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Exotisch naschen kann man in Österreich dank Sunit Jairath seit 2019. Wie er nach Umwegen durch die Reise-, Mode- und Gastro-Industrie zu einem der wichtigsten österreichischen Importeure für internationale Süssigkeiten und Snacks geworden ist, erzählt er im Gespräch.
Ihr Unternehmertum hat ja bereits vor Snack Shop gestartet, als Sie 2008 das Reisebüro Deluxe Travel Europe gegründet haben. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Sunit Jairath: Meine Eltern sind vor meiner Geburt aus Uganda und Indien nach Österreich geflohen, haben sich hier kennengelernt und zusammen ein Schmuck- und Modegeschäft eröffnet. Der Handel und die Wirtschaft wurden mir also quasi in die Wiege gelegt. Ich habe nach meiner Schulzeit im Ausland studiert; nach meinem Studium habe ich mich dann gleich selbstständig gemacht und gemeinsam mit einem Bekannten Deluxe Travel Europe gegründet. Unser Ziel war es, als einer der Ersten in Österreich und Europa Weltraumflüge anzubieten. Das war bereits damals ein Prestigeprojekt und ich hatte damit quasi meine ersten „15 Minutes of Fame“. 2008 konnte kaum jemand glauben, dass man für 200.000 US-$ als Tourist in den Weltraum fliegen kann – wir haben es möglich gemacht. Im Anschluss bin ich dann ins Mode-business gegangen und habe diverse Pop-up-Stores sowie S.Oliver- und Tom-Tailor-Franchises betrieben. Einer dieser Stores war auch „Glam-Rock“. Im Zuge dessen wurde ich auch im Immobiliengeschäft tätig und vermietete und verpachtete einige Geschäftslokale auf der Mariahilfer Strasse.
Heute sind Sie neben Ihrem Hauptprojekt Snack Shop auch Besitzer der Indian-Food-Kette Madame Curry in Wien. Was war Ihre Intention hinter dieser gastronomischen Unternehmung?
Vor Madame Curry kam noch eine Art „Fast Indian Cuisine Bistro“ namens Curry Express. Dieses Projekt habe ich zusammen mit meinem Vater betrieben, der als gebürtiger Inder die Connections zu den indischen Köchen hatte. 2016 habe ich dann zufällig gehört, wie sich zwei österreichische Jugendliche über das Menü eines indischen Lokals unterhielten und sich dabei über die Schärfen der Speisen beschwerten. Hier in Österreich ist leider die Meinung weitverbreitet, dass indisches Essen immer scharf sein muss, dabei stimmt das gar nicht: Auch in Indien gibt es traditionelle Speisen, die mild gewürzt sind. Ich wollte Curry Express also verändern, und so fiel mir ein neues Konzept, jenes für Madame Curry, ein. Hier habe ich mehrere Ideen miteinander kombiniert: Zum einen können sich bei Madame Curry unsere Gäste ihre Speisen selbst zusammenstellen – sie wählen eine Basis, eine Sauce, ihr Gemüse und ihre Proteinquelle selbst aus. Zum anderen sind viele Speisen mild gewürzt, sodass sie jeder geniessen kann. Bei Madame Curry kann man sich zudem nicht nur aussuchen, was man isst, sondern man kann auch bei der Zubereitung der Speisen zusehen.
Snack Shop ist dann wieder etwas anderes. Sie haben seit 2019 über 20 Geschäfte – davon 14 Snack Shops mit einem Team von 70 Mitarbeitern – und einen achtstelligen Umsatz in Österreich und Deutschland aufbauen können. Was ist das Besondere an Snack Shop?
Ich bin innerlich ein Kind und war eigentlich seit jeher ein grosser Fan von amerikanischen Süssigkeiten. Ich wollte immer alles probieren und war begeistert von der Auswahl der Snacks, die es im Ausland gibt. So bin ich dann bei Snack Shop eingestiegen und habe die Firma nach und nach übernommen. Die Produkte, die im Snack Shop verkauft werden, sind sogenannte Fast Moving Consumer Goods – das bedeutet, es muss viel verkauft werden, damit es sich rentiert. Ausserdem haben die Produkte einen langen Weg bis nach Österreich hinter sich, und es gibt mit der Verzollung und den hohen Versandkosten viele zusätzliche „Add on Costs“. Letztendlich muss der Preis trotzdem stimmen, damit sie leistbar sind. Ausserdem setzten wir Trends in Österreich und Deutschland, indem wir aussergewöhnliche Produkte importieren und verkaufen.
Was ist das Erfolgskonzept, das hinter dem schnellen und sehr erfolgreichen Wachstum steht, das ihr in den letzten Jahren geschafft habt?
Das Geschäft ist wie erwähnt sehr trendabhängig. Gleichzeitig werden Kommunikationswege von Trends und Innovationen kürzer, daher sind wir auf Tiktok sehr aktiv unterwegs. Als ich Snack Shop übernahm, hatte der Account 2000 Abonnenten, heute verfolgen fast 170.000 Menschen täglich unseren Content. Daher finden Produktlaunches und Ankündigungen bei uns auch immer über Tiktok statt. Viele Kunden lernen Snack Shop über Social-Media-Plattformen kennen und kommen, weil sie die Produkte kosten wollen, die sie online entdeckt haben. Wir verkaufen vor allem Snacks und Süssigkeiten, die es vor Snack Shop in Österreich nicht zu kaufen gab und die total kreative und ausgefallene Geschmacksrichtungen haben. Takis zum Beispiel sind hier sehr beliebt – kein Wunder, da es kaum heimische Produkte gibt, die man mit Takis vergleichen kann.
Welche Auswirkungen hatten Krisen wie Corona und steigende Inflation auf Ihr Geschäft?
Vor allem die Inflation merkt man auch am eigenen Leib – die Leute haben weniger Geld und können daher auch weniger ausgeben. Gleichzeitig werden im Handel überall die Preise erhöht. Somit stand ich vor der Entscheidung, ob ich auch mit den Preisen nach oben gehe oder nicht. Wir haben beschlossen, das Gegenteil zu machen, und haben die Preise nicht erhöht, um den Preis-Gap zwischen internationalen und heimischen Produkten zu verringern. Das war ein grosses Risiko, aber es ist schlussendlich aufgegangen. Wenn beispielsweise ein Cherry Cola fast gleich viel kostet wie ein normales Coca-Cola, dann gewinnt die Neugier und unsere Kunden probieren neue Geschmacksrichtungen, weil der Preisunterschied so gering ist. Durch diese vielleicht ungewöhnliche Preisgestaltung und unsere Onlinepräsenz konnten wir grosse Erfolge bei den Verkaufszahlen feiern.
Wie sehen Ihre Expandierungswünsche aus? Was passiert mit Snack Shop in den nächsten Jahren?
Wir haben bereits zwei Filialen in Köln eröffnet, doch unsere Deutschland-Expansion ist noch lange nicht abgeschlossen. Grundsätzlich sehe ich in Deutschland viel Potenzial, auch wenn der Markt sich vom heimischen sehr unterscheidet – denn obwohl sich Österreich und Deutschland in vielerlei Hinsicht ähnlich sind, gibt es im Kaufverhalten doch grosse Diskrepanzen. Auch in Österreich werden wir noch weiter wachsen. Neuerdings werden unsere Produkte auf sogenannten Snack-Shop-Displays, auch in heimischen Supermärkten, verkauft. Ausserdem will ich auch weiterhin so auf die Kundenwünsche eingehen wie bisher. Denn selbst wenn unser Sortiment mittlerweile durchaus umfangreich ist, kommen immer noch Kunden, denen Dinge auffallen, die wir nicht haben. Dann setzen wir uns natürlich dahinter und versuchen, alles zu bestellen. Das Geschäft ist sehr trendabhängig und daher will ich auch in der Zukunft immer am Ball bleiben und versuchen, jedem Menschen in Österreich die Möglichkeit zu geben, internationale Snacks zu probieren. Denn: Das Potenzial ist auf jeden Fall da.
Snack Shop gibt es seit 2019. Mittlerweile hat sich Sunit Jairath über 20 Geschäfte, davon 14 Snack Shops mit einem Team von 70 Mitarbeitern, und einen achtstelligen Umsatz in Österreich und Deutschland aufbauen können.
Fotos: Julia Rotter