Apple und die Polizei: Wie der Tech-Gigant heimlich an Überwachungs-Tools arbeitet

Im Oktober 2023 fand im kalifornischen Apple Park eine Konferenz der besonderen Art statt: Apples geheimes „Global Police Summit“ brachte Polizeibehörden aus sieben Ländern in Cupertino zusammen.

Ziel war es, den Einsatz von Apple-Produkten wie iPhone, Vision Pro und CarPlay für die Polizeiarbeit zu besprechen und zu verbessern. Laut internen E-Mails, die Forbes vorliegen, ist dies bereits das zweite Treffen dieser Art. Die ersten Veranstaltungen waren wegen der Pandemie ausgefallen, und die aktuelle Konferenz wurde bewusst vor dem internationalen Polizeikongress der IACP in San Diego abgehalten.

Obwohl Apple im Jahr 2015 nach dem San-Bernardino-Terroranschlag eine Kooperation mit dem FBI ablehnte und so eine distanzierte Haltung zu Sicherheitsbehörden signalisiert hatte, wird seither verstärkt an einer engeren Zusammenarbeit mit Polizeibehörden gearbeitet. Im Rahmen des „Global Police Summit“ bietet Apple spezielle Schulungen an und hält „Listening Sessions“ mit Ingenieuren ab, um die Bedürfnisse der Polizeibehörden zu verstehen. Apple selbst hat sich zu diesen Veranstaltungen nicht öffentlich geäussert, was laut dem Electronic Frontier Foundation Analyst Matthew Guariglia daran liegt, dass die Unterstützung von Überwachungsprojekten im Widerspruch zu Apples Image als datenschützender Tech-Konzern steht. Trotzdem ist der Überwachungsmarkt milliardenschwer und birgt enorme finanzielle Möglichkeiten. In den USA belaufen sich die jährlichen Ausgaben für die Polizei auf schätzungsweise 100 Mrd. US-$.

Die drei Tage dauernde Veranstaltung zeigte den teilnehmenden Beamten nicht nur neue Apple-Produkte, sondern auch innovative Anwendungsbeispiele, etwa von der neuseeländischen Polizei. Diese stellte die iOS-App „OnDuty“ vor, die an die nationale Datenbank angeschlossen ist und es ermöglicht, Informationen zu Verdächtigen, Nummernschildern und anderen Daten schnell abzurufen. Ein weiteres Beispiel für Apples Unterstützung war der Einsatz des Vision Pro-Headsets bei der Orange County Sheriff’s Department. Die VR-Technologie ermöglicht eine 3D-Darstellung der Überwachungsdaten und wurde für das „Real Time Operations Center“ der Behörde getestet.

Der Apple-Mitarbeiter Gary Oldham, der Apples „Global Police Summit“ seit 2019 betreut, baute die Marktpräsenz des Unternehmens im Bereich öffentliche Sicherheit deutlich aus. In manchen Ländern erreicht Apple in diesem Sektor bereits einen Marktanteil von 80 % oder mehr. Auch kalifornische Polizeibehörden wie LAPD und LASD nutzen Apples Produkte umfassend, unter anderem iPhones und Macs. Oldham berichtete, dass das LAPD zukünftig das Vision Pro-Headset für seine Überwachungsarbeit testen wird.

Auch Apple CarPlay, das ein iOS-Display auf das Armaturenbrett von Polizeifahrzeugen bringt, stösst auf Interesse. Die Polizei von Western Australia nutzt bereits Siri zur Aktualisierung von Einsatzdaten und zur Sprachsteuerung während des Fahrens. Beim LAPD prüft man den Austausch der herkömmlichen Laptops gegen CarPlay, da fest installierte Geräte bei Unfällen für die Beamten gefährlich sein können.

Doch es gibt Anzeichen dafür, dass Apple seine Investitionen in Polizeievents zurückfahren könnte. Gary Oldham informierte seine Partner im Juli 2024 darüber, dass das Budget für die Konferenz gestrichen wurde und der „Global Police Summit“ möglicherweise nur noch alle zwei Jahre stattfinden wird. Kurz darauf verliess Oldham das Unternehmen, ohne Gründe für seinen Abschied anzugeben. Die kalifornische Polizei hofft dennoch auf eine Fortsetzung des Summits: „Das war eines der wichtigsten Events des Jahres“, sagte der CIO von Orange County, Dave Fontneau, der in Hinblick auf Apples Rückzug scherzte: „Dann gehen wir eben dieses Jahr zur Android-Konferenz.“

Text: Thomas Brewster
Fotos: ajouretravel und TreptowerAlex

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