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Über Nachhaltigkeit reden viele – bei der Umsetzung sieht es aber anders aus. Das gilt für Unternehmen, wenn es um ihre Geschäftsreisen geht: Primär zählen Zeit- und Kostenersparnis, Nachhaltigkeit ist oft sekundär – und die Veränderung alter Gewohnheiten fällt nicht immer leicht.
Katharina Riederer will das ändern: Die CEO von eco.mio verfolgt ihre Mission, die Kosten für Geschäftsreisen zu senken und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu erzielen.
In München aufgewachsen studierte Riederer Maschinenbau an der ETH Zürich und der University of Michigan – und sah für sich zwei Wege: in die Beratung und ins Unternehmertum. Nicht wissend, dass sie das Erste zum Zweiten führen würde, begann sie ihr Berufsleben in der Beratung bei Roland Berger.
Sie sei mit ihrem Job eigentlich sehr zufrieden gewesen, erzählt Riederer; sie sei aber ins Grübeln gekommen, als sie sich einer OP unterziehen musste und ihre Träume von früher kamen ihr wieder in den Sinn. „Da wurde mir klar, dass ich immer den Plan im Hinterkopf gehabt hatte, meine eigene Chefin zu sein“, so Riederer. Sie sprach mit ihrem Mentor bei Roland Berger, der ihr riet, ein Sabbatical zu nehmen, was sie auch tat. Mit tatkräftiger Unterstützung ihres Beratungsunternehmens - insbesondere der Kollegen aus dem Travel Management - machte sie sich daran, Zeit, Kosten und Klimaziele in Einklang zu bringen und die beste Lösung für alle zu finden.
Alles lief gut – dann kam die Pandemie. Die Unternehmen hatten keine Zeit, über bewusstes Reisen nachzudenken, die allermeisten hatten mit dem nackten Überleben zu kämpfen. Eco.mio bekam Probleme auf der Kundenseite. „Die meisten Menschen wären in diesem Moment zurück in die Beratung gegangen“, sagt die junge Unternehmerin. „Das konnte ich nicht. Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ Riederer blieb – der Rest ist Geschichte.
Heute ist die von eco.mio entwickelte Software die erste im Bereich der Geschäftsreisen, die die drei Ps der unternehmerischen Nachhaltigkeit – Planet, People und Profit – vereint. „Wir haben einen maschinellen Lern-Algorithmus entwickelt, der laufend analysiert, wie sich das Reiseverhalten ändert“, sagt Riederer. Durch historische Reisedaten können über einen speziellen Algorithmus alternative nachhaltige Reiserichtlinien erstellt bzw. Vorschläge gemacht werden, die den CO2-Abdruck verkleinern und dazu noch Kosten sparen. Der Algorithmus ist in die Buchungsplattform des Unternehmens integriert – so können die Reisenden direkt bei ihrer Buchung sehen, ob sie einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen ihres Unternehmens leisten oder nicht.
Zur Freude der Unternehmerin reisst die Nachfrage nach dem Service von eco.mio nicht ab – das heute zwölfköpfige Team wird wohl ausgebaut werden müssen. Dafür brauche es bald eine andere Organisationsstruktur, sinniert die Beraterin in ihr. Für genügend Arbeit ist jedenfalls gesorgt.
Text: Ekin Deniz Dere
Foto: eco.mio GmbH
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 10–21 zum Thema „Under 30“.