Boar's Head in der Krise: Listerienausbruch und interner Streit gefährden das Deli-Fleisch-Imperium

Ein tödlicher Listerienausbruch, eine Werkschliessung und ein erbitterter Streit zwischen den Gründungfamilien haben das milliardenschwere Deli-Fleisch-Imperium Boar's Head in Gefahr gebracht.

Die Rückrufaktion von mehr als 7 Millionen Pfund vorgefertigter Fleischprodukte, die mit dem Werk in Jarratt, Virginia, in Verbindung steht, hat zu einem besorgniserregenden Schweigen der Unternehmensführung geführt. Während die Zahl der Todesfälle aufgrund des Ausbruchs mittlerweile auf mindestens 10 gestiegen ist und fast 60 Menschen in 19 Bundesstaaten hospitalisiert wurden, stehen die Familien Brunckhorst und Bischoff, die Boar's Head besitzen, in der Kritik. Statt sich der Situation zu stellen, sind sie mit internen Rechtsstreitigkeiten beschäftigt.

Die Brunckhorsts und die Bischoffs streiten seit 2021 über das Eigentum an dem Unternehmen. Die durch die Rückrufaktion drohenden zivilrechtlichen Klagen und mögliche strafrechtliche Ermittlungen könnten Boar's Head hunderte Millionen US-$ kosten. Der Anwalt Bill Marler, der bereits Klage gegen das Unternehmen eingereicht hat, äussert, dass diese Vorfälle „vollständig vermeidbar“ gewesen wären.

Boar's Head, einst ein florierendes Unternehmen mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1,3 Mrd. US-$, könnte vor dem finanziellen Ruin stehen. Die Unternehmensstruktur ist durch eine Vielzahl von Treuhandverträgen kompliziert, und der Streit um Anteile von Barbara Brunckhorst, die 2020 starb, hat die rechtlichen Auseinandersetzungen weiter angeheizt.

Die Rückrufaktion betrifft sämtliche Produkte aus dem Werk, darunter Bolognese, Schinken, Würstchen und Speck. Boar's Head hat auch die Produktion von Leberwurst eingestellt, einem Produkt, das besonders bei älteren Kunden beliebt ist und eine Risikogruppe für Listerien darstellt.

„Es ist nicht so, dass sie sich die Verbesserung der Anlagen nicht leisten könnten“, sagt Marler. „Es gab einfach niemanden, der sich darum gekümmert hat, denn jede dieser USDA-Verletzungen hätte zur Schliessung des Werks führen müssen.“

Die jüngsten Ereignisse werfen ein Schatten auf die lange Geschichte des Unternehmens, das 1905 in Brooklyn gegründet wurde. Der Gründer Frank Brunckhorst begann mit der Auslieferung von Schinken und baute das Geschäft über Jahrzehnte hinweg zu einer der bekanntesten Marken für Deli-Fleisch aus.

Die derzeitige Situation könnte weitreichende Folgen für das Unternehmen und die gesamte Branche haben. Deli-Fleisch-Verkäufe sind in den letzten Monaten um 8 % gesunken, da Verbraucher sich unsicher fühlen. Die Ermittlungen der US-Lebensmittelbehörden laufen weiter, und die Aufsicht wird auch die anderen Produktionsstätten von Boar's Head überprüfen, um herauszufinden, was zur aktuellen Krise geführt hat.

Solange die internen Streitigkeiten andauern und die rechtlichen Herausforderungen zunehmen, bleibt die Zukunft von Boar's Head ungewiss.

Text: Chloe Sorvino
Foto: www.boarshead.com

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