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Es ist die grösste Flüchtlingsgruppe, die Europa je gesehen hat. Die Flucht bzw. das Flüchten kostet ukrainische Vertriebene monatlich zwei Mrd. US-$.
Forbes hat herausgefunden, wie viel es ukrainische Migranten kostet, im Ausland zu leben. Die gute Nachricht ist, dass die Ukrainer nicht so arm sind, wie das staatliche Statistikkomitee und die Europäer dachten; doch die schlechte Nachricht ist, dass dieses Geld in der Heimat aus dem Umlauf genommen wird und jetzt der europäischen Wirtschaft hilft –
und nicht der ukrainischen.
Im April gaben Ukrainer, die wegen des russischen Angriffskriegs ins Ausland reisten, dort rund zwei Mrd. US-$ aus, indem sie mit Karten ukrainischer Banken bezahlten oder Bargeld abhoben, erklärt Roman Kachur, Vertreter der Ukraine bei der Weltbank, gegenüber Forbes. „Es stellt sich heraus, dass es sich bei unseren Flüchtlingen nicht wirklich um Flüchtlinge handelt, sondern um recht wohlhabende Touristen, die das europäische Gastgewerbe aktiv unterstützen“, so Kachur.
Vergleicht man die Statistik der Auslandsausgaben mit der des letzten Jahres, so ist ein Anstieg um das Drei- bis Vierfache festzustellen. „In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 zahlten die Ukrainer monatlich 500 bis 700 Millionen US-$ in ausländische Banknetze ein. Weitere 50 Millionen US-$ wurden in bar von Geldautomaten abgehoben“, sagt Mikhail Demkiv, Finanzanalyst der ICU Group.
Der Grund liegt auf der Hand: Der Krieg hat Millionen von Ukrainern gezwungen, in Europa Zuflucht zu suchen. Nach Angaben von Sozialministerin Marina Lazebna haben seit Beginn des Krieges mehr als fünf Millionen Ukrainer das Land verlassen.
Ende April hat Forbes anhand von Daten der Mobilfunkbetreiber berechnet, wo wie viele Ukrainer leben. Wie sich herausstellte, sind die grössten Zielländer Polen, wo über eine Million Ukrainer leben, sowie die Tschechische Republik und Deutschland mit 350.000 bzw. 300.000 Flüchtlingen.
Die Abwanderung von Millionen von Ukrainern (hauptsächlich Frauen mit minderjährigen Kindern) führte zu einem erheblichen Rückgang der inländischen Verbrauchernachfrage.
Durch ihren Umzug tragen die Ukrainer zum EU-Verbrauchermarkt bei. „Angesichts der Zahl der Flüchtlinge ergibt sich, dass jeder Ukrainer pro Monat 400 US-$ in die Wirtschaft der europäischen Länder investiert“, schätzt Kachur.
Im April zahlte jeder Ukrainer im Durchschnitt 125 US-$ (Gegenwert) mit Karte und hob etwa 150 US-$ in bar an Geldautomaten ab. Kann man ergo sagen, dass ukrainische Migranten keine Belastung, sondern eine treibende Kraft für die europäische Wirtschaft sind? Alle Ukrainer, die in die EU ausgereist sind, haben seit Beginn des Krieges mit ihren Bankkarten rund 1,5 Mrd. US-$ in Einzelhandelsketten ausgegeben, so der Pressedienst der „PrivatBank“.
Text: Swetlana Zarajewskaja (Forbes Ukraine), Übersetzung: Sophie Spiegelberger
Foto: unsplash.com