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Der Schönheitschirurg Dr. Dani Lutfi ist spezialisiert auf Körperformungen und Brustvergrösserungen mit Eigenfett. Das Ergebnis solcher Eingriffe sieht natürlicher aus als Vergrösserungen mit Implantaten und schafft einen Look, auf den Dr. Lutfi und seine Patientinnen Wert legen. Doch die Schönheitschirurgie gerät immer wieder unter Druck, besonders weil sich immer mehr junge Menschen unters Messer legen. Selbst Dr. Lutfi sieht den Trend als problematisch an, weshalb er mit seinen Patienten besonders vorsichtig ist.
Die Schönheitschirurgie entstand etwa 600 v. Chr. zunächst mit Rekonstruktionen von Nasendefekten nach Verstümmelungen. Im Lauf der Zeit erlernten Mediziner die Vielzahl der rekonstruktiven Möglichkeiten, um das natürlich Schöne wiederherzustellen; in jüngerer Vergangenheit verfeinerten Chirurgen die Methoden und Instrumente und ein neues Feld bildete sich: Die ästhetische Chirurgie verfolgt formverändernde Eingriffe am Körper, für die es häufig keine medizinische Indikation gibt.
Der Markt dafür boomt: 2022 wurden laut dem Branchenverband International Society of Aesthetic Plastic Surgery weltweit über 33 Millionen Eingriffe durchgeführt. Das sind 40 % mehr als vier Jahre zuvor. In den USA ist die Anzahl der kosmetischen Gesichtsoperationen zwischen 2019 und 2022 um 18 % gestiegen; Botox-Einspritzungen sind um 73 % häufiger. Besonders junge Menschen treiben die Nachfrage.
Dr. Dani Lutfi profitiert von diesem Trend, schliesslich führt er solche Operationen und Behandlungen durch. Trotzdem beunruhigen den Schönheitschirurgen manche der Entwicklungen: „Soziale Medien suggerieren, dass alle Menschen diesem Schönheitsideal entsprechen. Viele junge Frauen denken, sie müssen einen ‚perfekten‘ Körper haben.“
Der Arzt führt das gesamte Spektrum der plastischen Chirurgie durch, sein Schwerpunkt liegt jedoch auf Körperformungen und Brustvergrösserungen mit Eigenfett. Für die Körperformung saugt der Arzt gezielt Fett von bestimmten Regionen des Körpers ab und lässt es an anderen stehen. Er kreiert somit neue Formen und fügt das abgenommene Fett etwa wieder den Brüsten hinzu. Das Resultat sieht natürlicher aus als bei einer Vergrösserung mit Implantaten, zusätzlich können Körperregionen wie der Bauch athletischer wirken. Je nach Anatomie des Patienten kostet die Operation zwischen 6.500 und 9.500 €.
Seine meisten Patienten sind Frauen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren, die ein hohes Bewusstsein darüber haben, was sie mit ihrem Körper tun. „Das sind meistens Damen“, so Lutfi, „die sehr sportlich sind, sich sehr gut ernähren, ihrem Körper keine Fremdstoffe geben wollen. Aber sie wünschen sich dennoch eine gezielte Veränderung; vielleicht ein bisschen mehr Dekolleté, eine kleine Vergrösserung von einem halben bis zu einem Körbchen.“
In Österreich besagt das Gesetz zu ästhetischen Operationen, dass zwischen der Erstberatung und der Schönheitsoperation mindestens zwei Wochen liegen müssen. Da die Wartezeiten für einen freien Operationstermin Wochen bis Monate betragen, ist das laut Dr. Lutfi kein Problem. Trotzdem geht er auf Nummer sicher: Er ist sich bewusst, dass soziale Medien das Selbstbild mancher Frauen verzerren. Mit allen seinen Patienten führt er ein ausführliches Beratungsgespräch. Dabei „geht es an erster Stelle darum, zu erfahren, warum sich die Patientin der Operation unterziehen möchte“, so Dr. Lutfi. „Viele junge Frauen glauben, sie müssen einem gewissen Look entsprechen. Beim Beratungsgespräch versuche ich herauszufinden, ob dieser Wunsch bereits seit Jahren besteht oder ob er aufgrund eines Reels oder eines TikTok-Videos aufgekommen ist.“ Nicht alle Patienten nimmt der Arzt an.
Dr. Lutfi wurde die Medizin in die Wiege gelegt, bereits sein Vater war Chefarzt für Chirurgie. „Für meinen Vater war und ist die Medizin die grosse Leidenschaft“, erzählt Dr. Lutfi. „Für uns in der Familie war er ein riesiges Vorbild. Zu sehen, wie jemand so viel Energie und Liebe in die Fürsorge und das Wohl seiner Patienten steckt, war für mich als Kind bewundernswert.“ Für Dr. Lutfi war deshalb immer schon klar: Er will auch in die Medizin. Dass er plastischer Chirurg werden möchte, wurde ihm während seines Medizinstudiums klar: „Das ist von allen operativen Disziplinen das grossartigste und spannendste Fach, was die Techniken und Möglichkeiten angeht“, begründet Dr. Lutfi die Entscheidung. Einige Zeit überlegte er auch, Kinderchirurg zu werden. Er entschied sich aber dagegen – für ästhetische Chirurgen sei es leichter, eine eigene Praxis zu eröffnen, „um nicht auf ein Spital angewiesen zu sein“. Dieser Wunsch nach Selbstständigkeit stammt auch von Dr. Lutfis Vater: „Ich habe viele Arbeitsweisen von meinem Vater übernommen, aber ich möchte mir meine Arbeitszeit selbst einteilen können. So versuche ich, den Spagat zwischen steigenden Patientenzahlen und Zeit mit der Familie optimal zu gestalten. Die plastische Chirurgie ist eine wundervolle und erfüllende Arbeit, aber die Zeit mit meiner Familie soll dabei nicht zu kurz kommen.“
2019, ein Jahr nachdem Dr. Lutfi seine Facharztausbildung zum Plastischen Chirurgen abgeschlossen hatte, machte er sich selbstständig. Er eröffnete seine eigene Ordination, arbeitete aber gleichzeitig im Wiener AKH in der Klinik für Frauenheilkunde. Dort lag sein Schwerpunkt auf Brustrekonstruktionen. Doch das private Geschäft wuchs – und, so Dr. Lutfi, „mir wurde das ein bisschen zu viel, da wir sehr viele Anfragen aus dem gesamten DACH-Raum erhalten.“ Er kündigte seine Arbeit im AKH und konzentrierte sich ausschliesslich auf das private Geschäft. Heute leitet Dr. Lutfi ein Team von zehn Personen an seinen beiden Standorten Wien und Passau.
In Wien ist er Leiter der Plastischen Chirurgie des Ambulatoriums Auersperg, der Wahlarztordination Santé Femme, in Passau repräsentiert er zusammen mit einem weiteren Kollegen die Praxis Ästhetik & Gesundheit im Stadtturm. Doch schon 2025 könnte er umziehen. Dr. Lutfi: „Wir erreichen in Wien langsam die Grenzen der Kapazität. Um mehr Beratungen und Operationen anbieten zu können, möchte ich in meine eigene, grössere Praxis expandieren.“
Foto: Gianmaria Gava