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Die Transformation unserer Städte zu Smart Cities ist eine der grossen Herausforderungen dieses Jahrzehnts – und auch eine der grossen Investitionschancen. Clevere Anleger können sich dabei ein Stück vom Kuchen abschneiden.
Wer „grün“ sagt, muss auch „smart“ sagen – denn der Green Deal der Europäischen Union setzt auch den Einsatz von Unmengen von Gehirnschmalz voraus. Das gilt auch und besonders für Smart Cities: Die intelligenten Städte sollen durch die Verwendung von digitaler Informationstechnologie nicht nur die Services seitens der Behörden verbessern, Kosten senken und Ressourcen sparen, sondern auch das Leben der Bewohner vereinfachen, etwa bei Behördengängen und der Interaktion mit Staatsangestellten.
Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld der Smart City betrifft die Regelung der Infrastruktur: Durch automatische Steuerung soll zukünftig etwa der Verkehr intelligenter und damit effizienter durch die Städte geleitet werden. Nach diesem Vorbild sollen auch die Wasser- und Energieversorgung, der öffentliche Nahverkehr oder die Abfallbeseitigung gestaltet werden.
Seit 2019 misst der Smart-City-Index (siehe Grafik) die Fortschritte einzelner Grosskommunen auf diesem Sektor rund um den Globus. Dabei zeigt sich: Von den aktuellen Top 20 sind 17 schon seit dem Start des Rankings an Bord. Sechs davon, nämlich Zürich, Oslo, Singapur, Peking, Seoul und Hongkong, zeichnen sich durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung aus.
Von den aktuellen Spitzenreitern liegen übrigens alle ausser Abu Dhabi und Dubai in Europa oder im asiatisch-pazifischen Raum – und keine einzige in Nordamerika. Zwölf von ihnen sind entweder Hauptstädte (wie Oslo oder Canberra) oder Wirtschaftsmetropolen wie Zürich oder Dubai.
Die Transformation zu Smart Cities bringt einen enormen Einsatz von Technik mit sich – und vor allem eine regelrechte Datenflut, die sich nicht nur auf den IoT-Bereich (Internet of Things) beschränkt. IoT in Smart Cities ist die Anwendung intelligenter Technologie und vernetzter Geräte, um Echtzeitdaten der externen Umgebung in der gesamten Stadt zu gewinnen. Die zunehmende Urbanisierung und der steigende Bedarf an effizienter Infrastruktur in Metropolen dürften das Marktwachstum ankurbeln.
Darüber hinaus wird der wachsende Bedarf an energieeffizientem Ressourcen-, Abfall- und Verkehrsmanagement sowie ebensolcher öffentlicher Sicherheit die Nachfrage nach IoT in intelligenten Städten steigern. So konnte etwa die südkoreanische Hauptstadt Seoul im Jahr 2017 durch die Implementierung einer intelligenten Abfallmanagementlösung ihre Müllabfuhrkosten um gewaltige 83 % senken. Somit zeigt sich auch in diesem Segment das beachtliche Marktpotenzial des Smart-City-Trends: Die globale IoT-Marktgrösse in Smart Cities belief sich noch im Jahr 2020 auf 110,56 Mrd. US-$ und soll auf gewaltige 582,38 Mrd. US-$ im Jahr 2028 wachsen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 23,3 % im Prognosezeitraum entspricht.
Im erwähnten Bereich des Citymanagements ist das US-Unternehmen Itron – 1977 von einer kleinen Gruppe innovativer Ingenieure gegründet, die effizientere Methoden zum Ablesen von Zählern in Hauser Lake, Idaho, entwickelten – federführend. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Liberty Lake im US-Bundesstaat Washington entwickelt heute innovative Wege für Versorgungsunternehmen und Städte zur Verwaltung von Energie und Wasser und ist globaler Marktführer mit Kunden in über 100 Ländern.
Itron liefert beste Zahlen:
So stieg der Umsatz im zweiten Quartal 2024 um 13 % auf 609 Mio. US-$; das bereinigte EBITDA ist um 56 % auf 77 Mio. US-$ gewachsen. Der Bruttogewinn kletterte um 21 % nach oben und liegt nun bei 210 Mio. US-$, was netto 51 Mio. bringt.
Börsianer sind von Itron begeistert – kein Wunder, denn der Aktienkurs stieg während der letzten zwölf Monate um saftige 62 %. Er lag zum Redaktionsschluss bei mehr als 102 US-$; von zehn Analysten sind acht bullish und zwei neutral.
Auch die Experten von Zacks Investment Research stellen Itron ein gutes Zeugnis aus: Die langfristige Gewinnwachstumsrate soll bei 26 % liegen; die Aktie liegt drei Prozent unter dem Durchschnittskurs der Mitbewerber. Und: Das Itron-Papier hält derzeit rund 10 % unter dem 52-Wochen-Hoch von 113,07 US-$, das am 1. August 2024 erreicht wurde – das lässt noch Luft nach oben.
Für die Transformation unserer Städte müssen wie erwähnt riesige Datenmengen verarbeitet werden – und hier kommt Cisco ins Spiel. Das Unternehmen mit Hauptsitz in San Jose, Kalifornien, entwickelt, produziert und vertreibt Netzwerkhardware und -software, Telekommunikationsgeräte sowie andere Hochtechnologiedienste und -produkte.
Cisco ist auf bestimmte Technologiemärkte – zum Beispiel das Internet der Dinge, Domänensicherheit, Videokonferenzen und Energiemanagement – spezialisiert. Das 1984 in San Francisco gegründete Unternehmen („Cisco“ ist ein Slangausdruck für die Stadt) zählt zu den Basisinvestments im Bereich Smart Cities. Mit weltweit rund 90.000 Mitarbeitern machte Cisco heuer schon knapp 84 Mrd. US-$ Umsatz und erreichte ein Betriebsergebnis von 12,18 Mrd. US-$. Das Unternehmen gilt als Titan in der Netzwerkbranche, gestützt durch seinen enormen Marktanteil und seinen guten Ruf. In den letzten drei Monaten legte die Aktie um 4,9 % zu und übertraf damit den Rückgang des Nasdaq Composite, der im gleichen Zeitraum um 2,8 % fiel. Der Aktienkurs klopfte zuletzt an der 50-US-$-Marke an – die Analysten der HSBC haben das Rating für das Cisco-Papier von „Halten“ auf „Kaufen“ (mit einem Kursziel von 58 US-$) hochgestuft.
Noch deutlich mehr Gewicht als Cisco hat die deutsche Siemens, die bei Smart Cities ebenfalls zu den Basisinvestments zählt – allerdings mit einer deutlich längeren Geschichte als die Amerikaner. Der Mischkonzern wurde 1847 in Berlin als Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske gegründet und verfügt heute über 320.000 Mitarbeiter rund um den Globus, die im Vorjahr 77,8 Mrd. € Umsatz erwirtschafteten. Automatisierung und Digitalisierung in der Industrie, Infrastruktur für Gebäude, dezentrale Energiesysteme, Mobilitätslösungen für den Schienen- und Strassenverkehr sowie Medizintechnik sind die Metiers der Siemensianer. 164 € kostete eine Aktie des Unternehmens zu Redaktionsschluss; während der letzten fünf Jahre hat das Papier um rund 70 % an Kurswert dazugewonnen.
Finanzexperten heben den Daumen bei den Deutschen: So hat die US-Bank JP Morgan Siemens mit einem Kursziel von 215 € auf „Overweight“ belassen. Das lässt einen Gewinn von 31 % im Vergleich zum aktuellen Kurs erhoffen.
Im Kern positiv gestimmt ist auch Goldman Sachs: Dort hat man zwar das Kursziel für Siemens von 217 auf 211 € gesenkt, aber die Einstufung weiter auf „Buy“ gesetzt. Analystin Daniela Costa nahm in einer Studie Anpassungen an ihren Schätzungen vor, hält mit Blick auf den Rest des Kalenderjahrs aber an ihrer Kaufempfehlung für den Industriekonzern fest: Der eingepreiste Abschlag in der Siemens-Aktie reflektiere so bereits überproportional die gedämpften Perspektiven in China und für den Bereich Digital Industries.
Illustration, Infografiken: Marlene Zumpf