie, wie Gesundheit in Unternehmen gedacht wird, wie Manager mit Stress und der Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden umgehen; welche Strukturen Menschen krank oder gesund machen. «Dort habe ich gesehen, wie sehr Resilienz und Leadership letztlich zusammenhängen», erzählt sie.
Für die Patienten will Mucedero künftig mehr bieten als die reine Behandlung von Krankheiten. Ein Trend dominiert die Diskussion: Longevity. «Gesundheit ist heute nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist ein aktiver Prozess – mit Prävention als wichtigem Bestandteil zum Gesundbleiben», sagt sie. Deshalb bietet die Privatklinik Bethanien Check-ups für Privatpersonen und insbesondere für Executives an: Unternehmen schicken ihre Manager für einen halben oder ganzen Tag in die Klinik; sie werden persönlich und diskret betreut, vom Blutbild bis zum kardiovaskulären Screening umfassend untersucht und nehmen eine klare Roadmap für ihre Gesundheit mit. Mucedero: «Ein umfassender Check-up ist eine der effektivsten Möglichkeiten, Risiken frühzeitig einschätzen zu lassen.»
Die Privatklinik Bethanien profitiert dabei davon, fast 30 Fachgebiete unter einem Dach zu vereinen, mit kurzen Wegen und einer ausgeprägten interdisziplinären Zusammenarbeit. Zudem führt sie eine Kooperation mit der US-amerikanischen Mayo Clinic, die als Vorreiterin in der Präventivmedizin gilt und oft als bestes Spital der Welt bezeichnet wird. Dieses Know-how und die Exzellenz sind für Mucedero wichtig. Sie weiss, dass Longevity auch ein Marketingbegriff ist, der Coaches und Selbstoptimierer anzieht: «Wenn es um medizinische Fragen geht, muss man zu Ärzten gehen. Alles andere ist Spielerei.»
Trotz 350 Mitarbeitenden und 400 Belegärzten ist es hier familiär. Das habe ich so nicht erwartet.
Valérie Mucedero
Es ist der Blick von oben, die Metaperspektive, die bis heute Mucederos Führungsstil prägt. Jetzt leitet sie ein Haus, das in gewisser Weise alles vereint: die Grösse eines universitären Spitals und den individuellen Anspruch der Privatmedizin. Ihr ist wichtig, Exzellenz zu fordern und sie selbst vorzuleben – gleichzeitig soll der familiäre Charakter des Hauses erhalten bleiben. «Trotz 350 Mitarbeitenden und 400 Belegärzten ist es hier familiär. Das habe ich so nicht erwartet», sagt Mucedero. Ein Beispiel? Sie ist mit allen Mitarbeitenden per du: «Ich biete allen das Du an – das schafft Nähe und ein anderes Miteinander.»
Wer das Krankenhaus besucht, merkt, dass die Privatklinik Bethanien bereits an der Zukunft baut. Der Dachstock wird zur Privatabteilung umgebaut, grössere Bauprojekte sind geplant. Eine Radiotherapie soll dazukommen, andere Fachdisziplinen werden ausgeweitet. «Wir wollen uns vergrössern, baulich und inhaltlich», sagt Mucedero. Dabei bleibt die Positionierung klar: Exzellenzmedizin mit erfahrenen Belegärzten, alle mindestens Oberarztniveau, keine Assistenzärzte. Mucedero: «Unsere Patienten werden von Beginn an von sehr erfahrenen Ärzten begleitet. Es gibt keine Schnittstelle, an der Erfahrung fehlt.»
Der Markt ist hart umkämpft – in Zürich drängen sich die Universitäts- und Privatkliniken, hinzu kommt der globale Trend internationaler Patienten. Die Privatklinik Bethanien bedient sie über den hauseigenen Genolier Patient Service. Die Entwicklung ist klar: Zürich ist nicht nur ein regionales, sondern auch globales Ziel für Medizinreisende.
Wer über die Privatklinik Bethanien spricht, landet schnell bei den Technologien, die den Alltag des Spitals prägen: Roboterchirurgie, KI-gestützte Radiologie, 3D-Modelle für die digitale Darstellung der Herzgefässe im Herzkatheterlabor. Die Klinik will vorne mitspielen: «KI steckt in der Medizin noch in den Kinderschuhen, aber das Thema wird explodieren. Wir wollen den Einsatz neuer Technologien früh mitgestalten», so Mucedero. Doch Technik allein reicht nicht für eine hochstehende Medizin – es braucht immer auch qualifizierte Mitarbeitende, die sie bedienen und weiterentwickeln. Der Fachkräftemangel ist Realität, doch sie weigert sich, den Begriff zu inflationieren. Die Verantwortung für ein motivierendes Arbeitsumfeld liegt auch beim Arbeitgeber: «Wir möchten zusammen als Team etwas bewegen. Fachlichkeit kann man entwickeln, aber den nötigen Drive nicht», so die Direktorin.
Am Ende des Gesprächs ist klar, dass Valérie Mucedero ambitioniert an ihre Aufgabe herangeht. Sie möchte die Privatklinik Bethanien bekannter machen, die Klinik baulich und fachlich ausbauen, Prävention und Longevity etablieren und dabei den familiären Geist bewahren.
Und ihr persönliches Rezept für Resilienz? «Für mich ganz klar Bewegung – auch nach langen Tagen gehe ich noch eine kleine Runde laufen, Schritt für Schritt, am liebsten im Wald. Das ist für mich der wichtigste Ausgleich.» Vielleicht ist es genau diese Mischung – Hightech und Einfachheit, Strategie und Menschlichkeit –, die erklärt, warum die Privatklinik Bethanien mit ihrer neuen Direktorin mehr ist als ein Zürcher Traditionshaus. Denn der wahre Luxus heisst mittlerweile Gesundheit. •
Weiterführende Informationen zu den Check-up-Programmen für Manager und Executives finden Sie hier:

Fotos: Mara Truog