Boeing unter Druck

Absturz einer 787 belastet Kurs, Airshow und Auftragslage

Der Absturz einer Boeing 787‑8 der Air India am 12. Juni 2025 hat unmittelbare wirtschaftliche Folgen für den US-Flugzeughersteller Boeing. Die Maschine stürzte wenige Minuten nach dem Start in Ahmedabad ab. Von 242 Personen an Bord überlebte eine. Es war der erste tödliche Unfall eines Dreamliners seit dessen Indienststellung im Jahr 2011.

In der Folge verlor die Boeing-Aktie innerhalb eines Handelstags bis zu 8 % an Wert. Das entspricht einem vorübergehenden Verlust von rund 7 Mrd. US-$ an Marktkapitalisierung. Der Kurs pendelte sich zuletzt bei rund 200 US-$ ein. Auch Zulieferer wie GE Aerospace und Spirit AeroSystems verzeichneten Kursverluste.

Die indische Luftfahrtbehörde DGCA ordnete technische Überprüfungen aller in Indien eingesetzten 787-Modelle an. Weitere Regulierungsbehörden, darunter die US-amerikanische FAA, prüfen laut Medienberichten eine Ausweitung der laufenden Inspektionsmassnahmen. Boeing kündigte an, mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten. Die Black Boxes wurden geborgen, eine offizielle Unfallursache liegt noch nicht vor.

Parallel zu den Ermittlungen geriet das Unternehmen in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit. Auftritte von Boeing-Manager:innen auf der Paris Air Show wurden abgesagt. Erwartete Vertragsabschlüsse wurden verschoben. Die Messe gilt als zentrales Schaufenster für Aufträge im Luftfahrtsektor.

Boeing steht seit mehreren Jahren unter verstärkter Beobachtung. Die beiden Abstürze von 737‑MAX-Maschinen 2018 und 2019 führten zu weltweiten Flugverboten. Auch beim Dreamliner-Modell 787 gab es zuletzt mehrfach Hinweise auf Produktionsmängel, darunter Materialspannungen im Rumpf, unsaubere Verkabelungen und Qualitätsprobleme bei der Montage. Whistleblower-Berichte sowie Verfahren gegen Führungskräfte erhöhen den Druck auf das Unternehmen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der 787-Reihe für Boeing ist erheblich. Bisher wurden laut Unternehmensangaben 1.119 Flugzeuge dieses Typs ausgeliefert. Der Auftragsbestand lag zuletzt bei 948 Einheiten. Der Entwicklungsaufwand für das Programm betrug rund 32 Mrd. US-$. In den vergangenen Jahren verbuchte Boeing im Dreamliner-Segment hohe Verlustzahlen und musste Auslieferungen zeitweise aussetzen.

Die laufende Untersuchung des Vorfalls in Indien sowie die Reaktion der internationalen Luftfahrtbehörden werden über die mittelfristige Auftragslage entscheiden. Analyst:innen gehen davon aus, dass ein sicherheitsbedingter Vertrauensverlust die Erholung des Unternehmens verzögern könnte.

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