Kugels Statement zur aktuellen Situation:

„Zu Beginn jeder Krise herrscht erst einmal Chaos – denn die Situation ist unsicher. Alle Schwachstellen und Probleme, die zuvor klein waren, werden plötzlich unübersehbar. Und so viel man sie auch zu verstecken versucht – Manager müssen gerade in Krisensituationen handeln. Leadership in der Krise bedeutet, den ganzheitlichen Überblick zu haben. Krisen sind nie eindimensional, sie müssen von verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Und das kann niemand alleine überblicken: Man muss ein Team zusammenstellen, das diese unterschiedlichen Perspektiven mitbringt. Meist mangelt es jedoch an dieser Diversität an der Führungsspitze – dann muss ein derartiges Team schnell erweitert werden, denn nur so können die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Leadership in der Krise bedeutet aber auch, die schwierige Situation klar zu benennen, nichts zu beschönigen, die Richtung vorzugeben und vor allem keine Panik zu schüren. Die Aufgaben müssen klar und transparent vergeben werden. Und: Das Leadership-Team, das die Krise aus verschiedenen Blickwinkeln sieht, darf nicht operativ am Krisenmanagement beteiligt sein. Denn sonst läuft man Gefahr, den Überblick zu verlieren. Leadership bedeutet in Situationen wie diesen, nicht das eigene Ego an erster Stelle stehen zu haben, sondern die Bedürfnisse und Herausforderungen der Organisation. Führung in der Krise verlangt oft andere Fähigkeiten als Führung zu guten Zeiten. Meist werden Themen wie Empathie, Agilität, Resilienz und vernetztes Arbeiten als „nice to have“ abgetan. Aber in der Krise sind genau diese Fähigkeiten lebenswichtig.“

Janina Kugel
... ist Aufsichtsrätin, Advisor, Speaker und ehemalige CHRO bei Siemens, bei der sie für 385.000 Mitarbeiter weltweit verantwortlich war. Kugel studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Mainz und Verona.

Janina Kugel zierte das Cover unserer November-Ausgabe 2018 „Europa“. Hier geht es zur Coverstory.